Spotmarkt, KW20-19
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Der Druck auf die Frachtraten im Containerverkehr hat diese Woche zugenommen. Vor allem im Transpazifik-Trade ging es nach unten.[ds_preview]

Eigentlich sollten die Frachten in der Containerschifffahrt um diese Jahreszeit anziehen, nachdem das schwache erste Quartal überwunden ist und die Handelsvolumina anwachsen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Auf den Hauptrouten ex Fernost gaben die Raten diese Woche deutlich nach.

Der Shanghai Index SCFI – ein Ratenspiegel für 13 Routen ausgehend von Chinas größtem Hafen – rutschte heute (Freitag) um gut 4% auf rund 726 Punkte ab. Im Vergleich zum Vorjahr liegt er nun 3,7% niedriger. Vor allem im ostgehenden Transpazifik-Trade von Fernost nach Nordamerika zeigt der Trend bei den Frachten nach unten.

Die Indexraten für Verladungen von Shanghai zur US-Westküste und zur US-Ostküste sackten um 7% bzw. 4,3% auf 1.340 und 2.597 $/FEU ab. Wie Spediteure berichten, sahen sich die Linienreedereien angesichts der entspannten Kapazitätslage gezwungen, eine für 15. Mai geplanten General Rate Increase auf den 31. Mai zu verschieben. Im Verkehr zur US-Ostküste sei der Markt noch etwas stabiler, weil Tiefgangsbeschränkungen im Panamakanal die Carrier daran hinderten, die Schiffe voll abzuladen, wie es heißt.

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Die aktuelle Preisflaute kommt angesichts der Zuspitzung des Handelskriegs zwischen den USA und China nicht überraschend. Die Trump-Administration hat die Strafzölle auf Wareneinfuhren im Umfang von mehr als 200 Mrd. $ von 10% auf 25% angehoben und will sie bald auch die übrigen Einfuhren aus China von zusammen 325 Mrd. $ pro Jahr ausweiten. China hob als Gegenreaktion die Zölle auf US-Waren im Umfang von 60 Mrd. $ per 01.06. auf 25% an.

An den Märkten werden zwar noch unterschiedliche Szenarien durchgespielt. Logistiker halten es sogar für möglich, dass US-Importeure kurzfristig ihre Lieferungen aus China hochfahren, um der nächsten Welle von Strafzöllen auf Waren von zusammen über 325 Mrd. $ zuvorzukommen. Das wäre aber nur ein Strohfeuer. Ohne Zweifel hat sich die Stimmung am Frachtenmarkt generell eingetrübt.

Nicht viel besser ist die preisliche Entwicklung im Fernost-Europa-Trade, obwohl die Volumina hier im März deutlich angezogen haben sollen. Obwohl die Carrier sogar in größerem Umfang Abfahrten gestrichen haben, um das Platzangebot zu verknappen, rutschten die Index-Raten des SCFI für die Routen Shanghai-Nordeuropa und Shanghai-Mittelmeer um 6% bzw. 4% auf rund 722 und 696 $/TEU ab.

Relativ unverändert zur Vorwoche präsentiert sich der Dry-Bulk-Markt mit einem leichten Anstieg des Baltic Dry Index um 1,5% auf 1032 Punkte bis gestern. Am besten schneidet das Panamax-Segment ab mit einem Anstieg der durchschnittlichen Zeitcharter-Trip-Rate um 4,4% auf knapp 11.200 $/Tag. Besonders die Getreide-Verladungen ex Ostküste Südamerikas (ECSA) nach Asien sorgten für Auftrieb, wie Makler berichten.

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Für Anfang Juni kletterten die Raten auf über 16.000 $/Tag zuzüglich Ballast-Bonus. Louis Dreyfus nahm die »KM Hongkong« (82.131 tdw, Bj. 2010) zu glatten 16.000 $/Tag + 600.000 $ Ballast-Bonus mit Anlieferung ECSA im Zeitraum 01.-10.06. zur Fahrt in die Singapur-Japan-Range unter Vertrag. Einen Tag später musste der chinesische Befrachter im gleichen Trade für die »Nicosia Pegasus« (81.512 tdw, Bj. 2012) 16.200 $/Tag + 620.000 $ Bonus zahlen.

Für die großen Capesize-Bulker ging es zu Beginn der Woche dank steigender Charter-Aktivität aus dem Atlantik heraus Richtung Asien aufwärts. Am Dienstag kletterte die Durchschnittsrate kurzzeitig auf über 12.000 $/Tag, dann ging dem Markt die Puste aus. Bis gestern (Donnerstag) fiel das Niveau auf gut 11.700 $/Tag, was nur noch knapp 1% über dem Stand der Vorwoche lag. Neben dem Handelskrieg zwischen den USA und China sorgen die Lieferausfälle bei brasilianischem Eisenerz nach wie vor für Unsicherheit, erklärten Makler.

Bei den kleineren Bulkern mit eigenen Kränen war die Entwicklung völlig uneinheitlich. Für die Handysizeer (38.000 tdw) ging es bei gedämpfter Aktivität vor allem in Asien leicht um 0,5% auf rund 7.600 $/Tag runter, wohingegen sich die Supramaxe (58.000 tdw) um 1.0% auf 8.757 $/Tag etwas verbessern konnten.

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Für die Rohöltanker war es eine recht volatile Woche, auch wenn der Baltic Dirty Tanker Index nur einen leichten Anstieg verzeichnete. Für die VLCC ging es mit den durchschnittlichen Spoteinnahmen laut Clarksons Platou von 11.600 auf 13.600 $/Tag – unterstützt durch Steigerungen sowohl im west- als auch im ostgehenden Trade ex Persischem Golf. Die Tonnagenachfrage in Mittelost habe merklich zugenommen, wobei die Charterer früher als sonst ihre Bedarfe für den Folgemonat (Juni) angemeldet hätten.

Die Suezmax-Typen mussten bei mauer Nachfrage in Westafrika hingegen einen Rückgang der Spoteinnahmen von durchschnittlich 16.400 auf 13.400 $/Tag verkraften. Für die Aframax ging es wiederum um 2.500 auf 18.100 $/Tag aufwärts – trotz einer deutlichen Abschwächung in der Ostsee, wo das Ratenniveau infolge zusätzlicher Verschiffungen zum Ausgleich von Pipeline-Ausfällen steil angestiegen war. Verbesserungen erzielten die Aframax-Reeder diese Woche vor allem in der Karibik und in Südostasien.

Eher enttäuschend verlief die Woche für die Tramp-Reeder in der Containerschifffahrt. Das Charterratenniveau der kleineren Schiffe bewegte sich laut New ConTex allenfalls seitwärts. Der Howe Robinson Index, der auch die Postpanamax-Raten verfolgt, zog leicht um 0,8% an. (mph)

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