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Der Kraftstoffbedarf wird sich in der Schifffahrt ab 2020 dramatisch verändern. Laut IEA halbiert sich der Verbrauch von Schweröl, schwefelarme[ds_preview] Produkte legen deutlich zu. Zunächst aber droht ein Engpass.

3,5 Mio. Barrel an Schweröl verbraucht die globale Schifffahrt derzeit jeden Tag. Mit Einführung der neuen IMO-Regeln zur Begrenzung des Schwefelgehalts wird der Bedarf rapide sinken. Laut einer aktuellen Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) sinkt die Nachfrage im kommenden Jahr auf nur noch 1,4 Mio. Barrel/Tag – also auf rund 40% des heutigen Niveaus.

Gasöl-Produktion und Preise steigen an

Im Gegenzug steigt der Verbrauch von schwefelarmen Kraftstoffen erheblich an. Der  Bedarf an Marine-Gasöl (MGO) verdoppelt sich gegenüber heute von 0,9 Mio. Barrel/Tag auf dann 2 Mio. Barrel/Tag. Dies werde zu einem Preisansteig um etwa ein Fünftel führen. Dazu kommen 1 Mio. Barrel/Tag des sogenannten VLSFO (Very Low Sulphur Fuel Oil), neuen Kraftstoffmischungen mit dem maximal erlaubten Schwefelanteil von 0,5%.

16% der Flotte fahren an IMO-Regeln vorbei

Die IEA verweist darauf, dass es anfangs Probleme mit der Verfügbarkeit und Kompatibilität geben könnte. Nach Einschätzung der Experten werden 16% der Flotte die IMO-Vorgaben nicht einhalten können. Ein Verbrauch von 0,7 Mio. Barrel an HFO pro Tag seien allein darauf zurückzuführen.

In den Jahren 2020–2024 komme dann aber VLSFO aufgrund des Preisvorteils gegenüber MGO auf die höchsten Steigerungsraten und in vier Jahren auf einen Verbrauch von 1,8 Mio. Barrel/Tag. MGO wird dann in gleicher Menge benötigt, vor allem durch den Einsatz auf kleineren, küstennah operierenden Schiffen.

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© IEA

Die Gesamtnachfrage nach Schiffskraftstoffen werde 2020 auf dem heutigen Niveau verharren, bevor der Bedarf mit ca. 1,8% pro Jahr wieder wachsen werde. HFO bleibt trotzt der Sulphur Cap gefragt und wird sich laut IEA nach 2024 bei rund 1 Mio. Barrel/Tag einpendeln. Das liege an der steigenden Zahl von installierten Scrubbern.

Scrubber ein Auslaufmodell?

Allerdings steigt die Zahl der installierten Abgaswäscher nur moderat von 2.500 Ende 2019 auf rund 5.200 Anlagen bis Ende 2024 an, da von den Raffinerien gleichzeitig mehr Gasöl und VLSFO zur Verfügung gestellt würden. Die Kapazität der Raffinerien zur Produktion von MGO weltweit werde bis 2024 um 8% oder 2,3 Mio. Barrel/Tag gesteigert.

Der Preisunterschied zwischen MGO und VLSFO wird für 2020 auf etwa 160 $/t geschätzt. Für Großtanker (VLCC) rechne sich daher ein Retrofit, da sich die Investitionskosten innerhalb von 1,5 Jahren amortisieren würden, schreibt die IEA.

Scrubber, IEA
Scrubber-Installationen nach Schiffskategorie und Art der Investition (© IEA)

Doch die Nachfrage werden bis 2020 ihren Höhepunkt überschreiten, für 2021 rechnet die IEA nur noch mit 700 Bestellungen gegenüber 1.900 Systemen in diesem Jahr. 2022 sinkt die Zahl auf weniger als 200 pro Jahr. Denn durch die Produktionssteigerung bei IMO-konformen Kraftstoffen werde sich der Preisvorteil verringern. In der Folge werde nur der geringste Teil (5.200 Schiffe) der Weltflotte (94.000 Schiffe) mit Scrubbern fahren. Da es sich vor allem um größere Schiffe handelt, verbrauchen sie aber 22% des HFO-Angebots.

LNG bleibt Nischenmarkt

Verflüssigtes Erdgas (LNG) werde künftig nur einen kleinen Beitrag zum Bunkermix beitragen. Im Jahr 2018 wurden weniger als 10.000 Barrel/Tag auf Schiffen verbraucht. Auch wenn sich dieser Wert bis 2024 auf 90.000 Barrel/Tag fast verzehnfache, bleibe der LNG-Anteil mit etwa 2% des weltweiten Bunkervolumens »bescheiden«. Ein Bedarf sehen die IEA-Experten vor allem bei Kreuzfahrt- und Containerschiffen.

IEA LNG
LNG-Bedarf nach Schiffstypen (© IEA)