Spediteure, VHSP, Reedereien, Service
© Hollmann
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Die Konsolidierung innerhalb der Linienschifffahrt hat nach Einschätzung der Hamburger Spediteure kaum positive Auswirkungen für die Ladungsseite gehabt. Ganz im Gegenteil.

[ds_preview]In einer aktuellen Umfrage unter den 340 Mitgliedern des Vereins Hamburger Spediteure (VHSp) schneiden die Carrier in punkto Leistungsqualität deutlich schlechter als im Vorjahr ab. Fast drei von vier Befragten (71%) gaben an, dass der Service der Linien weiter nachgelassen habe.

Verbesserungsbedarf sehen die Spediteure, die Schätzungen zufolge mehr als die Hälfte der Containerladung im Hamburger Hafen disponieren, vor allem bei der Erreichbarkeit von Ansprechpartnern, der Informationspolitik bei Unregelmäßigkeiten, bei der Fahrplantreue sowie bei der Verfügbarkeit von Equipment. »Man versucht durch die Bank, Synergien bis hin zum Call Center zu finden, aber zu Lasten der Kunden«, kritisierte VHSp-Vorsitzer Willem van der Schalk in Hamburg anlässlich der 135. Jahreshauptversammlung.

Hinzugekommen sei im vergangenen Jahr, dass viele Verantwortlichkeiten innerhalb der neuen Konsortien und fusionierten Linien noch nicht geregelt gewesen seien. »In der Praxis waren viele Mitarbeiter dort stark verunsichert«, so van der Schalk.

Trotzdem werden die Seefrachtraten angesichts abnehmender Überkapazitäten dieses Jahr wohl steigen. Diese Erwartung äußerten immerhin 48% der befragten Hamburger Spediteure in der jährlichen Konjunkturumfrage des VHSp. Für Misstrauen bei den Logistikern sorgen auch einige große Linienreedereien wie CMA CGM und Maersk mit der Erweiterung ihres Geschäftsmodells von der Schifffahrt in die Logistik hinein. Die Franzosen sind mit der Übernahme der Spedition CEVA inzwischen bereits am Ziel und wollen das Unternehmen in Kürze von der Schweizer Börse nehmen.

Unabhängige Speditionen böten ihren Kunden dagegen den Vorteil, dass sie Carrier neutral einsetzten und stets die günstigste Lösung wählten. »In den Vertriebswegen der Reedereien werden dagegen immer die eigenen Produkte bevorzugt«, so van der Schalk.

Was den Hafenstandort Hamburg betrifft, sieht der VHSp trotz der jetzt beginnenden Elbvertiefung weiter eine Reihe von Risiken und Hindernissen für den Güterumschlag. Dazu gehören Verzögerungen bei der Automatisierung der Zollabfertigung, die den Angaben zufolge durchschnittlich anderthalb Tage in Anspruch nimmt, sowie der noch ungeklärte Bau einer neuen Köhlbrandquerung.

Außerdem stehe die angekündigte Einführung der Verrechnungsregelung bei der Einfuhrumsatzsteuer in Deutschland weiter aus – nach dem Beispiel der Niederlande und Belgiens, wo die Einfuhrumsatzsteuer erst später im Zuge der Umsatzsteuervoranmeldung verrechnet wird. Die Spediteure fordern eine schnellstmögliche Umsetzung der von den Bundesländern gebilligten Lösung – und nicht erst nach 2021.

»Für Hamburg ist das eine Benachteiligung, die man nicht wegdiskutieren kann«, heißt es. Immer wieder gingen Importgeschäfte deshalb an die Westhäfen verloren, weil die Kunden dort ihre finanzielle Liquidität verbessern könnten, unterstrich van der Schalk. Eine Verlängerung der Zahlungsfrist von sieben Tagen für die Einfuhrumsatzsteuer, wie sie als Übergangslösung ins Gespräch gebracht wurde, helfe den Spediteuren und dem Hafen nicht weiter. (mph)