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Nach erfolgreicher Privatisierung hat die Hamburg Commercial Bank (HCOB) auch den geplanten Personalabbau geregelt: In Kiel und Hamburg entfallen 770 Vollzeitstellen.

Gestern sei der mit dem Betriebsrat ausgehandelte Sozialplan verabschiedet worden, teilte die HCOB – ehemals HSH Nordbank – mit. Demnach wird die Belegschaft in Kiel von derzeit 575 auf 235 Stellen reduziert (–340). Hamburg kommt besser weg: Es bleiben knapp 700 statt 848 Arbeitsplätze übrig (–128) plus die Stellen im Ausland. Künftig will die Bank an beiden Standorten nur noch 955 Mitarbeiter beschäftigen.

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Vorstandschef Stefan Ermisch und Risiko-Vorstand Ulrik Lackschewitz (© HCOB)

Nach ihrem Verkauf an eine Investorengruppe um Cerberus und J.C. Flowers im Februar vergangenen Jahres muss und will die ehemalige Landesbank schrumpfen und rentabler werden. Bis Mitte 2021 hat sie Zeit, alle Bedingungen für einen Wechsel in das private Bankensystem zu erfüllen. »Wir werden deshalb kleiner und effektiver“, kündigte Vorstandschef Stefan Ermisch bei der Vorlage der Bilanzzahlen für 2018 an.

Neben erheblichen Kosteneinsparungen, vor allem beim Personal, werden auch Geschäftsfelder wie Wealth Management und Global Trade Finance aufgegeben, »wo wir einfach kein Geld verdienen«, so Ermisch. An der Schiffsfinanzierung will die Geschäftsbank dagegen unter den neuen Eigentümern festhalten – trotz der auch im vergangenen Jahr erneut aufgelaufenen Verluste.

HCOB, HSH

Zwar hatte sich die HCOB im Zuge der Privatisierung nahezu aller Altlasten entledigt, indem ein milliardenschweres NPL-Portfolio parallel an Investoren verkauft worden war. So wurden gut 6 Mrd. €, darunter weit mehr als 4 Mrd. € an »faulen« Schiffskrediten, aus den Büchern genommen. Übrig bleiben jetzt noch 5,2 Mrd. € (2017: 5,5 Mrd. €), die Ermisch als ein »gesundes« Portfolio bezeichnet. Die NPL-Quote (non-performing loans) wurde im Jahresverlauf von 10,4% auf 2,0% zurückgefahren. Der Rückgang sei ausschließlich durch Tilgung zustande gekommen, nicht etwa durch den Verkauf von Forderungen.

Bilanz 2018

Bilanzsumme: 55,1 Mrd. €
Geschäftsvolumen: 64,5 Mrd. €
Ergebnis vor Steuern: 97 Mio. €
Konzernergebnis: 77 Mio. €
CET1-Kapitalquote: 18,5%
Neugeschäft: 8,4 Mrd. €
Verwaltungsaufwand: -402 Mio. €
Mitarbeiter: 1.716 (Vollzeitstellen)

Sowohl die Portfolio-Größe als auch das Neugeschäft (2018: 1 Mrd. €) im Shipping sollen daher stabil gehalten werden, heißt es. Die besten Aussichten auf attraktive Abschlüsse räumt man allerdings den Standorten Athen und Singapur ein, weniger den Aktivitäten in Deutschland. Schon heute machen Auslandskunden 60% des Kreditvolumens aus.

Als Dienstleister für Fremd-Portfolios sieht sich die HCOB nicht. Bekanntlich hat der US-Finanzinvestor Cerberus nach der HSH Nordbank und deren Altlasten-Portfolio inzwischen auch ein Kreditpaket von 2,7 Mrd. € (»Big Ben«) von der kriselnden NordLB übernommen und steht in exklusiven Verkaufsgesprächen über ein weiteres Paket im Wert von 4 Mrd. € (»Tower Bridge«). »Wir haben daran kein Interesse«, sagt Ermisch. Vorerst betreut die HCOB noch die Kredite, die an Cerberus & Co und vorher bereits an die AöR Portfoliomanagement gegangen sind. Ein Geschäftsmodell für die Zukunft sei dies aber nicht.

Für das vergangene Jahr vermeldet die HCOB ein Ergebnis vor Steuern von 97 Mio. € gegenüber einem Verlust von 453 Mio. € im Jahr 2017. Nach Steuern lag das Konzernergebnis bei 77 Mio. € (–528 Mio. €). Allein die Aufwendungen für die Restrukturierung der Bank belasteten das Ergebnis mit -366 Mio. €. Dazu kamen letztmalig laufende Gebühren für die Länder-Garantie und die Einmalzahlung für deren Aufhebung in Höhe von –158 Mio. €.