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Die NGO Shipbreaking Platform hat ihren vierteljährlichen Verschrottungsbericht vorgelegt: Südasien bleibt Spitze, die Bilanz der nach EU SRR abgewrackten Einheiten nimmt sich noch bescheiden aus.

Im ersten Quartal 2019 wurden laut des Berichts weltweit insgesamt 181 Schiffe verschrottet. Von diesen wurden 142 Schiffe zur Versch[ds_preview]rottung an Stränden in Südasien verkauft. Im ersten Quartal 2019 verkauften laut NGO die Reeder in den USA, Saudi-Arabien und Singapur die meisten Schiffe an südasiatische Abwrackwerften, gefolgt von griechischen und südkoreanischen Reedern.

»Die hohe Anzahl von Flaggenwechseln sollte Behörden auf Unwirksamkeit von Rechtsvorschriften aufmerksam machen«

Mehr als die Hälfte der in diesem Quartal nach Südasien verkauften Schiffe wechselte die Flagge in die Register der Komoren, Niue, Palau und St. Kitts und Nevis, kurz bevor sie auf den Strand gesetzt wurden. Alle Schiffe, die an die Werften Chittagong, Alang und Gadani verkauft werden, gehen laut NGO über die Hände von Schrotthändlern, auch bekannt als Cash Buyer, die das Schiff auf seiner letzten Reise oft neu registrieren.

Besonders beliebt bei Cash Buyers seien die grau und schwarz gelisteten Billigflaggen. Diese Flaggen würden in der Regel nicht während der Nutzungsdauer von Schiffen verwendet und böten Rabatte auf die »letzte Registrierung«.

»Sie sind aufgrund ihrer mangelhaften Umsetzung des internationalen Seerechts auf der grauen und schwarzen Liste. Die hohe Anzahl von Flaggenwechseln sollte die Behörden auf die Unwirksamkeit von Rechtsvorschriften aufmerksam machen, einschließlich der EU-Schiffsrecyclingverordnung, die nur auf der Durchsetzung der Flaggenstaaten beruht«, heißt es in dem Bericht.

Fünf Schiffe gemäß EU SRR verschrottet

Die EU-Schiffsrecyclingverordnung EU SRR ist seit dem 1. Januar 2019 in Kraft. Gemäß der Verordnung müssen Schiffe unter EU-Flagge in zugelassenen Anlagen, die in der sogenannten EU-Liste aufgeführt sind, recycelt werden. Mindestens fünf Schiffe wurden gemäß den neuen Anforderungen abgewrackt. Die Shipbreaking Platform verzeichnete jedoch mindestens sieben Schiffe, die ihre europäische Flagge gegen die eines Nicht-EU-Registers vor der letzten Fahrt zur Werft ausgetauscht haben, um die Rechtsvorschriften zu umgehen. Betriebe, die die Schiffe am Strand verschrotten, stehen nicht auf der EU-Liste, da sie den Anforderungen der Verordnung nicht entsprechen.

Mindestens sieben Schiffe haben laut NGO ihre europäische Flagge gegen die eines Nicht-EU-Registers vor der letzten Fahrt zur Werft ausgetauscht, um die Rechtsvorschriften zu umgehen.

Der Fall des Containerschiffes »Boxy Lady« (IMO 9108386), das der griechischen Aims Shipping Corporation gehört, zeige, wie Reedereien das Gesetz umgehen. Im November 2018 habe die Plattform die spanischen Behörden über die bevorstehende illegale Ausfuhr des mit Malta registrieten Schiffes informiert. Die »Boxy Lady« sollte aus dem Hafen von Vigo auslaufen, die NGO berief sich auf die zu dem Zeitpunkt teils auch noch für Schiffe geltenden EU-Abfallausfuhrverordnung. Obwohl die Behörden informiert wurden, startete das Schiff seine Reise nach Bangladesch. »Die Aims Shipping Corporation gelang es dann auch, die EU-Schiffsrecyclingverordnung zu umgehen, indem sie im Dezember 2018, kurz vor der Strandung in Chittagong im März, die Flagge des Schiffes auf die Bahamas änderte«, so die NGO.

»Mehr als genug Kapazität auf EU-Liste«

Die Schifffahrtsindustrie behaupte, dass sie gezwungen ist, die Flagge zu ändern, da nicht genügend Kapazität auf der EU-Liste vorhanden sei, so die NGO. Ein im September letzten Jahres von der NGO Shipbreaking Platform und Transport & Environment veröffentlichter Bericht zeige jedoch, dass es mehr als genug Kapazität gebe, sowohl in Bezug auf die Tonnage als auch auf die Größe, um die in der EU registrierte End-of-Life-Tonnage zu bedienen.

Seitdem wurden zwei türkische Werften, eine Werft in den USA und weitere europäische Werften in die Liste aufgenommen. In dieser Woche kündigte die Europäische Kommission auch an, dass sie beabsichtigt, weitere acht Werften in Dänemark, Norwegen und der Türkei in die Liste aufzunehmen.

»Es ist jedoch klar, dass mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um Verstöße gegen das europäische Abfallrecht aufzudecken, und dass stärkere Anreize, wie beispielsweise ein Rücknahmesystem für alle Schiffe, die in der EU Handel treiben, erforderlich sind, um die Verwendung der EU-Liste und die ordnungsgemäße Durchsetzung der geltenden Rechtsvorschriften über das Schiffsrecycling zu gewährleisten«, so die NGO.

Drei Tote, vier Verletzte

Die NGO Shipbreaking Platform kritisiert die Verschrottung an Stränden insbesondere in Südasien, weil Schiffe hier oft unter Bedingungen abgewrackt werden, die schwere Schäden für die Umwelt und die Gesundheit von Arbeitern zur Folge haben.

Zwischen Januar und März haben laut des Berichts drei Arbeiter ihr Leben verloren, und vier wurden beim Abwracken von Schiffen in Bangladesch schwer verletzt. In Indien und Pakistan wurden keine schweren Unfälle gemeldet. Während Informationen über Unfälle in Alang aufgrund mangelnder Zugänglichkeit und Transparenz nach wie vor schwer zu erhalten seien, habe ein deutlicher Rückgang der Abwrackaktivitäten zweifellos zu einem Quartal ohne registrierte Unfälle in Gadani beigetragen. In den letzten sechs Monaten sollen hier 70% der Arbeiter ihren Arbeitsplatz verloren haben.