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Rund 17 Jahre hat es gedauert, jetzt wurden die ersten Aufträge für die Elbvertiefung vergeben. Die Zuschläge gingen an verschiedene Anbieter, auch aus Deutschland

Das Aktionsbündnis aus BUND, NABU und WWF hat zwar gegen das grüne Licht vom Bundesverwaltungsgericht erneut Klage eingereicht. Allerdings wurde[ds_preview] bewusst auf einen Eilantrag für einen Baustopp verzichtet. Für Jörg Osterwald, Leiter der Geschäftsstelle »Fahrrinnenanpassung« bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), ist damit klar, dass die Elbvertiefung nicht mehr verhindert wird. Allerdings, so wurde bereits hervorgehoben, könnten weitere Verzögerungen drohen, wenn erneut Mängel an der Planergänzung auftauchen sollten.

Die behördliche Maschinerie zur Auftragsvergabe ist davon unberührt in Gang gesetzt worden. Es wird sogar schon gearbeitet. Zunächst gilt es, sogeannte Unterwasserablagerungsflächen (UWA) zu errichten, die Auswirkungen der Fahrrinnenanpassung auf Strömungen und Wasserstände minimieren sollen. Dort sollen auch die auszubaggernden Sedimente aus der Fahrrinnenanpassung untergebracht werden.

»Die ersten Aufträge wurden jetzt planmäßig erteilt. Das ist ein gutes Startsignal«, sagt Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) in Bonn. Weitere Aufträge befänden sich im Vergabeverfahren.

Nach der Unterwasserablagerungsfläche (UWA) »Brokdorf« hat auch der Bau der zweiten UWA Medemrinne begonnen. Bislang haben die belgische Gruppe Jan de Nul, die Bietergemeinschaft Van den Herik aus Kleve und Heuvelman Ibis aus Leer Aufträge erhalten.

Bei der »Medemrinne« kommt die Bietergemeinschaft Van den Herik aus Kleve zum Zug. Kostenpunkt für den Bund: 9,5Mio. €. Gebaut wird nach Angaben der WSV ein sogenannter Initialdamm, ein zentraler Damm innerhalb der zukünftigen Ablagerungsfläche, mit einer Länge von ca. 2.100m. Über 200.000t Steingemisch werden dafür benötigt. Nach der Fertigstellung des Dammes soll das anfallende Baggergut beidseitig auf die über 560ha verteilt werden. Das Gebiet hat ein Volumen von 12,4Mio. m³.

Stromlenkung im Fokus

Das Unternehmen Heuvelman Ibis aus Leer ist mit einer zweiten Strombaumaßnahme betraut worden, der UWA »Brokdorf«. Hier wird ein Steindamm für eine Ablagerungsfläche in der Größe von 24ha errichtet. Diese Fläche wird 670.000m³ des später anfallenden Baggermaterials aus der Verbreiterung und Vertiefung aufnehmen. Für den rund 1.700m langen Damm werden insgesamt 113.000t Steine aus Norwegen in der Größe von 1mm bis 20cm verbaut. In Brunsbüttel werden als vorbereitende Maßnahmen die Randeinfassungen der UWA »Brokdorf« hergestellt. Bereits seit Anfang Februar erreichen den Brunsbütteler Elbehafen Baustoffe des Unternehmens Mibau per Schiff. Sie werden mit Radladern und Förderbandanlagen auf Klappschuten verladen, die das Material zum Baufeld »Brokdorf« transportieren.

Der Auftrag für die Unterwasserablagerungsfläche »Neufelder Sand« ging an Jan de Nul aus Hofstade-Aaalst. Die Baukosten betragen rund 25Mio. €. Die »UWA Neufelder Sand« ist ebenfalls Bestandteil des »Integrierten Strombaukonzepts«. Die westlich von Brunsbüttel gelegene UWA »Neufelder Sand« ist insgesamt ca. 6.700m lang und dient vor allem der Stromlenkung. Auf der Fläche werden zukünftig rund 9,5Mio. m³ der später anfallenden Baggermengen gelagert.

Laut WSV ist der Beginn der Nassbaggerarbeiten für die Verbreiterung und Vertiefung für das zweite Quartal dieses Jahres vorgesehen. So hofft das niederländische Baggerunternehmen Boskalis auf den Zuschlag für ein 200Mio. € schweres Auftragspaket, nachdem es bei der Ausschreibung nach eigenen Angaben das günstigste Angebot abgegeben hatte.

Katrin Graeser, Sachbereichsleiterin Neubau beim WSA Hamburg, betonte jüngst anlässlich der Entwicklung, dass nur bestimmte Baggerverfahren angewendet dürften, um das Problem des Sauerstoffgehalts der Elbe nicht zu verschärfen. Auch gelte es, die mausernde Brandgans zu beachten sowie die Finte, die von April bis Juni zwischen der Schwingemündung und dem Mühlenberger Loch laicht. Deswegen besteht gemäß dem Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2012 in der Zeit vom 15. April bis zum 30. Juni für den Ausbau ein Hopperbaggerverbot, das gemäß eines Ergänzungsbeschlusses aus dem Jahr 2016 seither auf das Wasserinjektionsverfahren (WI-Verfahren) ausgeweitet wurde.

Dies gelte im selben Zeitraum auch für Unterhaltungsbaggerungen durch Hopperbagger und könne nur dann aufgehoben werden, wenn nachweislich kein Laichgeschehen stattfinde. »Es ist uns bewusst, das genau geschaut werden wird, was wir machen«, so Graeser. In Hamburg überwog die Freude, dass man nun endlich beginnen kann. Osterwald will aber nicht in Euphorie verfallen: »Es ist kein Moment des Jubelns, sondern ein Moment, sich besonders anzustrengen.«

Projekt in vier Akten

Seit 2002 wird an der neunten Erweiterung der Elbfahrrinne geplant. Das Projekt besteht aus vier Teilen: Neben dem Ausbaggern der Elbe sind das der Bau einer Uferbefestigung auf der Ostseite des Köhl­brands, die Verlegung der Richtfeuerlinie Blankenese aufgrund der Verbreiterung der Begegnungsbox sowie die Erneuerung eines Dükers zwischen dem Falkensteiner Ufer und der Elbinsel Neßsand. Außerdem gibt es insgesamt 16 Ausgleichsmaßnahmen. Ein besonders wichtiger Bestandteil ist die Begegnungsbox zwischen Blankenese und Wedel. Für sie ist der Baustart für das dritte Quartal 2019 vorgesehen. Bis Jahresende soll die Fahrrinne dort von bisher 250 bis 300 m auf 385 m verbreitert werden. Die Baggerarbeiten an der Elbe sollen bis Ende des zweiten Quartals 2021 abgeschlossen sein.