Primaten auf See …

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Sicherheit geht immer vor … oder? Vor allem geht Sicherheit vor geopolitischem Säbelrasseln, (selbst auferlegten) Sparzwängen oder Geheimniskrämerei.

Der anglo-amerikanische[ds_preview] Sprachraum differenziert zwischen Security und Safety. Geht es um Security, darf das »Primat der Politik« (in demokratischer Lesart), also der Vorrang von politischen vor wirtschaftlichen Interessen, nicht von – pardon – Politik-Primaten missbraucht werden.

Geo-, Handels- oder Sanktionspolitik müssen die Sicherheit der Schifffahrt und vor allem der Seeleute berücksichtigen. Was oder wer auch immer der Auslöser der Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman war, er sollte die Sicherheit des wichtigsten Treibers des Welthandels im Auge behalten.

Denn es geht auch um die Sicherheit jedes einzelnen Seemanns, Abwägung ist an dieser Stelle deplatziert. Ob Globalisierung oder Regionalisierung, Protektionismus oder Liberalismus, die Welt und die politisch Herrschenden werden auf die Schifffahrt angewiesen sein bleiben, nicht zuletzt um die Versorgung »ihrer« Bevölkerungen zu ermöglichen. Werden Handelswege geschlossen, drohen im Extremfall Engpässe und gesellschaftliches Chaos, wie man in Ländern beobachten kann, die durch Sanktionen stark isoliert sind – siehe etwa Venezuela.

Auf dem Rücken der Industrie sollten keine politischen Konflikte ausgetragen werden, das gilt im Übrigen nicht nur für den Iran-Konflikt, sondern auch für die Flüchtlingspolitik am Mittelmeer, in die Schiffsbesatzungen immer wieder hineingezogen werden, wenn sie ihrer (mindestens moralischen) Pflicht nachkommen und Schiffbrüchige retten, dann aber mit Anlaufverboten zu kämpfen haben.

Die Schifffahrt selbst darf sich in gewisser Weise allerdings auch nicht zurücklehnen. Was wie eine abgedroschene Binsenweisheit klingt, hat in Wirklichkeit ganz konkreten Anlass.

Denn ihre »Security« ist nicht nur durch physische Waffengewalt, sondern auch durch vollkommen grenzüberschreitende Cyber-Kriminelle bedroht. So sehr sich die allermeisten der Gefahr bewusst sind, so sehr verwundert es, dass viele noch immer auf eigenem Kurs unterwegs sind. Erkenntnisse und Gegenmaßnahmen werden kaum veröffentlicht, potenzielle Lösungen nicht geteilt. Dabei wäre dies angesichts des immensen Dominoeffekts eines einzelnen Hackerangriffs mehr als vernünftig.

An dieser Front dürfen Reeder, Terminals und Zulieferer mit datenbasierten Angeboten nicht sparen – übrigens ebenso wenig wie bei Safety-Maßnahmen. Kurzfristige ökonomische Effekte können sich schnell in verheerende, auch finanziell durchschlagende Vorfälle wandeln.

Um es kurz zu machen, für beide Bereiche der Sicherheit gilt: Keine Kompromisse, weder politisch, noch ökonomisch bedingt. Es lebe das Primat der Vernunft!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Michael Meyer


Michael Meyer