Sonntag, 21. April 2019. Was für ein Anblick! Seit Tagen sehen wir nur das ewige Auf und Ab der Wellen. Wasser so weit das Auge reicht.
Doch dann, wie aus dem Nichts, erheben sich die schneebedeckten Berge Südgeorgiens aus dem Meer. Majestätisch ragen die schroffen Felshänge empor, eisblau leuchten die Gletscherzungen. Südgeorgien, die Insel, die James Cook 1775 für England in Besitz nahm.
Es ist Ostersonntag. Die Tische in der Messe sind festlich gedeckt. Draußen schneit es. Der Wind frischt auf. Wir liegen auf Station. In der Nacht haben sie ihn wiederentdeckt, den »Paradise Flare«. Hier perlen nicht nur einzelne Methangas-Blasen in die Wassersäule, hier tritt eine große Gasfahne am Meeresboden aus.
Noch ist der Seegang zu hoch, um den Tauchroboter MARUM-Quest auszusetzen. Fahrtleiter Gerhard Bohrmann entscheidet, zügig zur nächsten Station in den Drygalski Fjord zu fahren. Der 11 km lange Fjord liegt an der Südostküste Südgeorgiens.
Während der Zweiten Deutschen Antarktisexpedition (1911–1912) unter der Leitung des deutschen Polarforschers und Geophysiker Wilhelm Filchner mit dem Schiff »Deutschland« wurde der Fjord entdeckt und nach Erich von Drygalski benannt, der von 1901 bis 1903 die Erste Deutsche Antarktisexpedition mit der »Gauß« leitete.
Kurz vor der Einfahrt in den Drygalski Fjord sehen wir vor Cooper Island einige gestrandete Eisberge. Konzentrierte Stille auf der Brücke. Mit 5 kn fährt die »Polarstern« in den Fjord und legt sich auf Station. Die Wissenschaftler bringen das Schwerelot aus und es gelingt, einen 5 m langen Sedimentkern an Bord zu bringen.