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Die NordLB will sich offenbar aus der Schiffsfinanzierung zurückziehen. Die Kredite stehen zum Verkauf oder könnten ausgelagert werden. Von Krischan Förster

Vor wenigen Wochen erst war eine Einigung zur Fortführung der Landesbank erzielt worden. Das Land Niedersachsen als Hauptgesellschafter (60%) soll[ds_preview] demnach mit 2,5Mrd. € den Löwenanteil der nötigen Kapitalerhöhung stemmen, die restlichen 1,2Mrd. € kommen von den Sparkassen. Damit bleibt das Geldinstitut in öffentlich-rechtlichem Besitz. Private Investoren kommen nicht zum Zug – anders als bei der einstigen HSH Nordbank, heute als Hamburg Commercial Bank im Besitz eines Konsortiums um Cerberus und J.C. Flowers.

Doch diese Lösung hat offensichtlich ihren Preis – vor allem für die Reedereikunden. Denn die NordLB steht nach Informationen der HANSA vor dem endgültigen Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung, lange Zeit ein wichtiges Standbein im Kreditgeschäft des Geldinstituts.

Bekanntlich hat die NordLB ein 2,7Mrd. € schweres Portfolio (263 Schiffe) bereits an den US-Investor Cerberus veräußert. Ein bedeutend größeres Kreditpaket im Wert von rund 4Mrd. €, intern unter dem Namen »Tower Bridge« geführt, soll auch abgestoßen werden – entweder ebenfalls an private Investoren oder aber durch eine Auslagerung an die AöR Portfoliomanagement in Kiel. Sie hatte als Auffanggesellschaft der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein bereits ein größeres Kreditpaket der damaligen HSH Nordbank übernommen. Grundsätzlich seien die beiden Länder dazu bereit, heißt es. Sie wollten dabei allerdings keine Risiken übernehmen.

Doch damit nicht genug: Wie die HANSA aus verlässlichen Quellen erfahren hat, will die Bank auch den »gesunden« Teil des Schifffahrtsportfolios loswerden. Diese Ausstiegsstrategie sei vor wenigen Wochen von Vorstand und den Trägern der Landesbank beschlossen worden, heißt es.

Die NordLB hielt Ende 2018 noch 10,8Mrd. € in ihrem Schiffsportfolio – gegenüber rund 19Mrd. € im Jahr 2015. Vorstandschef Thomas Bürkle hatte erst kürzlich erklärt, dass der sogenannte NPL-Anteil (non-performing loans) bereits bis Ende 2019 vollständig abgebaut werden soll. Zuletzt waren das noch 7,3Mrd. €. Nach dem Cerberus-Deal wäre der Verkauf weiterer 4,6Mrd. € an »faulen« Krediten demnach beschlossene Sache. Das Portfolio »Tower Bridge« ist ein Teil davon.

Blieben rund 3,5 Mrd. € an sogenannten »performing ­loans«. Dabei handelt es sich um Kredite, für die von den Gläubigern in der Regel noch Zins und Tilgung gezahlt werden. Auch dafür werden jetzt offenbar Käufer gesucht. In Branchenkreisen heißt es, dass die NordLB bereits konkrete Gespräche mit anderen Geldinstituten aufgenommen habe. Ein Verkauf an Privatinvestoren sei in diesem Fall ausdrücklich »nicht gewünscht«. Weitere Details sind bislang nicht durchgesickert.

Sollte es so kommen, steht die in Deutschland beheimatete Schiffsfinanzierung vor einem neuerlichen gewaltigen Aderlass. Denn neben der NordLB bietet auch die inzwischen zur DZ Bank gehörende DVB Bank ihr Shipping-Portfolio zum Kauf an. Das sind weitere 7,2Mrd. €. Die Folgen für Reedereikunden, Märkte und auch den Standort sind nicht abzusehen.

Als Fels in der Brandung erweist sich neben der bundeseigenen KfW IPEX-Bank mit einem relativ stabilen Kreditportfolio von gut 14Mrd. € ausgerechnet die privatisierte HSH Nordbank, heute Hamburg Commercial Bank (HCOB). Aber sie hat sich ihrer Altlasten entledigt und ist auf gut 5Mrd. € geschrumpft. Alle anderen, ehemals gewichtigen Institute wie Commerzbank, Deutsche Bank, Deka oder Helaba spielen dagegen kaum noch eine Rolle.
Krischan Förster