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Der Preisdruck nötigt die Schlepperbranche zu weiterer Konsolidierung. Anteile werden verkauft, Strategien überdacht. Die Flotte wird kontinuierlich modernisiert

Die spanische Boluda Corporación sorgte zuletzt mit ihrer Ankündigung für Aufsehen, für rund 300Mio. € 100% der Anteile an Kotug Smit[ds_preview] Towage zu übernehmen, die sich zu gleichen Anteilen im Besitz von Kotug International und Boskalis befindet. Damit startet für das Schleppgeschäft in Europa eine neue Konsolidierungsrunde. Nach der Übernahme der URAG und L&R durch Boluda war Ende 2017 die Reederei Bugsier von Fairplay übernommen worden.

Der Kostendruck in den Nordrange-Häfen ist immens, seit Jahren führen die Reedereien einen Verdrängungswettbewerb, der wenig Luft lässt. »Geld verdient damit derzeit niemand«, sagte Fairplay-Geschäftsführer Walter Collet der HANSA. Fairplay bietet einschließlich Bugsier und der Beteiligung an Multraship zwischen Gdansk und Antwerpen eine Flotte von mehr als 100 Schiffen auf.

Kotug Smit Towage wurde 2016 gegründet und umfasste damals elf Häfen in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Großbritannien. Angesichts eines erbitterten Preiskampfes werde diese Akquisition die gemeinsame strategische Vision von Boluda, Boskalis und Kotug einer stärkeren Konsolidierung für alle Beteiligten attraktiv machen, so Boluda. Aus Sicht von Kotug sind die Spanier am besten positioniert, den Wert des europäischen Schleppgeschäfts zu steigern. »Wir werden unsere maritimen und Schleppdienst-Aktivitäten weiter ausbauen. Ich bin zuversichtlich, dass diese Entwicklung neue Möglichkeiten eröffnet, um unser Wachstum weiter zu stärken«, kommentierte Kotug-CEO Ard-Jan Kooren.

Boluda ist heute mit einer Flotte von über 230 Schiffen der führende Betreiber auf dem spanischen, französischen und nordafrikanischen Markt sowie in Bremerhaven und Hamburg.

Die jetzt getroffene Vereinbarung der Anteilsübernahme unterliegt noch der üblichen Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden der jeweiligen Länder. Dadurch würde die Boluda-Flotte auf über 320 Schlepper in 93 Häfen wachsen.

Auch Boskalis reagiert auf den steigenden Preisdruck und zieht sich aus dem Schlepp-Joint-Venture mit SAAM Smit Towage aus Chile zurück. Die Kooperation war 2014 gegründet worden und umfasste die Schleppaktivitäten in Brasilien, Panama, Mexiko und Kanada. Seitdem habe man seine Präsenz »erfolgreich ausbauen und wirtschaftliche Synergien« realisieren können. Doch in jüngster Zeit entwickelte sich das Geschäft nicht mehr so wie erhofft. »In gemeinsamen Gesprächen darüber, wie am wirksamsten auf das wettbewerbsintensivere Marktumfeld reagiert werden kann, kamen wir zu dem Schluss, dass ein vollständiger Verkauf der Boskalis-Anteile an SAAM für beide Parteien von großem Nutzen wäre«, heißt es in einer Mitteilung der Niederländer.

Svitzer erweitert die Flotte

Svitzer geht vom Sitz in Kopenhagen aus mit 430 Schiffen weltweit auf Expansionskurs, seit 2014 sind die Dänen auch in Bremerhaven aktiv. Zuletzt hatte Svitzer AMEA eine Zehnjahresvereinbarung mit der Suez Canal Port Authority geschlossen. Die Reederei soll mit zwei neuen 70t ATD-Schleppern in Port Said und im Kanal aktiv werden.

Kürzlich ist der Neubau »Svitzer Meridian« in London in Betrieb gegangen. Mit einem Pfahlzug von 70t wurde der Schlepper der Serie ATD (Azimuth Traktor Drive) von der türkischen Werft Sanmar gebaut und von Robert Allan entwickelt. Auch das Tochterunternehmen Svitzer Australia hat in der »Svitzer Ruby« und »Svitzer Redhead« zwei neue Einheiten erhalten. Die ebenfalls von Robert Allan entworfenen Schiffe wurden von Uzmar in der Türkei gefertigt. »Svitzer Ruby« hat einen Pfahlzug von 85t und wird in Port Kembla eingesetzt. Der Pfahlzug der »Svitzer Redhead« beträgt 80t, sie hat den Betrieb in Fremantle aufgenommen. Beide Schiffe verfügen über Schleppwinden der FiFi1-Klasse, Vorrichtungen für die Brandbekämpfung, ein LNG-Betriebsschutzpaket sowie eine Winde am Heck.

Innovationen aus Deutschland

Iskes Towage & Salvage mit Sitz in IJmuiden hat die Flotte 2018 um vier Schlepper auf nunmehr 20 Einheiten verstärkt. Zum 50. Firmenjubiläum sind die allesamt bei der Werftgruppe Damen gebauten Schiffe »Papillon«, »Phoenix«, »Lynx« und »Frégate« hinzugekommen. Während der Pfahlzug bei »Lynx« und »Phoenix« bei 62,2t liegt, sind »Frégate« (40t) und »Papillon« (32,3t) nicht ganz so stark. Die beiden kleineren Neubauten gehören De Boer Remor­quage SARL, einem Joint Venture mit Dutch Dredging.

Bei der »Papillon« handelt es sich um einen ASD-Schlepper 2310 SD, während die 29,20m lange und 15m breite »Fré­gate« ein RSD (Reverse Stern Drive)-Schlepper des Typs WIN (Water Injection Dredging) 2915 Hybrid ist. Das WIN-System ist darauf ausgelegt, die Tiefen in den Häfen von Cayenne und Kourou in Französisch-Guayana zu erhalten. Es handelt sich um eine relativ neue Baggertechnik, die vor allem in kleineren Gezeitenhäfen angewendet wird. Darüber hinaus eignet sich der Neubau für die Brandbekämpfung. Als Hauptmaschinen wirken zwei Caterpillar 3512C HD+ TA/D mit 5.050 bkW und je 1.425 kW bei 1.600 rpm. Als Unterstützung ist ein Veth-Bugstrahler vom Typ V2 1250 VHDP30 FP Special eingebaut. Die kleinere »Papillon« kann zusätzlich für Vermessungsaufgaben genutzt werden.

Auch in die Technik kommt Bewegung. So beteiligt sich der Motorenhersteller MAN Energy Solutions am ersten Tier-III-konformen Hafenschlepper im Mittelmeer. Nach der Indienststellung Mitte 2020 wird die zur arabischen DP-World-Gruppe gehörende Reederei P&O Reyser den 27m langen Neubau in ATT-Bauweise (Asymmetric Tractor Tug) mit 75t Pfahlzug im Hafen von Barcelona betreiben. Der Schlepper wird mit zwei IMO-Tier-III-kompatiblen MAN 12V175D MM-Motoren mit einer Leistung von je 2.220 kW sowie mit dazugehörigem SCR-Abgasnachbehandlungssystem ausgerüstet. Die Motoren treiben FPP-Azimuthpropeller an und liefern gleichzeitig den Strom für die Winden und für die Einrichtungen zur Brandbekämpfung an Bord des Schleppers. P&O Reyser ist in elf Häfen mit einer Flotte von über 100 Schiffen aktiv.

Der deutsche Antriebsspezialist Schottel hat mit Svitzer ein neues Hybridkonzept entwickelt. Es soll an Steuerbord und Backbord montierte Azimutantriebe miteinander verbinden und basiert auf der neuen Y-Hybridantriebstechnologie. Durch die Verbindung können zwei Antriebe mit jedem der beiden Hauptmotoren angetrieben werden. Derzeit laufen Gespräche über ein Pilotprojekt. Bei dem Sydrive-M, das auf dem hybriden SRP-Y-Oberwassergetriebemodul für Azimutantriebe basiert, handelt es sich um ein neues variables, rein mechanisches Hybridantriebssystem, für das keine zusätzlichen elektronischen Komponenten oder zusätzliche Getriebe benötigt werden.