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Der »Sell-Off« der Schifffahrtsaktien zum Jahresende 2018 steckt uns noch in den Knochen. Doch wer damals beherzt zugegriffen hat, wird nun mit ansehnlichen Kurssteigerungen belohnt. Aber ist die Erholung schon nachhaltig? Wir sind recht zuversichtlich

Als letzte Institutionen haben nunmehr auch die FED und die EZB ihre Wachstumsprognosen für die US-amerikanische Volkswirtschaft bzw. den[ds_preview] Euroraum reduziert. Damit sind sie jetzt auf gleicher Linie wie OECD und IMF mit ihren Prognosen aus dem vergangenen Jahr. Umso erstaunlicher wirken auf uns die anhaltend festen Aktienkurse bei Dow Jones & Co.

Dies mag am sogenannten Anlagenotstand oder aber auch an den Aktienrückkaufprogrammen der US-Unternehmen liegen. Die US-Renditekurve ist mittlerweile in den kurzen Laufzeiten invers. Dies war in der Vergangenheit bisher meistens ein verlässlicher Indikator für eine Rezession in den folgenden vier Quartalen. Andererseits könnten Contrarian-Investoren jetzt einwenden, dass es sicherlich nicht so kommt, wenn es alle erwarten. Unseres Erachtens hängt alles davon ab, ob sich die Amerikaner und Chinesen bei ihren Handelsstreitigkeiten einigen werden.

OPEC kürzt, USA gleichen aus

Der Tankermarkt zeigte im vierten Quartal letzten Jahres ein erstaunliches Revival. Die Charterraten für VLCCs erreichten 50.000$ pro Tag und mehr. Viele Analysten verweisen für dieses Jahr auf den IMO 2020-Effekt, wonach der Spread zwischen LSFO und IFO 380 Scrubber-Investments lohnend macht, Tanker zum Refitting in die Werft müssen und überhaupt zu wenig Tanker im Markt sind. Aber auch die Nachfrage-Seite hellt sich weiter auf.

In unserer Grafik haben wir die Rohölproduktionsmengen der OPEC und der USA gestapelt dargestellt. Achtung: Die Skala beginnt nicht bei Null, die OPEC-Fördermengen sind selbstverständlich deutlich größer als die der Vereinigten Staaten. Man kann aber sehr gut erkennen, dass die jüngsten OPEC-Fördermengenkürzungen durch die Ausweitung der US-Produktion mehr als kompensiert wurden. Solange diese Mengen weiter ansteigen – und danach sieht es momentan mittelfristig aus – rechnen wir mit zunehmend festeren Tankermärkten, zumal die Tonnenmeilen zusätzlich steigen.

US-Propan auf Höhenflug

Eine ähnliche Entwicklung ist derzeit auf dem Markt für Propan zu beobachten. Propan ist ein Nebenprodukt der US-Schieferölindustrie. Nach zwölf Monaten des Wartens wurde inzwischen die East Mariner II Pipeline in Betrieb genommen. Die Produktions-, Lager- und Exportmengen ziehen deutlich an. Dies führt aktuell dazu, dass Propan in den USA wesentlich günstiger ist als in den Hauptabnehmerländern Indien, China, Korea oder Japan. Dies hat zur Folge, dass die Nachfrage nach Tonnage stark anzieht und der Baltic LPG Index in diesem Jahr bereits erheblich gestiegen ist.

BW LPG hat verkündet, dass sie in den Endkundenmarkt eintreten wollen und haben die Mehrheit der Aktien an EPIC Gas übernommen, einem Owner und Operator von kleiner LPG-Tonnage. Der Notos LPG-Schifffahrtsaktienindex reflektiert diese positiven Fundamentaldaten bislang nur unterproportional. So liegt der Baltic LPG Index aktuell deutlich über dem Wert vom Jahresanfang 2018, wohingegen der Notos LPG Index niedriger notiert als damals (vgl. Grafik).

Sektorwahl ist entscheidend

Der Chart mit der 12-Monate-Entwicklung der Notos-Indizes zeigt deutlich, dass es auf die richtige Sektorauswahl ankommt. Von -30% (Offshore) bis +12% (Tanker) ist im Jahresvergleich alles dabei. Eine nachhaltige Erholung für den gesamten Schifffahrtsmarkt sehen wir momentan noch nicht, dafür lasten noch zu viele Probleme auf dem Bulker- und Offshore-Segment. Investments in Sektoren mit relativ kleinem Orderbuch wie bei den Öltankern oder stabiler langfristiger Nachfrageentwicklung wie bei den Gastankern scheinen hingegen besser abgesichert.