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Im Überseehafen Rostock wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 2,3% mehr Ladung umgeschlagen. 40 Mio. € will der Hafen im laufenden Jahr in den Ausbau investieren.

13,3 Mio. Brutto-Tonnen Ladung wurden im ersten Halbjahr umgeschlagen und damit 300.000 t bzw. 2,3% mehr als im Vorjahreszeitraum.

Auf den drei Fähr- und[ds_preview] drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 196.300 Lkw (begleitete Einheiten) transportiert, 6,5% weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag unbegleiteter Einheiten nahm dagegen zu, 66.100 Trailer bzw. sonstige Ladungsträger rollten über die Kaikanten (+1%). Im ersten Halbjahr 2019 wurden zudem mehr als 9.000 Eisenbahnwaggons über See transportiert (+15%). Auch die Anzahl der transportierten Pkw stieg um 4% auf 197.000 Fahrzeuge.

Der Umschlag von Papier und Zellulose erreichte im ersten Halbjahr 2019 ein Ergebnis von 352.000 t und damit 64.000 t weniger als im Vergleichszeitraum 2018.

Der Umschlag intermodaler Ladeeinheiten im Kombinierten Ladungsverkehr (KV) erhöhte sich im ersten Halbjahr 2019 um 17% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die steigenden Mengen im ersten Halbjahr 2019 sind insbesondere auf die Neuverkehre der Verbindung zwischen Rostock und Lovosice (April 2019), Cervignano (September 2018) und Curtici (November 2018) zurückzuführen. »Wir arbeiten weiterhin mit Partnern an neuen Zugverbindungen ins natürliche Hinterland von Rostock. Wir wollen die Standortvorteile Rostocks im kombinierten Verkehr, insbesondere nach Südosteuropa, stärker als bisher nutzen«, so Geschäftsführer Gernot Tesch.

Pipeline dicht – Plus bei Flüssigütern

Der Flüssiggutumschlag der ersten sechs Monate 2019 verzeichnete durch die als Sondereffekt zu bezeichnenden Rohölimporte ein deutliches Plus von 63%. Insgesamt wurden 1,75 Mio. t, davon 800.000 t Rohöl, über die Kaikanten gepumpt. Da die russischen Öllieferungen über die »Druschba«-Pipeline Ende April teilweise gestoppt worden waren, liefen Tanker Rostock an, um eine alternative Versorgung der Raffinerie PCK Schwedt zu gewährleisten.

Der Umschlag von Schüttgütern lag mit 3 Mio. t auf Vorjahresniveau. Nennenswerte Zuwächse gab es beim Umschlag von Kohle (plus 147.000 t) und Weizen (plus 130.000 t); Rückgänge dagegen beim Umschlag von Splitt (minus 170.000 t), Gerste (minus 70.000 t) und Raps (minus 40.000 t).

»Nach der Inbetriebnahme einer neuen Getreidesilo- und Verladeanlage mit 160.000 t Silokapazität durch GT Rostock und einer neuen zusätzlichen Verladekapazität von 1.200 t pro Stunde durch Euroports im September letzten Jahres weiht die Hauptgenossenschaft Nord (HaGe) in der kommenden Woche weitere Silokapazitäten im Getreidehafen Rostock ein. Mit der erfolgreichen Ansiedlungskampagne zur Stärkung Rostocks als wichtiger Getreideexporthafen setzen die Getreidehändler und –verlader auf die guten logistischen Voraussetzungen am Standort Rostock mit einem Lagerungsvermögen von knapp 700.000 t«, sagt Jens A. Scharner, Geschäftsführer Rostosck Port.

Im Stückgutbereich wurden 262.000 t über die Kaikanten verladen, was annähernd dem Niveau des Vorjahreszeitraums entsprach. Es wurden vor allem mehr Windkraftelemente, aber weniger Rohre verladen.

Projekte und Investitionen

Mehrere Großbauvorhaben, die bereits im zurückliegenden Jahr begonnen wurden, beschäftigten im ersten Halbjahr 2019Rostock Port: der Neubau von Liegeplatz 23, die Schwerlastertüchtigung von Liegeplatz 15 auf Pier III, der Neubau bzw. die Optimierung der Liegeplätze 50 und 62/63 sowie der Bau eines neuen Terminals in Warnemünde. Bis Mai 2019 wurden Bauleistungen in Höhe von 15 Mio. € (bis Mai 2018: 3 Mio. €) abgerechnet.

Auf der Westseite von Pier III soll bis Ende 2019 die Erneuerung des 270 m langen Liegeplatzes 23 abgeschlossen werden. Er ist Teil des Schüttgut-Terminals und dient zusammen mit Liegeplatz 24 unter anderem für den Import von Steinkohle für das Kraftwerk. Die über 50 Jahre alte bestehende Kaikonstruktion war sanierungsbedürftig. Im Zuge der Baumaßnahmen wird die Flächenbelastbarkeit der Kaianlage von 2 auf 5 t pro Quadratmeter erhöht.

»Um zukünftig größere Massengutfrachter bedienen und damit die Effektivität des Umschlags erhöhen zu können, muss die Wassertiefe am Liegeplatz 23 von derzeit 11,50 auf 14,50 m gebracht werden. Im nördlichen Anschlussbereich zum Liegeplatz 24 wird die Kaikonstruktion bereits für den zukünftigen Ausbau auf 16,50 m Wassertiefe vorbereitet. Einschließlich der notwendigen Tiefenbaggerung soll das Projekt im ersten Quartal 2020 abgeschlossen werden«, so Tesch.

Scharner ergänzt: »Das Projekt mit diesem hohen Investitionsvolumen war zudem der Startschuss für den auf die vorgesehene Seekanalvertiefung ausgerichteten Wasserbau im Überseehafen. Ziel ist es, dass nach der vom Bund geplanten Seekanalvertiefung auf 16,50 m die Hafeninfrastruktur parallel auszubauen, damit große Schiffe entsprechende Hafenliegeplätze anlaufen können.«

Investition soll Projektladung anziehen

Auf der Ostseite von Pier III wurden die Tiefbauarbeiten zur Ertüchtigung der Schwerlastflächen im Bereich des Liegeplatzes 15 im zweiten Quartal 2019 fristgerecht beendet. Hier entstand für rund 7,5 Mio. € ein Spezialkai mit schwerlastfähiger Schienenfahrbahn. Für den 164 m hohen, schienengebundenen Schwerlastkran TCC 78000 von Liebherr wurden für die Kranbahn zwischen dem nördlichen Werksgelände und der angrenzenden Kaikante 612 Bohrpfähle gesetzt, um die Lasten des Krans mit seinen Hubkapazitäten bis zu 1.600 t aufnehmen zu können.

Der wasserseitige Kranbahnbalken ist 380 m und der landseitige 235 m lang. Die Spurweite für das Doppelfahrwerk des TCC 78000 beträgt 30 m. »Mit dem Schwerlastkran, aber auch den Investitionen der Rostocker Umschlagunternehmen in neue Krantechnik, verbessern sich die Chancen für weitere Unternehmensansiedlungen und die Akquise extrem schwerer Projektladungen«, sagt Tesch.

Mehr Kapazität für RoRo- und Kreuzfahrtschiffe

Um Schiffe mit einer Länge von bis zu 220 bzw. 250 m im Fähr- und RoRo-Bereich abfertigen zu können, werden die Liegeplätze 62 und 63 seit letztem Jahr umgebaut. Durch die Erneuerung der Querkai am Hafenbecken A im Bereich des Liegeplatzes 50 werden auch hier künftig RoRo-Schiffe mit einer Länge von bis zu 250 m festmachen können. Beide Maßnahmen sollen bis Ende 2019 abgeschlossen werden.

Zur Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Kreuzschifffahrt in Warnemünde investieren das Land, die Stadt Rostock und der Hafen in den Neubau eines weiteren Terminals am Liegeplatz P8. Das Gebäude, 186 m lang und 30 m breit, soll zum Saisonstart der Kreuzschifffahrt im Frühjahr 2020 eröffnet werden.

Die derzeit laufenden Investitionen im Fähr- und RoRo-Bereich mit einem Volumen von 18 Mio. € schaffen durch die Anpassung an die größten RoRo- und Fährschiffe die Voraussetzungen für den Einsatz von emissionsärmeren Schiffen und erhöhen die Angebotsfähigkeit im Überseehafen. Für 2019 plant Rostock Port mit einem Investitionsvolumen von 40 Mio. €.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Blick

Gegenwärtig laufen in der baubehördlichen Zuständigkeit der Stadt Rostock die Planungen für den Bau einer Landstromanlage in Warnemünde. Eine entsprechende Absichtserklärung zur gemeinsamen Förderung einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Kreuzschifffahrt war mit AIDA Cruises im September 2018 unterzeichnet worden. Ziel der Stadt Rostock ist die Bereitstellung einer Landstromversorgung an zwei Liegeplätzen im kommenden Jahr.

Gleichzeitig unterstützt der Hafen Maßnahmen der Unternehmen zur Reduzierung der Emissionen und plant den Aufbau eines Luftmessnetzes in Warnemünde und im Überseehafen. »Durch die Voraussetzungen bei Forschungseinrichtungen, bei maritimen Zulieferunternehmen, bei Werften und Reedereien in Rostock sehen wir im LNG-Bereich eine Spitzenstellung in Deutschland«, heißt es.

Der Hafen und die Stadt Rostock unterstützen dieses LNG-Cluster dadurch, dass im Hafengebiet eine Versorgung uneingeschränkt möglich ist, zudem wird die Ansiedlung eines LNG-Terminals im Hafen Rostock befürwortet. Rostock Port ist überzeugt, dass unter anderem durch den Einsatz von alternativen emissionsärmeren Kraftstoffen für die Schifffahrt die Akzeptanz der Bevölkerung in der Hafenstadt Rostock weiter erhöht werden kann.

Mit 196 Anläufen von 40 Kreuzfahrtschiffen an 115 Tagen erwartet der Standort 2019 ein erfolgreiches Jahr. 184 Mal legen die Schiffe in Warnemünde und zwölf Mal im Überseehafen an. Der letzte Anlauf eines Kreuzfahrtschiffes in diesem Jahr wird am 4. Dezember in Warnemünde erwartet.