Reederband, Digitalisierung, Hartmann, VDR
VDR-Präsident Alfred Hartmann (Quelle: Hartmann AG)
Print Friendly, PDF & Email

Nachdem die NordLB den Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung endgültig bestätigt hat, fordern die deutschen Reeder einen verantwortungsvollen Verkauf der Kredite.

Die lange währende Unsicherheit hat heute zumindest zum Teil ein Ende gefunden: Die NordLB hat bei der Veröffentlichung eines großen Verlusts [ds_preview]im vergangenen Jahr angekündigt, das gesamte Portfolio in zwei bis drei Jahren abzubauen und dafür eine eigene Abwicklungseinheit zu gründen.

Alfred Hartmann, Präsident beim Verband Deutscher Reeder (VDR) sagte dazu: »Wir haben heute schmerzhaft Klarheit über den künftigen Kurs der NordLB gewonnen. Die Landesbank hat wie andere auch über viele Jahre mit Schiffskrediten viel verdient. Jetzt, nachdem dieses Geschäft nicht mehr funktionierte, müssen Reeder, die alles andere als allein schuld an den Herausforderungen sind, über Gebühr dafür büßen, wenn die Bank einen Ausverkauf ihrer Schiffskredite um jeden Preis forciert.«

NordLB
Die Schifffahrtskrise belastet das Ergebnis der NordLB (Foto: NordLB)

Der VDR sieht zwar ein, dass ein Neuanfang für die Landesbank nötig ist, stellt aber auch Forderungen. Wer sich als verlässlicher Partner des Mittelstandes, fest verwurzelt in seiner Heimatregion, positionieren wolle, der komme in Norddeutschland nicht um die maritime Wirtschaft herum. Ansonsten würden dem Verlust von Arbeitsplätzen in der NordLB noch viele weitere Jobs in den mittelständisch geprägten Schifffahrtsunternehmen etwa im Emsland, Ostfriesland oder dem Alten Land folgen.

»Wir fordern deshalb, dass der begonnene Kreditabbau erheblich stärker von gesamtwirtschaftlicher Vernunft geprägt wird. Es müssen individuelle Lösungen mit Reedereien gesucht werden, um den Schifffahrtsstandort Deutschland zu erhalten und zu stärken. Gerade die öffentlich-rechtlichen Banken haben eine Verantwortung für die Wirtschaft in ihrer Region. Ich erwarte, dass sie dieser Verantwortung auch gerecht werden«, so der Hartmann weiter, dessen Reedereigruppe im ostfriesischen Leer ansässig ist.

Bereits vor der Bilanzveröffentlichung hatten nordwestdeutsche Reederverbände ein Positionspapier an die niedersächsische Landespolitik geschrieben und vor einem Ausverkauf der Flotte gewarnt.

7,5 Mrd. € der NordLB-Kredite gelten dabei als belastet. Dieses NPL-Portfolio (non-performing loans) solle »schnellstmöglich« abgebaut werden. In einem ersten Schritt gehen 263 Schiffe aus dem Paket »Big Ben« im Wert von 2,6 Mrd. € an den US-Finanzinvestor Cerberus.

Die restlichen 4,9 Mrd. € sollen vornehmlich durch Einzelverkäufe über eine »bankinterne Abwicklungseinheit« abgewickelt werden, die mit einer Finanzgarantie des Landes Niedersachen abgeschirmt wird. Der Verkauf eines zweiten Kreditpakets von gut 4 Mrd. € (»Tower Bridge«) an Cerberus ist damit vom Tisch. Bei größeren Portfolien müssten auch große Abschläge in Kauf genommen werden, deswegen habe man sich dagegen entschieden, sagt Risiko-Vorstand Christoph Dieng. »Im besten Fall verkaufen wir Schiff für Schiff und im Einvernehmen mit den Reedern.« Das dürfte für viele Kreditnehmer der knapp 300 betroffenen Schiffe, darunter zu 80–90% deutsche Reeder, eine gute Nachricht sein.