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In Hannover sollen es die Spatzen längst von den Dächern pfeifen: Die NordLB will sich offenbar komplett aus der Schiffsfinanzierung zurückziehen. Die noch bestehenden Kredite stehen zum Verkauf.

Gerade erst war eine Einigung zur Fortführung der Landesbank erzielt worden. Das Land Niedersachsen als Hauptgesellschafter (60%) soll demnach mit 2,5 Mrd. € den Löwenanteil der nötigen Kapitalerhöhung stemmen, die restlichen 1,2 Mrd. € kommen von den Sparkassen. Damit bleibt das Geldinstitut in öffentlich-rechtlichem Besitz. Private Investoren kommen – anders als bei der einstigen HSH Nordbank – nicht zum Zug.

Doch diese Lösung hat offensichtlich ihren Preis – vor allem für die Reederei-Kunden. Denn die NordLB steht nach Informationen der HANSA vor dem endgültigen Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung, lange Zeit ein wichtiges Standbein im Kreditgeschäft des Geldinstituts.

Bekanntich hatte die NordLB erst jüngst ein 2,7 Mrd. € schweres Portfolio (263 Schiffe) an den US-Investor Cerberus verkauft. Ein bedeutend größeres Kreditpaket im Wert von rund 4 Mrd. €, intern unter dem Namen »Tower Bridge« geführt, soll ebenfalls an private Geldgeber veräußert werden.

Doch damit nicht genug: Wie die HANSA aus verlässlichen Quellen erfahren hat, will die Bank auch den »gesunden« Teil des Schifffahrts-Portfolios abstoßen. Die Ausstiegsstrategie sei vor wenigen Wochen beschlossen worden, heißt es.

NordLB, Verkauf, Bürkle
Vorstandschef Thomas Bürkle (© NordLB)

Die NordLB hielt Ende 2018 noch 10,8 Mrd. € in ihrem Schiffsportfolio – gegenüber rund 19 Mrd. € im Jahr 2015. Vorstandschef Thomas Bürkle hatte erst kürzlich erklärt, dass der sogenannte NPL-Anteil (non-performing loans) bereits bis Ende 2019 vollständig abgebaut sein wird. Zuletzt waren das noch 7,3 Mrd. €. Nach dem Cerberus-Deal wäre der Verkauf von weiteren 4,6 Mrd. € an »faulen« Krediten demnach beschlossene Sache.

Blieben rund 3,5 Mrd. € an sogenannten »performing loans«. Dabei handelt es sich um Kredite, für die von den Gläubigern in der Regel noch Zins und Tilgung gezahlt werden. Auch dafür werden jetzt offenbar Käufer gesucht. In Branchenkreisen heißt es, dass die NordLB bereits konkrete Gespräche mit anderen Geldinstituten aufgenommen habe. Ein Verkauf an Privatinvestoren sei in diesem Fall ausdrücklich »nicht gewünscht«. Weitere Details sind bislang nicht durchgesickert.

NordLB, Portfolio
© NordLB / HANSA

Sollte es so kommen, steht die in Deutschland beheimatete Schiffsfinanzierung vor einem neuerlichen gewaltigen Aderlass. Denn neben der NordLB bietet auch die inzwischen zur DZ Bank gehörende DVB Bank ihr Shipping-Portfolio zum Kauf an. Das sind weitere 7,2 Mrd. €. Die Folgen für Reederei-Kunden, Märkte und auch den Standort sind nicht abzusehen.

Als Fels in der Brandung erweist sich neben der bundeseigenen KfW IPEX-Bank mit einem relativ stabilen Kreditportfolio von gut 14 Mrd. € ausgerechnet die privatisierte HSH Nordbank, heute Hamburg Commercial Bank. Auch sie hat sich zwar ihrer Altlasten entledigt und ist auf gut 5 Mrd. € geschrumpft. Sie will aber nach eigenen Angaben diese Größe halten und plant mit einem jährlichen Neugeschäft in Höhe von etwa 1 Mrd. $.

Alle anderen, ehemals gewichtigen deutschen Banken spielen dagegen kaum noch eine Rolle. Die Commerzbank hat gerade einmal noch 60 Schiffe im Bestand und steht unmittelbar vor dem verkündeten finalen Ausstieg. Die Kreditvolumen bei der Deutschen Bank, bei der Helaba oder der Deka sind inzwischen fast zu vernachlässigen.

Banken, Schiffsfinanzierung
© HANSA