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Die Kreuzfahrtreederei MSC will die Landeshauptstadt Kiel in den kommenden Jahren zu ihrem wichtigsten deutschen Basishafen machen.

Am Sonnabend unterzeichnete Reederei-Vorstand Pierfrancesco Vago mit Kiels Hafenchef Dirk Claus an Bord der »MSC Meraviglia« einen Fünf-Jahresvertrag für die bevorzugte Nutzung des Ostuferhafens. »[ds_preview]2020 wollen wir im Kieler Hafen die Kreuzfahrtreederei Nummer eins werden«, sagte Vago. Bis 2024 sicherte sich die Reederei die Liegeplatzrechte.

Zugleich brach die Reederei in Kiel den ersten Rekord. Mit der »MSC Meraviglia« machte das größte Schiff in der Geschichte des Hafens an der Förde fest. Noch nie zuvor war ein größeres Schiff in Kiel. Das 171.598 GT große Schiff überholte die »Regal Princess«, die 2015 den Rekord aufstellte.

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MSC-Vorstand Pierfrancesco Vago (r.) unterzeichnete mit Kiels Hafenchef Dirk Claus an Bord der „MSC Meraviglia“ einen Fünf-Jahresvertrag für die bevorzugte Nutzung des Ostuferhafens (Foto: Behling)

Die Reederei hat mit Kiel große Pläne. Nach dem sich MSC 2012 mit ihren Schiffen auch nach Hamburg und Warnemünde orientierte, schwenkt das Unternehmen jetzt zurück zur Landeshauptstadt. »In Kiel haben wir 2005 mit dem ersten Schiff 450 Passagiere abgefertigt. Jetzt wird Kiel unser Tor zur Ostsee und zu den Fjorden Norwegens«, kündigte Vago an. Die Gründe: die Infrastruktur im Ostuferhafen und der Stadt nahe am Großen Belt. Am Ostuferhafen stehen der Reederei jetzt eine 400 m lange Kaianlage mit zehn Meter Wassertiefe und fast 8000 m² Terminalfläche zur Verfügung.

Vago nannte deshalb bei dem Besuch in Kiel auch gleich Zielvorgaben. »In diesem Jahr werden wir 198.000 Passagierbewegungen in Kiel haben. Das sind 41 % mehr als 2018. Und nächstes Jahr werden wir zwei Schiffe ab Kiel einsetzen. Das werden dann 280.000 Passagierbewegungen sein. Eine Steigerung um weitere 42 %.«

Mit Passagierbewegungen sind die Durchgänge durch die Abfertigungsanlagen gemeint. Dabei handelt es sich sowohl um Passagiere, die ein- oder ausschiffen, als auch um Tagesgäste. Die Zahl der tatsächlich reisenden Urlauber ist etwas niedriger, da viele Passagiere mehrere Reisen buchen. »Einen großen Teil werden internationale Gäste ausmachen, das ist wichtig für die Stadt und die Wirtschaft in Kiel«, so Vago.

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Die »MSC Meraviglia« (Foto: Behling)

Am Sonnabend schaffte der Hafen ein »Meisterstück«: 5.300 Passagiere kamen mit dem Kreuzfahrer an, und nach zwölf Stunden waren mehr als 5.000 neue Passagiere an Bord, zuzüglich Proviant und Ausrüstung. Dabei schafften es die Mitarbeiter von Seehafen, Sartori & Berger und der Reederei, den Zeitplan fast genau einzuhalten. Mit nur 30 Minuten Verspätung legte Kapitän Mattia Manzi ab. »Der Liegeplatz hier ist für dieses Schiff sehr gut«, so der Kapitän. Er selbst kenne Kiel aus früheren Jahren. »Ich war mit ‚MSC Lirica‘ und ‚MSC Opera‘ bereits hier in Kiel.«

Beim Hafen ist man mehr als zufrieden. »So ein Schiff ist für uns natürlich eine Herausforderung. Aber wir haben uns lange darauf vorbereitet und freuen uns auf die Zusammenarbeit«, so Jens-Broder Knudsen von der Agentur Sartori & Berger, die die Reederei in Kiel betreut. Für die Gepäckabfertigung und das Check-in wurde extra eine Halle umgerüstet. Drei Linienbusse wurden aus Hamburg für den Hafen-Shuttle gekauft und sogar das Fördeschiff »Strande« als Zubringer zum Bahnhof eingesetzt.

Landstrom im Fokus

Mit dem Vertrag richtet Vago den Blick noch weiter nach vorn. »Bis 2027 werden wir 17 neue Schiffe in Dienst stellen«, so der Reeder. Dabei seien auch noch größere Schiffe als die »MSC Meraviglia« für Kiel in Vorbereitung. Die Reederei denke an eine mögliche Stationierung der noch im Bau befindlichen »MSC Virtuosa« mit einer Kapazität von 6.300 Passagieren. Bei diesem Schiff gehört auch ein Landstrom-Anschluss zur Ausrüstung. »Es wäre schön, wenn wir hier im Ostuferhafen auch Landstrom bekommen können«, so Vago mit Blick auf das benachbarte Küstenkraftwerk.

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Der Seehafen Kiel aus der Luft (Foto: Tom Körber / Seehafen Kiel)

Seit 2005 hat der Seehafen Kiel 370 Schiffsanläufe von MSC abgefertigt. So viel, wie von keiner anderen Reederei. In diesem Jahr kommen 22 Anläufe der »MSC Meraviglia« dazu. Für das nächste Jahr sind es dann schon fast 40 Anläufe der »MSC Meraviglia« und der »MSC Splendida«. Die Anlaufzahlen für 2020 sollen in einer ähnlichen Region liegen.
Im Vergleich mit anderen Häfen geht es in Kiel mit 178 Anläufen in Jahr 2019 noch eher beschaulich zu. Zum Vergleich: Warnemünde erwartet über 200, Kopenhagen sogar 468 Kreuzfahrtschiffsbesuche. (FB)