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Trends zu Automatisierung, Hybrid- und Elektroantrieben sind im Bereich Umschlagtechnik längst keine Zukunftsmusik mehr. Projekte großer Terminalbetreiber zeigen, wohin die Reise geht

Seit Januar transportieren am HHLA Container Terminal Tollerort in Hamburg erstmals zwei Hybrid Van Carriers von Konecranes Container zwischen Schiff[ds_preview], Lager, Bahnhof und Lkw-Gate. Die beiden Prototypen sollen mindestens 25 bis 30% weniger Diesel als ihre Vorgänger verbrauchen. »Die zwei Hybrid Van Carrier sind ein weiterer Schritt der HHLA, ihre Großgeräte auf immer umweltfreundlichere Technologien umzustellen«, erklärt das Hamburger Umschlagunternehmen. Ein Hybrid Van Carrier des Herstellers Kalmar ist seit dem ersten Quartal 2019 am HHLA Container Terminal Burchardkai (CTB) im Einsatz und soll im Mai 2019 übernommen werden. Das Besondere: Es ist der erste Hybrid Van Carrier mit der Abgasklasse 5.

An anderer Stelle geht es schon ganz ohne Diesel. So wird am HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) ein neues Elektrifizierungsprojekt gestartet. Dafür werden zwei E-Zugmaschinen für den Containertransport zwischen Blocklager und Containerbahnhof angeschafft. Aktuell wird bereits die AGV-Flotte (Automated Guided Vehicles) am CTA auf Lithium-Ionen-Batteriebetrieb umgestellt. Etwa 90 führerlose Containertransporter sollen in den nächsten Jahren auf die umweltfreundliche Antriebstechnologie umgerüstet werden. Durch den Einsatz von Ökostrom stoßen die AGV weder CO noch Stickoxid oder Feinstaub aus.

Betriebswirtschaftlich seien die mit Lithium-Ionen-Batterien angetriebenen AGVs vor allem deshalb attraktiv, da bei ihnen das Verhältnis der eingesetzten Energie zur realen Antriebsleistung etwa drei Mal höher sei als bei Diesel-AGV. Weitere Vorteile der Batterien sind laut HHLA ihre Ladezeit, die bei nur eineinhalb Stunden liegt, und ihre hohe Lebensdauer. Außerdem verringere sich das Gewicht im Vergleich zu Blei-Akkus von 12 auf 4t. Hinzu kommt, dass Lithium-Ionen-Batterien anders als Blei-Akkus nicht gewartet werden müssen. Das reduziert Kosten und wartungsbedingte Ausfallzeiten.

Autonome Lkw im Test

Bei den AGVs ist es in Sachen Automatisierung noch nicht zu Ende: Ebenfalls am CTA läuft derzeit das Projekt »Hamburg Truck Pilot«. Das gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekt von HHLA und MAN Truck & Bus zielt darauf ab, den Einsatz automatisiert beziehungsweise autonom fahrender Lkw im Realbetrieb zu testen. Als Testumfeld für dienen der HHLA Container Terminal Altenwerder und eine rund 70km lange Autobahnstrecke auf der A7.

Im vergangenen Jahr hat die HHLA im Segment Container nach eigenen Angaben Investitionen im Gesamtwert von fast 63Mio. € getätigt. Investiert wurde vor allem in die Beschaffung von Umschlaggeräten und in Lagerkapazitäten auf den Hamburger Containerterminals. »Der Investitionsschwerpunkt zielt darauf ab, die Produktivität auf bestehenden Terminalflächen durch den Einsatz modernster Umschlagtechnologie zu steigern sowie Liegeplätze der Schiffsgrößenentwicklung folgend bedarfsgerecht auszubauen«, so das Unternehmen. Zu den konkreten Budgets pro Projekt macht die HHLA keine Angaben.

Auf Konzernebene seien für 2019 Investitionen im Bereich von 200Mio. € geplant, die im Wesentlichen auf den Teilkonzern Hafenlogistik entfallen. Diese betreffen im Segment Container vor allem die Beschaffung von Containerbrücken, Lagerkränen und Flurförderzeugen für die Hamburger Containerterminals. Bis 2022 sind im Segment Container Investitionen von 450Mio. € geplant.

Während die autonomen Lkw am Terminal und auf der Autobahn kaum noch futuristisch erscheinen, blickt der Terminalbetreiber mit dem Hyperloop schon weiter in die Zukunft. So hat die HHLA mit dem amerikanischen Partner HTT das Gemeinschaftsunternehmen Hyper Port Cargo Solutions gegründet, um den Hyperloop – ein Transportsystem, das auf Vakuumröhren und Magnetschwebetechnik basiert – für den Transport von Seecontainern zu entwickeln und zu vermarkten. Es geht insbesondere um die Übergabestation, den »Bahnhof« am Terminal.

Hochregallager spart Fläche

Die Hyperloop-Technik wird auch von einem weiteren Terminal-Schwergewicht forciert. DP World arbeitet mit der amerikanischen Virgin Hyperloop One im Joint Venture DP World Cargo Speed an einem Konzept für Güterumfuhren und den Hinterlandtransport. Es gibt Überlegungen für Container sowie für den Transport palettierter Ladung – ganz ähnlich einer Idee, die der Projektentwickler Four Parx nun unter dem Namen Smart City Loop für Hamburg ins Gespräch gebracht hat. Auch hier geht es um ein Röhrensystem zur Versorgung der Metropole von den Logistikzentren aus.

Viel realer als Container und Paletten nahe der Schallgeschwindigkeit durch Röhren zu schießen, ist schon ein weiteres Projekt der Araber, das für Häfen in Ballungsgebieten mit knappen Flächen interessant sein dürfte. Als Boxbay bezeichnet DP World ein intelligentes Hochregallager für Container. Bis zu elf Lagen Boxen sollen in einem Gerüst über- und nebeneinander gestapelt werden. Eine Lagerung in der Boxbay würde laut DP World nur ein Drittel des Platzes einnehmen, den ein herkömmliches Containerlager für die gleiche Anzahl an Standardcontainern brauchen würde.

Der Terminalbetreiber hat sich für ein Pilotprojekt am Jebel Ali Port mit der deutschen SMS Group zusammengetan, die ihre Erfahrungen aus der Metallindustrie in die Entwicklung einbringt. Konkret lehnt sich Boxbay an das Hochregalsystem AMOVA an, mit dem Metallprodukte mit Stückgewichten von bis zu 50t in 50m hohen Gestellen gelagert werden. Zur Weltausstellung 2020 soll die erste Boxbay stehen.