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Das Konzept steht, nun sind die Initiatoren der »maritimen Müllabfuhr« auf der Suche nach Geldgebern. Neuestes Projekt ist der Umbau eines MPP-Frachters zur »SeeElefant«

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Organisation »One Earth – One Ocean« (OEOO) einen Nachfolger der »SeeKuh« plant[ds_preview]. Nun wird ein weiteres Projekt offenbar konkreter. Wie OEOO mitteilte, hat ein Expertenteam aus Schiffskonstrukteuren, Anlagentechnikern, Umwelttechnikern und Projektentwicklern in den vergangenen zehn Monaten ein Umsetzungskonzept zur Beseitigung küstennaher Meeres-Verschmutzung durch Plastikmüll erarbeitet.

Dabei wurde den Angaben zufolge die »technische, ökonomische und rechtliche Machbarkeit belegt«. Nun beginne die Suche nach Investoren aus der Wirtschaft, die sich am Bau des ersten Pilotsystems »SeeElefant« beteiligen wollen. OEOO ist nicht der einzige Akteur auf diesem Feld.

Allerdings waren bei anderen Projekten einige Probleme aufgetaucht, etwa bei »Ocean Cleanup«. Im Rahmen eines Business-Plans wurde die Entwicklung der Parameter über einen 10-Jahres-Zeitraum modelliert. »SeeElefant« gilt als zentraler Baustein im Konzept der »Maritimen Müllabfuhr« des gemeinnützigen Vereins OEOO um dessen Gründer Günther Bonin und soll in Flussmündungen und Küstengebieten eingesetzt werden.

Das Konzept sieht eine Flotte aus speziellen Arbeitsschiffen mit fördertechnischer Ausrüstung zum Aufsammeln des Plastikmülls aus dem Meer vor. Diese so genannten »SeeKühe« – eine erste ist seit 2017 im Einsatz, eine zweite wird gerade gebaut – bringen den gesammelten Plastikmüll zum »SeeElefanten«. Dies ist ein umgebauter Mehrzweckfrachter, der Anlagen zum Sortieren, Zerkleinern, Verarbeiten und Pressen von Meeresmüll an Bord haben wird.

Das Meeresplastik wird an Bord zu sortenreinen Kunststoffballen gepresst und später dem Recycling zugeführt; aufgefischtes Verbundmaterial und Holz kann thermisch verwertet werden zur Bereitstellung der Energie für den Anlagenbetrieb. In wenigen Jahren – bei Verfügbarkeit von industrietauglichen Depolymerisationsanlagen – soll Plastik direkt an Bord verölt werden. Angestrebt wird beim Pilotsystem eine Verarbeitungskapazität von etwa 20t pro Tag. In weiteren Ausbaustufen soll dieses System dann auch für kommerzielle Betreiber mit bis zu 200 t pro Tag entwickelt werden.

»Vorrangiges wirtschaftliches Ziel ist für uns eine vollständige Kostendeckung des Pilotsystems«, so Projektleiter Harald Frank, »aber auch eine Überschreitung der Gewinnschwelle ist erreichbar, indem wir mittelfristig die Sammelmenge des Plastikmülls bzw. der vermarktbaren Sekundärrohstoff-Ballen auf täglich 40t hochfahren.«

Durch Rückgriff auf einen gebrauchten Mehrzweckfrachter einerseits, sowie markterprobte Maschinensysteme aus der Recyclingtechnik und die bewährte Technologie des Müllsammel-Katamarans »SeeKuh« andererseits sollen die Investitionskosten auf ca. 11,2Mio. € begrenzt werden. Das Reinigungskonzept von OEOO konzentriert sich vordringlich auf Hotspots wie Flussmündungen und Küstengebiete, wo die Verschmutzungskonzentrationen am höchsten sind und der Plastikmüll noch relativ unzerteilt und an der Oberfläche schwimmend anzutreffen sei. Dort seien Zugänglichkeit, Logistik und Energieaufwand der Müllsammlung beherrschbar. Beispiele wären die Mündungsgebiete von Flüssen wie Yangtse, Ganges, Brantas, Mekong oder Pasig und die Küsten vor Megacities wie Jakarta, Hong Kong oder Rio.

»Kein Show-Stopper«

OEOO hält an der Verölungstechnologie zur Verarbeitung von maritimen PP- und PE-Fraktionen fest. Im ersten Schritt fehlen jedoch Plastics-to-fuel-Anlagen im Pilotsystem, da die Technologie den Angaben zufolge noch nicht serienreif ist. Dies sei für die Organisation jedoch »kein Show-Stopper«, da sich die maritimen PE- und PP-Fraktionen nach Sortierung in hochwertige Ballenware verarbeiten lasse. Entscheidend ist für OEOO vielmehr ein möglichst zügiger Beginn der Aufräumarbeiten, also der Entnahme des Plastikmülls aus dem Meer.