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Erst Piräus, jetzt Genua und Triest. Mit milliardenschweren Investitionszusagen versucht China, seine neue »Seidenstraße« auszubauen und den Einfluss im Mittelmeer zu vergrößern.

Bei einem Staatsbesuch von Chinas Präsidenten Xi Jinping in Italien sind trotz massiver Kriti[ds_preview]k aus der EU umstrittene Abkommen unterzeichnet worden. Italien tritt offiziell der »Seidenstraße«-Initiative bei und sichert sich damit 2,5 Mrd. € an Investitionen Chinas.

Karte GenuaEingeschlossen in die insgesamt 29 Absichtserklärungen sind auch Häfen im Mittelmeer. In Triest will das chinesische Bauunternehmen China Communications and Construction Company (CCCC) die Anbindungen nach Ost- und Zentraleuropa verbessern, auch Italiens wichtigster und größter Seehafen in Genua soll gemeinsam ausgebaut werden.

Mit der 2013 ins Leben gerufenen »Belt and Road Initiative« will China über Straßen, Trassen und Seekorridoren mehr als 80 Länder in Zentral-, Südostasien, Afrika und Europa wirtschaftlich enger an sich binden und seine Einflusssphäre vergrößern. Mit der Mehrheitsübernahme an Griechenlands wichtigstem Hafen Piräus haben die Chinesen bereits ein Einfallstor nach Europa. Jetzt könnten der Adria-Hafen Triest und der größte Seehafen Genua hinzukommen. Denkbar ist zudem ein finanzielles Engagement durch Kredite in Ravenna und Palermo.

Vor allem in Triest sehen die asiatischen Staatsinvestoren das größte Potenzial. Über den Hafen in der Nord-Adria könnten Binnenländer wie Österreich, Ungarn, die Tschechische Republik, die Slowakei oder Serbien über den Landweg schnell erreicht und für die wirtschaftlichen Interessen Chinas erschlossen werden.

Genua, Hafen, China
@ Porto di Genoa

Ähnliches gilt für Genau auf der westlichen Seite des »italienischen Stiefels« am nördlichsten Punkt des Ligurischen Meeres, strategisch günstig gelegen für den Anschluss an das stark industrialisierte norditalienische, aber auch ans westeuropäischen Hinterland. Die Umschlagkapazität lag zuletzt bei 70 Mio. t und 2,6 Mio. TEU (Rang 12 der Containerhäfen in Europa), die weiter ausgebaut werden soll.

Der chinesische Hafenbetreiber Cosco hatte nach der Übernahme Piräus zum zweitgrößten Containerhafen im gesamten Mittelmeerraum nach Valencia entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden 4.9 Mio. TEU umgeschlagen – ein Plus von 18,4 % im Vergleich zu 2017.

Piräus und demnächst auch die italienischen Häfen wären Teil einer Kette von Umschlagplätzen, die von chinesischen Unternehmen neu gebaut oder modernisiert wurden und sich entlang der Küstenländer der neuen maritimen Seidenstraße ziehen. Darunter fallen strategisch wichtige Häfen wie Gwadar in Pakistan, Dschibuti in Afrika oder Sri Lanka.

CCCC ist an den Börsen von Hongkong und Shanghai notiert und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als 90 Mrd. $. Das CCCC ist in 155 Ländern an der Planung, dem Bau, der Finanzierung und dem Betrieb von Verkehrsinfrastrukturen beteiligt.