VSM-Präsident Harald Fassmer (Foto: VSM)
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Die deutschen Werften sehen sich trotz einigen Herausforderungen »auf Kurs«. Im harten Wettbewerb mit China fordern die Schiffbauer allerdings mehr politisches Engagement.

Der deutschen Schiffbauindustrie gelinge es zu einem erheblichen Teil gut, sich von den schwierigen Bedingungen im Weltmarkt mit schrumpfender Auftragsdecke durch Konzentration auf High-End-Nischenmärkte abzukoppeln. In sieben der letzten acht Jahre wurden in Deutschland mehr Aufträge akquiriert als abgeliefert, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) heute in Hamburg mit.

Meyer, Spirit
© Meyer Werft

Das Auftragsbuch hat sich den Angaben zufolge seit 2010 fast verdreifacht. Die Werften haben entsprechend ihre Belegschaften aufgestockt. Für 2018 verzeichnet das Statistische Bundesamt einen Zuwachs von 8 % an festangestellten Mitarbeitern.

Herausforderung China

Eine zentrale Herausforderung sind die zunehmenden Aktivitäten asiatischer Wettbewerber in Nischen- und Spezialschiffbaumärkten, in denen viele deutschen Werften aktiv sind. »Es ist gut, dass jetzt endlich nicht nur über die Chancen in China geredet wird, sondern auch von dem Systemrivalen. Neue Fährschiffe für die Ostsee werden z.Zt. nur noch in China bestellt, weil dort dank großzügiger Unterstützung der Regierung mal wieder Fantasiepreise angeboten werden. Seit Jahrzehnten erleben wir solche Marktverzerrungen ohne Gegenmittel. Das muss sich ändern«, sagte VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken.

Große Erwartungen an die 11. Nationale Maritime Konferenz

Die unmittelbar bevorstehende 11. Nationale Maritime Konferenz (NMK) in Friedrichshafen wird sich mit diesen und weiteren Themen auseinandersetzen. Dass die Konferenz noch vor den Europawahlen stattfindet, biete zudem die »hochwillkommene Gelegenheit«, auf die zentrale Bedeutung europäischer Politik für die Wettbewerbsfähigkeit der globalen deutschen Schiffbauindustrie hinzuweisen.

»Gemeinsame Lösungen bringen uns voran und stärken unsere globale Gestaltungskraft. Jetzt wird es Zeit, dass Europa auch beim Rest der Welt konsequent auftritt. Die NMK kann in diesem Zusammenhang für die maritimen Belange ein wichtiges Zeichen setzen: Deutschland will eine starke maritime Industrie und ist bereit, sich dafür gemeinsam mit den europäischen Partnern ins Zeug zu legen«, so VSM-Präsident Harald Fassmer.

Den Strukturwandel hat die Branche aus seiner Sicht »erfolgreich bewältigt«. Ab jetzt heiße es, wertvolle Fähigkeiten nicht weiter zu verlieren. »Es gibt viele Hausarbeiten, die wir in Berlin zu erledigen haben, aber keine der zentralen Fragen schaffen wir langfristig allein. Dafür müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen«, so Fassmer weiter.

»Global, Smart, Green«

Entsprechend diesem Motto der NMK gehe es nicht nur um eine Intensivierung der nationalen und europäischen Bemühungen zur Herstellung eines fairen Welthandels im Schiffbau, heiß es seitens des Verbands. Im Forum Schiffbauindustrie der NMK werden zusätzlich grundsätzliche nationale Fragen erörtert: Die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Auftraggeber, die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt oder der Abbau von ausufernder Bürokratie. »Daneben bedarf es aber auch einer deutlichen Steigerung der gemeinsamen Anstrengungen in den Bereichen der Neu- und Fortentwicklung smarter und umweltfreundlicher Technologien. Die maritime Energiewende ist möglich. Dabei handelt es sich aber um eine Aufgabe, die der Markt alleine nicht lösen kann«, so das Statement.

Gleichzeitig wurden einige Forderungen für ein starkes maritimes Deutschland aufgestellt:

  • Gemeinsam mehr investieren in maritime Bildung, Forschung und Entwicklung
  • Anreize um nachhaltiger maritimer Technik im Markt zum Erfolg zu verhelfen
  • Kluge und verantwortungsbewusste öffentliche Beschaffung, vertrauensvolle
    Zusammenarbeit statt ausufernder Bürokratie
  • Level Playing Field nicht nur einfordern sondern gemeinsam in Europa durchsetzen