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Der Brexit – ein günstiges Umfeld für den Verkehr in den Häfen der Normandie? Obwohl derzeit weniger als je zuvor klar scheint, wie, ob und wann die Briten die EU verlassen, verzeichnen französische Häfen einen positiven Trend beim Verkehr mit der Insel.

Seit mehr als sechs Monaten trifft sich, Hervé Morin, Präsident von Ports of Normandy und Präsident des Regionalrats der Normandie, mit vielen interessierten Parteien in Brüssel. Die Franzosen wollen ein klareres Bild bekommen und die Beziehungen zu den Partnern in  Poole, Portsmouth und Newhaven fördern.

Jedes Jahr fahren mehr als 1,7 Mio. Fahrgäste, 500.000 Pkw und 160.000 Lkw zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich über die Cross-Channel-Terminals der Ports of Normandy. Am Hafen von Caen-Ouistreham, dem drittgrößten Kanalhafen Frankreichs, würde der Brexit 1 Mio. Passagiere, 250.000 Pkw und 100.000 Lkw oder 2,7 Mio. t Güter direkt betreffen. Abgesehen von diesen Zahlen ist auch die Wirtschaft der Normandie eng mit dem Hafengeschäft verbunden.

Deshalb wurden Maßnahmen ergriffen, um diese Ströme unter bestmöglichen Bedingungen und mit minimalen Auswirkungen auf den freien Verkehrsfluss zu steuern. Die Häfen der Normandie und ihre Betreiber (Caen-Normandie CCI in Ouistreham, Port de Cherbourg und Régie du Port de Dieppe) haben sich mit den Zollbehörden, der Grenzpolizei und den DRAAF-Diensten zusammengetan. Die geschaffenen Einrichtungen seien bereits voll funktionsfähig und einsatzbereit und bestehen hauptsächlich aus Gebäuden, die für die Aufnahme von Veterinär- und Pflanzenschutzkontrolldiensten (SIVEP) eingerichtet sind, Zollkontrollstationen, Parkplätzen, modularen Gebäuden für die Kontrolle von Haustieren, Beschilderungen usw. Alle diese Anlagen wurden von den europäischen Behörden genehmigt.

Mehr Passagiere, mehr Güter

»Die Häfen der Normandie sind daher bereit, Brexit einzuführen, und die ersten Auswirkungen der Änderungen der Import-Exportregeln auf unseren Verkehr sind bereits spürbar«, so der Hafenverband. Das sei »eine Brexit-Situation, die nach heutigem Stand der Dinge für den Cross-Channel-Verkehr günstig ist.«

Die Gesamtzahlen bis Ende Mai 2019 zeigen, dass der Dreiländerverkehr der Häfen der Normandie bei den Passagieren um fast 1,5% und bei den Gütern um über 6,5% gestiegen ist.

So stieg der Gesamtpersonenverkehr im Ärmelkanal Ende Mai auf den Fährverbindungen nach Großbritannien um 0,9 % und nach Irland um 5,7 %. Obwohl der Gesamttrend immer noch aufwärts gerichtet ist, scheinen die Zahlen eine Zwischenphase vor dem Brexit zu markieren. Die Ergebnisse der Linien über den Kanal fallen gemischt aus. Und Obwohl der Verkehr nach Großbritannien insgesamt weiterhin wächst (+0,9%), waren die monatlichen Verkehrszahlen für Mai recht enttäuschend. »Dies ist ein Indikator für die abwartende Haltung der Briten bei ihren Freizeitaktivitäten oder Ferien angesichts der Unsicherheit. Die kanalübergreifenden Unternehmen spüren alle die Auswirkungen dieses Wartespiels auf alle ihre Linien«, heißt es.

Andererseits habe sich der Verkehr nach Irland mit einem Anstieg von 5,7 % gegenüber dem Gesamtwert Ende Mai wieder erholt. Die Linien profitieren demnach eindeutig von der Inbetriebnahme von Irish Ferries’ »WB Yeats« im März, was den 62-prozentigen Anstieg des monatlichen Verkehrs im Mai erklärt.

Warenverkehr profitierte von Unsicherheit

Im Warenverkehr verzeichneten die kanalübergreifenden Strecken einen Anstieg des Verkehrs mit dem Vereinigten Königreich um 6,5% und mit Irland um fast 7%. Die Häfen der Normandie profitierten im ersten Quartal von der Arbeit des Zolls zur Regelung des Dover-Straits-Verkehrs sowie von der Auffüllung von Lagerbeständen in Großbritannien, um die Auswirkungen des Brexits abzufedern. Der EU-Ausstieg der Briten war ja ursprünglich für März 2019 vorgesehen.

Seit Ende des ersten Quartals ist der Handel in einem von neuer politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit in Großbritannien geprägten Umfeld tendenziell zurückgegangen.

Der Verkehr mit Irland, gemessen an der Anzahl der Lkw, stieg in den ersten 5 Monaten des Jahres um 12%. Die Inbetriebnahme der »W.B. Yeats« auf der Dubliner Strecke ist eine Reaktion auf die hohe Nachfrage und hatte keinen Einfluss auf die Volumen von Stena Line, dem anderen Betreiber auf den Irland-Routen.

»Diese Ergebnisse bestätigen die Strategie des Teams der Normandie, die es seit einigen Monaten gemeinsam mit den Betreibern ausarbeitet, nämlich alles zu tun, um ›Brexit ready‹ zu sein, um den Verkehr durch unsere drei Häfen frei fließen zu lassen und neue Kunden zu gewinnen«, so der Hafenverbund.