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Der Welthandel mit Steinkohle hat 2018 um 4,7 % zugenommen. Deutsche Steinkohleeinfuhren waren mit -9% jedoch stark rückläufig.

Vom seewärtigen Handel in Höhe von 1.210 Mio. t waren 906 Mio. t Kesselkohle und 304 Mio. t Kokskohle, erklärt der Verein der Kohleimporteure (VDKI) in seiner Jahresbilanz. Beim seewärtigen Handel war w[ds_preview]egen der Zunahme der weltweiten Roheisenproduktion um 2,2 % auch ein Anstieg der Kokskohleexporte um 16 Mio. t (+ 5,6 %) zu verzeichnen. Der Kesselkohlemarkt legte ebenfalls kräftig um 37 Mio. t (+ 4,3 %) zu. Der Anteil des Welthandels an der Produktion stieg 2018 auf 19,0 % an, da der Welthandel mit 4,7 % stärker wuchs als die Weltförderung (2,8 %).

Steinkohle Seehandel Routen 2018 VDKI
Steinkohle Seehandel Routen (Quelle: VDKI)

Die größten Importnationen sind ausnahmslos im südostasiatischen Raum zu finden. Rund 80 % des Steinkohleseeverkehrs entfällt auf diese Region. An der Spitze liegt Indien mit 221 Mio. t, davon 166 Mio. t Kesselkohle und 55 Mio. t Kokskohle. Es folgt Japan mit 189 Mio. t. Die EU-28 liegt mit 150 Mio. t vor Südkorea (148 Mio. t).

Deutschland verliert bei Importen

Innerhalb der EU führt Deutschland als größter Mitgliedstaat und größtes Industrieland am meisten Kohle ein, dennoch wurde ein Rückgang der Importe um 9% verzeichnet. Der Primärenergieverbrauch an Steinkohle verringerte sich 2018 gemäß Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) um 11,2 % (Vj: -11,3%) auf 44,4 Mio. t SKE im Jahr 2018. 26,1 Mio. t SKE oder 59 % gingen an die Kraftwerke, 17,3 Mio. t SKE oder 39 % an die Stahlindustrie und 1,0 Mio. t SKE oder 2 % in den Wärmemarkt. Maßgeblich hierfür war die deutliche Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern (+4,3%), das milde Wetter zu Jahresbeginn, niedrige Erdgaspreise und der gestiegene CO2-Preis.

Steinkohleimporte eutschland 2018 VDKI
Steinkohleimporte eutschland (Quelle: VDKI)

Bei den Provenienzen der Importe an erster Stelle liegt Russland mit 19,2 Mio. t oder 41%. Zulegen konnten die USA von 9,1 Mio. t auf 9,8 Mio. t und Kanada leicht von 1,5 auf 1,6 Mio. t. Kolumbien büßte wie schon im Vorjahr weiter Absatzanteile ein. Russland baut seine Position als größter Lieferant von Kesselkohle mit 55% in 2018 nach 49% im Vorjahr aus. Bei der Kokskohle war Australien mit 5,2 Mio. t oder 42% Marktanteil wichtigster Lieferant. Für 2019 erwartet der VDKI sinkende Steinkohleimporte in mindestens ähnlichem Umfang wie 2018.

Australien größter Exporteur

Australien hat die Position des weltweit größten Kohleexporteurs 2018 mit 386 Mio. t, davon 208 Mio. t Kesselkohle und 179 Mio. t Kokskohle, gegenüber Indonesien (343 Mio. t) behauptet. Russland (167 Mio. t) behauptete seinen dritten Platz in der Rangliste. Die USA (100 Mio. t) machten wie schon im Vorjahr einen großen Sprung und liegen nun vor Kolumbien (82 Mio. t) und Südafrika (81 Mio. t).

Verwendung von Steinkohle in Deutschland 2018 VDKI
Verwendung von Steinkohle in Deutschland (Quelle: VDKI)

Die Nachfrage nach Kesselkohle im pazifischen Markt wird vor allem durch China, Indien und einige ASEAN-Staaten dominiert. Die Nachfrage von Südkorea stieg deutlich von 109 auf 123 Mio. t, die von Indien von 149 auf 166 Mio. t. Auch Japan hatte einen Anstieg zu verzeichnen. Die Einfuhren der Volksrepublik China gingen leicht zurück. Insgesamt stieg die Nachfrage nach Kesselkohle in Asien von 669 auf 726 Mio. t. Der Zuwachs von 57 Mio. t oder 8,5 % geht überwiegend auf die hier nicht im einzelnen aufgeführten ASEAN-Staaten zurück.

Aussichten: Aussteiger gegen Wachstumsmärkte

In den USA geht die Nachfrage nach Steinkohle – unabhängig von Wahlkampfaussagen – weiter zurück. In der Europäischen Union befinden sich in einigen wichtigen Ländern Kohleausstiegspläne entweder in der Diskussion oder sind bereits beschlossen.

Dem stehen im atlantischen Markt positive Entwicklungsmöglichkeiten in den Mittelmeeranrainerländern gegenüber, was nicht nur für Kolumbien, sondern auch für Russland bedeutsam ist. Die entscheidende Frage für alle Produzentenländer ist, wie sich die Kohlenachfrage in Asien entwickeln wird. Russische Anbieter nutzen ihre günstige geographische Situation, um zunehmend auch nach Asien zu exportieren. In den USA muss die Logistik mit den Absatzmöglichkeiten Schritt halten können. Für Kolumbien sind auch weiterhin die Frachtraten eine entscheidende Größe.

An China kommt man nicht vorbei

Steinkohleproduktion nach Land 2018 VDKI
Steinkohleproduktion nach Land (Quelle: VDKI)

Bei der Analyse der Situation in Asien kommt man nicht an China vorbei. Der mit Abstand größte Kohleproduzent ist auch ein wichtiger Nachfrager am Weltmarkt für Steinkohle. Die regulierenden Eingriffe der chinesischen Entscheidungsträger hatten gravierende Folgen für den internationalen Kohlehandel. Nachdem 2015 die chinesische Angebotspolitik noch zu einem Preisdruck führte, folgte 2016 ein Umdenken: nun wurde versucht, die Preise zu stu?tzen und in einer gewissen Bandbreite zu stabilisieren. Seit 2018 gibt es Importbeschränkungen unterschiedlichster Art und Intensität.

Gobale Steinkohleproduktion 2018 VDKI
Gobale Steinkohleproduktion (Quelle: VDKI)

In China wurden nicht nur ineffiziente und unsichere Produktionskapazitäten stillgelegt, es erfolgte auch ein Aufbau neuer effizienter Produktionskapazitäten, der – wie vorhin angesprochen – zu einem Anstieg der chinesischen Kohleproduktion führte. Wenn China die Transportverbindungen zwischen den Förderregionen und den wichtigsten Nachfragezentren weiter verbessert, könnte noch mit einer Ausweitung des inländischen Angebots gerechnet werden. Dies wu?rde nicht nur die inländischen Kohlepreise, sondern auch den Weltmarkt unter Druck setzen.

Nachfrage in Indien ungebremst

Indien ist das Land, das 2019 mit 7,2 % weltweit das größte Wirtschaftswachstum erreichen wird. Die Energienachfrage dieses Landes ist deshalb ungebremst, und dies gilt insbesondere auch für den Kohlesektor. Zwar ist Indien bemüht, die wachsende Nachfrage nach Kesselkohle durch heimische Kohleförderung zu decken, doch nahmen die Importe 2018 nach drei aufeinander folgenden Jahren mit leichtem Rückgang wieder deutlich zu. Auch 2019 werden die Importe dem VDKI zufolge eine große Rolle spielen, da die inländische Förderung beträchtliche Anstrengungen unternehmen muss, um mit der Nachfrage Schritt halten zu können.

Japan ist nach wie vor mit den Folgen des Reaktorunfalls von Fukushima für die japanische Elektrizitätswirtschaft befasst. Ganz ohne Steinkohlenkraftwerke dürfte es schwierig sein, mit den energiepolitischen Herausforderungen des Landes umzugehen.

Schwieriger ist die Situation in Südkorea einzuschätzen. Die koreanische Gesetzgebung ist zunehmend gegen die Kohle gerichtet. Bis 2022 ist noch damit zu rechnen, dass neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen und eine zusätzliche Nachfrage bewirken werden. Nachteilig für die Steinkohle wird sich jedoch die Energiebesteuerung des Landes auswirken. Es könnte ein Fuel Switch zwischen den neuesten Gaskraftwerken und den ältesten Steinkohlenkraftwerken ausgelöst werden.