Print Friendly, PDF & Email

Aco Marine und verschiedene Hersteller von Abwasserbehandlungssystemen und Umweltverbänden fordern in einem Brief an die International Maritime Organization (IMO) eine Überarbeitung von MARPOL Annex IV. Die Unternehmen regen an, die Einleitungskriterien von Abwasser an Bord von Schiffen zu ü[ds_preview]berprüfen.

Es gebe zwar Vorschriften für die Überprüfung von Entladeparametern, diese bezögen sich jedoch nur auf Typengenehmigungsprüfungen in landgestützten Betrieben. Derzeit gebe es hingegen keine Durchsetzung der Kriterien für die Abwassereinleitung, sobald ein System an Bord installiert und in Betrieb genommen werde, so die Abwasserspezialisten.

Mark Beavis, Managing Director von Aco Marine, hegt Zweifel, ob die geprüften Systeme beim Einsatz auf See auch tatsächlich in der Lage sind, Abwasser zu behandeln. »Der Hauptstreitpunkt ist, dass wir glauben, dass es typgeprüfte Systeme auf See gibt, die wissenschaftlich nicht in der Lage sind, Abwasser zu behandeln«, so Beavis.

approved systems in operation at sea that are scientifically incapable of treating sewage waste,” said Mark Beavis, Managing Director von Aco Marine
Mark Beavis, Managing Director von Aco Marine. © Aco Marine

In einem von ihm mitverfassten Papier – Sewage Treatment with No-Sludge Production – A False Claim, and a Non-Conformity – behaupten nach seiner Aussage einige Hersteller, dass ihre Kläranlagen keinen Schlamm produzieren. Dennoch seien die Geräte leider zugelassen worden. Sie hätten aber Unzulänglichkeiten aufgewiesen. »Diese Systeme verstoßen gegen die Regeln«, sagt Beavis.

 

Umweltschädigender Klärschlamm bleibt zurück

Kläranlagen schützen die Meeresumwelt, indem sie rohes Abwasser in weniger schädliches Abwasser umwandeln. Dafür habe die IMO gewisse Einleitungskriterien festgelegt. Als Nebenprodukt des Behandlungsprozesses entstünde Klärschlamm, der entweder an Bord behandelt oder an Land verbracht werden müsse. Dieser Schlamm sei ein Nebenprodukt bei allen Behandlungsverfahren. Anstatt jedoch vom Behandlungsprozess getrennt zu werden, werde er im Abwasser ausgespült. Man sei deshalb sehr besorgt über die Umweltschäden, die diese Systeme verursachten, so Beavis weiter.

Trotz der Verschärfung der Regeln mit MEPC.227(64) und der Begrenzung von Verdünnungswasser bei den Testläufen, sei die Zertifizierung dieser sogenannten schlammfreien Systeme nicht verhindert worden. »Zertifikate sind zu Lizenzen für Verschmutzungen geworden«, echauffieren sich die Abwasserbehandlungsexperten. »Es läuft einiges falsch.«

Solche schlammfreien Systeme werden durch die bestehenden Richtlinien zwar nicht verboten, die Autoren des Briefs glauben aber, dass das Typgenehmigungsverfahren ein »Widerspruch zu den Absichten der IMO ist.«

Das Einleiten von Abwasser ins Meer gefährdet die Umwelt
Das Einleiten von Abwasser ins Meer gefährdet die Umwelt. © Aco Marine

»Es steht viel auf dem Spiel: die Glaubwürdigkeit der Genehmigungsregelungen, die Verantwortung gegenüber Reedern und Werften, gleiche Wettbewerbsbedingungen, die Umweltziele der IMO und letztlich das unberührte Meerwasser, dessen Schutz vereinbart wurde.«

Die Autoren fordern die IMO, ihre Mitgliedstaaten und die Genehmigungsbewertungsstellen auf, die Problematik zu ermitteln und Prüfprotokolle zu erstellen, um zu verhindern, dass sich solche Nichtkonformitäten wiederholen.