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Nach dem Desaster bei der Sanierung der »Gorch Fock« hat die Marine jetzt die in Bremerhaven beheimatete Bark »Alexander von Humboldt II« eingechartert.

Die »Gorch Fock« liegt bekanntlich seit drei Jahren im Dock. Zuletzt hatte das Segelschulschiff der Marine wegen der Verzögerun[ds_preview]gen bei der Sanierung, der immensen Kostenexplosion auf zuletzt 135 Mio. € und Verfehlungen des ehemaligen Vorstands der Elsflether Werft nur noch für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.

Gorch Fock, Elsfleth
© Scheer

Auch die Stammbesatzung des zerlegten Dreimasters war zur Untätigkeit verdammt. Während die Kadetten der Marine ersatzweise auf dem rumänischen Segler »Mircea« Seeluft schnuppern konnten, war die Crew zum Werftgelände abkommandiert.

Törn zwischen den Kanaren

Nun bekommt wenigstens ein Teil von ihnen wieder Schiffsplanken unter die Füße – auf der »Alexander von Humboldt II«. Ebenfalls ein Dreimaster, ebenfalls ein Segelschulschiff, allerdings im Besitz der privaten Deutschen Stiftung Sail Training (DSST) aus Bremerhaven. Für Ausbildungszwecke wurde sie jetzt von der Marine gechartert.

Für zunächst zehn Tage gingen 32 Marinesoldaten in Las Palmas auf Gran Canaria an Bord. Zusammen mit zivilen Trainees machen sie mit der »Alex II« einen Törn nach Santa Cruz auf Teneriffa, wo sie am kommenden Wochende ankommen. Anschließend wollen DSST-Vorstand und Marine beraten, was sich verbessern lässt.

Zwei weitere Fahrten geplant

Aktuell sind ab November zwei weitere Fahrten mit Marinebeteiligung an Bord der 65 m langen Bark vorgesehen. Initiator dieser Kooperation sind unter anderem Stefan Lange, Ausbilder bei der Marineoperationsschule (MOS) in Bremerhaven, und Alex-Kapitän Immo von Schnurbein, selbst von 1986 bis 1992 Kommandant der »Gorch Fock«.

Die »Alexander von Humboldt II« hatte 2011 ihre Vorgängerin ersetzt. Sie war als erster Großsegler seit der Barkentine »Lili Marleen« im Jahr 1994 von der Rönner-Gruppe gebaut worden. Sie hatte mit 15 Mio. € nur einen Bruchteil des für die »Gorch Fock« nötigen Sanierungsaufwands gekostet.

Kleiner als »Gorch Fock«

Der als Bark getakelte Dreimaster verfügt über eine Segelfläche von 1.360 m² verteilt auf 24 Segel und bietet Platz für knapp 80 Personen. Der Rumpf wurde nach dem alten Entwurf des 1953 bei H. C. Stülcken in Hamburg gebauten, indonesischen Segelschulschiffs »Dewaruci« geplant. Sie ist damit ein Stück kleiner als die 1958 gebaute »Gorch Fock«, die auf knapp 90 m Länge bis zu 220 Personen aufnehmen kann.

Alexander von Humboldt Eckardt
© Christian Eckardt

Auch wenn das Schiff bis zu 340 Tage im Jahr für die DSST fährt, sind Charterfahrten nicht unüblich. So schickt die Drogeriekette Rossmann seit 2014 regelmäßig ihre Azubis an Bord, um auf hoher See Teamgeist und Seemannschaft zu erlernen.

Nach Abschluss der diesjährigen Wintersaison auf den Kanarischen Inseln wird die »Alex II« am 19. April im Heimathafen Bremerhaven zurückerwartet. Danach muss auch sie in die Werft. Anders als bei der »Gorch Fock« stehen aber lediglich »normale« Klasse- und Wartungsarbeiten an.