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In der Korruptionsaffäre um das Segelschulschiff »Gorch Fock« ermittelt jetzt eine Sonderkommission »Wasser«. Es geht um den Vorwurf der Untreue.

Neben den Ermittlungen gegen die Ex-Vorstände der Elsflether Werft prüft die Zentralstelle für Korruptionsstrafsachen auch Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven, [ds_preview]dem von der ehemaligen Geschäftsführung Darlehen gewährt worden waren, teilte die Polizei jetzt mit.

Der Ausbau der bislang bestehenden Ermittlungsgruppe zur Sonderkommission bedeute insbesondere eine deutliche Personalverstärkung, sagte der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, Johann Kühme. Die Leitung übernimmt Kriminaloberrat Josef Schade aus Cloppenburg.

Die bereits seit mehr als drei Jahren andauernde Sanierung des Segelschulschiffs »Gorch Fock« hatte wegen der extremen Kostensteigerung von rund 10 Mio. € auf zuletzt rund 135 Mio. € für Aufsehen gesorgt. Nach einem zwischenzeitlichen Baustopp hatte Bundesverteidigungsmininisterin Ursula von der Leyen (CDU) die Sanierungsarbeiten Mitte März wieder freigegeben. Bislang wurden laut Bundesregierung rund 69 Mio. € ausgegeben. Grund für die massive Kostensteigerung soll der schlechte Zustand des Schiffes sein.

Die Ermittlungen richten sich unter anderem gegen die beiden ehemaligen Vorstände der Werft und betreffen den Verdacht der Untreue. Beide Ex-Vorstände bestreiten die Vorwürfe. Sie stehen in Verdacht, Geld aus der Werft gezogen zu haben. Die Rede ist von 16,9 Mio. €. Die Werft gehört der Sky-Stiftung mit Sitz in Hamburg.

»Es wäre ein Jammer, das Vorhaben aufzugeben«

Der neue Aufsichtsratchef der Elsflether Werft AG sieht trotz dem gestellten Insolvenzantrag Chancen, dass das Marine-Segelschulschiff »Gorch Fock« bald wieder Wasser unterm Kiel hat. Das Schiff werde quasi komplett neu gebaut. »Es wäre ein Jammer, das Vorhaben aufzugeben«, sagte Pieter Wasmuth. Nach der Entlassung der alten Vorstände seien in den vergangenen drei Wochen alle Bücher der Werft geprüft und durchforstet worden.

Die Prüfung hatte ergeben, dass sich die Verbindlichkeiten der Werft auf 24 Mio. € summieren. Zudem wurde seit 2016 keine Steuererklärung mehr abgegeben. Deshalb war ein Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Nordenham gestellt worden.

Aufgaben von Wilhelmshaven nach Koblenz

Die Kostenexplosion bei der Reparatur der »Gorch Fock« zieht offenbar weitere Konsequenzen nach sich. Das Verteidigungsministerium will offenbar Koordinierung und Management von Instandhaltungsaufgaben vom Marinearsenal Wilhelmshaven abziehen und ins Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) nach Koblenz verlagern.

Im Dezember 2018 war bekannt geworden, dass sich ein Mitarbeiter des Marinearsenals selbst der Vorteilsnahme bezichtigt hat. Der Mann soll von der Elsflether Werft, die für die Sanierung der »Gorch Fock« zuständig ist, und einer weiteren Firma günstige Darlehen angenommen haben.