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Der erste Bericht der Ship Recycling Transparency Initiative (SRTI) zeigt: Der Druck auf die Reedereien, ihre Verschrottungspraktiken offenzulegen steigt. Investoren, Ladungseigner und Versicherer verlangen Nachhaltigkeit.

Die Ship Recycling Transparency Initiative (SRTI) ist ein Zusammenschluss von Reedern, Investoren, Banken, Versicherern und Ladungseignern, darunter China Navigation, Hapag-Lloyd, A.P. Moeller-Maersk, Norden, Stolt Tankers und Wallenius Wilhelmsen. Heute wurde wurde der erste Lagebericht in Hongkong vorgestellt. Ausgehend von den Daten, die durch einen Fragebogen gesammelt wurden, der im Rahmen der Ship Recycling Transparency Initiative unter den Reedern verteilt wurde, zeigt der Bericht deutlich, dass es eine wachsende Bewegung gibt, die den Druck auf die Reeder erhöht, ihre Ansätze zum Schiffsrecycling offenzulegen.

SRTI members
SRTI-Zusammensetzung (Quelle: SRTI)

Seit der Inbetriebnahme der Online-Plattform SRTI vor gut zwei Monaten haben acht große Reeder, die zusammen mehr als 1.800 Schiffe betreiben, freiwillig Daten über die Richtlinien und Praktiken des Schiffsrecyclings ihrer Unternehmen ausgetauscht. Alle Beteiligten haben Richtlinien über das Schiffsrecycling für ihre eigenen Schiffe, die Fragen im Zusammenhang mit Umwelt, Arbeit und Menschenrechten gemäß der Hong Kong Convention der IMO abdecken.

Druck kommt von Investoren, Herstellern und Versicherern

»Wir sehen einen zunehmenden Druck auf Reedereien durch wichtige Interessengruppen wie Investoren, Einzelhändler und Hersteller«, sagte Andrew Stephens, Executive Director der Sustainable Shipping Initiative. »Gespräche mit Ladungseigentümern, Kreditgebern und Versicherungsgesellschaften haben gezeigt, dass auch sie mehr Informationen über das Schiffsrecycling wünschen, um ihre Entscheidungen zu treffen.«

Hapag-Lloyd:

Bereits im Mai 2014 hat der Vorstand von Hapag-Lloyd eine interne Richtlinie zum Schiffsrecycling verabschiedet, die festlegt, dass nicht mehr benötigte Schiffe sicher und umweltfreundlich recycelt werden müssen. Man sei sich der Gefahren des Schiffsrecyclings voll bewusst und stelle sicher, dass Verfahren vorhanden seien, um ein nachhaltiges, sicheres und umweltgerechtes Recycling »unserer alten Damen« zu gewährleisten, heißt es in dem SRTI-Bericht. Die Reederei befasst sich dabei mit gesunden und sicheren Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer »mit Null Umweltverschmutzung«. Alle Schiffe, die dem Recycling zugeführt würden, verfügten über ein Gefahrstoffverzeichnis (IHM), um die Werft bei der Erstellung eines Schiffsrecyclingplans (SRP) zu unterstützen. Darüber hinaus habe Hapag-Lloyd seine Neubauten schon seit langem mit einem IHM ausgestattet. Mit dieser internen Richtlinie sei man der Europäischen Union voraus gewesen, die erst Ende 2015 damit begann, Reedereien zu verpflichten, alle Neubauten mit einem IHM auszustatten. In der Bestandsflotte wurden bereits viele Einheiten mit einem IHM ausgestattet, der Prozess läuft, um bis 2020 die volle Konformität zu erreichen.

»Das Besondere an der SRTI ist, dass sie sich leicht in bestehende Nachhaltigkeitsstrategien integrieren lässt, z.B. durch die Einbindung in Lieferanten-Verhaltenskodizes, und als Anforderung in Beschaffungsprozessen eingesetzt werden kann. Reeder spüren die Auswirkungen im Marktes, weil sie nun in die Pflicht genommen werden; der einfache Akt der Transparenz über ihren Ansatz beim Schiffsrecycling führt zu einer Verbesserung von Politik, Praxis und Leistung«, formulierte es Stephens.

Mehr und mehr Investoren treten der Initiative bei

Große Fahrzeughersteller wie BMW und Scania haben sich kürzlich dem SRTI angeschlossen und zeigen damit ihre Bereitschaft, für ihre Lieferkette Verantwortung zu übernehmen. Finanzielle Interessengruppen machen ein Drittel der an der SRTI beteiligten Personen aus – einschließlich der jüngsten Unterzeichner MP Pension und PBU –, was auf einen anhaltenden Trend hindeutet, dass Investmentfonds die Recyclingpraktiken von Reedern überprüfen.

Der SRTI-Bericht zeigt auch, wie Reeder ihre Verpflichtungen im Bereich des verantwortungsvollen Schiffsrecyclings durch die Verwendung von Standardverträgen wie RECYCLECON von BIMCO für den Verkauf von Schiffen für umweltfreundliches Recycling und ausdrückliche Anforderungen an Schiffsrecyclinganlagen, die einem bestimmten Recyclingplan folgen, erfüllen. 100% der Reeder, die ihre Praktiken offengelegt haben, überwachen laut SRTI die Einhaltung der Vorschriften während des Schiffsrecyclingprozesses. Meist geschieht dies durch laufende Kontrollen und Beauftragung eines Unternehmensvertreters. Reeder führen demnach auch Folgekontrollen vor Ort und Stichproben durch. Der Bericht SRTI 2019 ist hier verfügbar.

BMW, Scania und Teekay mit an Bord

Die SRTI, die zur Sustainable Shipping Initiative gehört, bringt führende Reeder, Investoren, Banken, Versicherer, Ladungseigner und andere Interessengruppen aus der maritimen Industrie zusammen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Reedereien China Navigation Company, Hapag-Lloyd, A.P. Moeller-Maersk, Norden, Stolt Tankers und Wallenius Wilhelmsen, die Finanzinstitute GES/Sustainalytics, Nykredit und Standard Chartered Bank, die Klassifikationsgesellschaft Lloyd’s Register und das Sustainability Non-Profit Forum for the Future. Zu den jüngsten Unterzeichnern gehören BMW, MP Pension, PBU, RightShip, Scania und Teekay.