Rolf Thore Roppestad, CEO, Gard
Gard-CEO Rolf Thore Roppestad (© Gard)
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Hohe Schäden haben Gard und den UK P&I Club in die roten Zahlen gerissen. Prämienerhöhungen im kommenden Jahr werden wahrscheinlicher.[ds_preview]

Die Verluste in der Schiffshaftpflichtversicherung wachsen drastisch an: Auch der größte P&I Club Gard sowie der UK P&I Club – die Nummer 3 unter den Clubs der International Group – haben tiefrote Zahlen für das Versicherungsjahr 2018/19 (per 20.02.) vorgelegt.

Der Marktführer aus Norwegen verzeichnete einen Nettoverlust von 53 Mio. $ auf Basis der vollen Prämie (ETC), im Vergleich zu 193 Mio. $ Gewinn im Vorjahr. Der UK P&I Club, der von der britischen Thomas Miller Group gemanagt wird, landete mit –32 Mio. $ in den Miesen – gegenüber einem Gewinn von 72 Mio. $ im Vorjahr.

Bei beiden Clubs schlugen hauptsächlich technische Verluste aufgrund erhöhter Schäden zu Buche. Gard schloss das Jahr mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote (Verhältnis von Schäden und Betriebskosten zu Prämieneinnahmen) von 110% ab, d.h. die Kosten übertrafen die Einnahmen um 10%. Das ist eine drastische Verschlechterung gegenüber dem Zwischenergebnis: Zur Halbzeit des Geschäftsjahres (20.08.2018) hatte die Schaden-Kosten-Quote bei nur 78% gelegen.

Den Einbruch erklärt das Management mit einer Zunahme der Großschäden und mit Wertberichtungen auf ein problembehaftetes IT-Projekt. Hinzukam ein nicht-technischer Verlust von 9 Mio. $ einschließlich 3 Mio. $ negativen Kapitalerträgen. Chief Executive Officer Rolf Thore Roppestad erklärte, dass Gard trotz dem Fehlbetrags im vergangenen Jahr langfristig gut abgeschnitten habe.

»Unsere Industrie ist gekennzeichnet durch Schwankungen und zyklisches Verhalten. Insofern ist es keine Überraschung, dass es Jahre mit Verlusten gibt. Die Tatsache, dass dies unser erster Verlust seit zehn Jahren ist, verdeutlicht, dass wir in der Lage sind, überdurchschnittliche Ergebnisse zu erwirtschaften.“

Der Fehlbetrag hindert Gard auch nicht daran, den Mitgliedern P&I-Prämienforderungen von zusammen 37 Mio. $ zu erlassen. Der Gesamtverlust wächst dadurch auf 90 Mio. $ an und führt dazu, dass die freien Reserven von 1,25 Mrd. $ auf 1,159 Mrd. $ abschmelzen.

UK P&I mit Schadenquote von 114%

Beim UK P&I Club schoss die Schaden-Kosten-Quote sogar auf 114% hoch. Schuld daran sei eine Verdoppelung der besonders schweren Schäden von je mehr als 3 Mio. $, hieß es. Allein dadurch habe es einen Anstieg der Schadenskosten um 40 Mio. $ gegeben, was die Schaden-Kosten-Quote um 15 Prozentpunkte nach oben getrieben habe. Begrenzt werden konnten die Verluste noch durch eine leichte positive Rendite von 1,4% auf die Kapitalanlagen. Die freien Reserven des UK P&I Clubs schrumpfen infolge des Verlusts von 540 Mio. $ auf 505 Mio. $.

Die finanziellen Rückschläge für Gard und UK dürften dazu beitragen, dass der »weiche« Prämientrend in der Schiffshaftpflicht jetzt ein Ende findet – umso mehr, als die Kapitalerträge keinen Ausgleich mehr für technische Verluste bieten. Über die vergangenen acht Jahre hätten die Mitglieder von erheblichen Prämienrückgängen profitiert, teilte der UK P&I Club mit. Die stark gestiegene Schaden-Kosten-Quote sei ein klares Zeichen dafür, dass es Anpassungen nach oben geben müsse. (mph)

TO: Gard

BU: Gard CEO Rolf Thore Roppestad: 37 Mio. $ Kostenentlastung für P&I-Mitglieder trotz roter Zahlen