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180 Teilnehmer, 15. »Geburtstag«, und vor allem ein Thema: Bei der »Windforce« in Bremerhaven drehte sich vieles um die bundespolitische Ausbau-Deckelung der Offshore-Windindustrie

Mithilfe der »Bremer Erklärung« sandte der Organisator WAB eine »dringliche Handlungsaufforderung« an die Berliner Politik und insbesondere an Bundeswirtschaftsminister Peter[ds_preview] Altmaier. Kernforderung der Erklärung war: Der Ausbaupfad für die Offshore-Windindustrie müsse zwingend auf 35 GW bis zum Jahr 2035 erhöht werden. Zudem forderte WAB-Geschäftsführer Andreas Wellbrock in seiner Begrüßungsrede die kurzfristige Festlegung eines Sonderbeitrages von mindestens 1,5 GW: »Wir haben freie Konverterkapazitäten, die sofort nutzbar sind. Der Sonderbeitrag wäre das von der Branche so dringend benötigte Signal.

Die Erklärung wurde an Christoph Reichle, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, übergeben. Trotz dem andauernden Wahlkampf in Bremen hatten sich die Parteien von SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP geeinigt. Den Anstoß für die Initiative hatte eine Diskussionsveranstaltung des WAB zur Bürgerschaftswahl gegeben. Anlässlich der Veranstaltung sprachen sich alle eingeladenen Parteienvertreter dafür aus, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windenergie zu verbessern und Hindernisse abzubauen.

Ein Schulterschluss aus den Verbänden Stiftung Offshore-Windenergie, BWE, AGOW, EEHH, EESH, WEN, und der WAB sowie den norddeutschen Energie- und Wirtschaftsministern und der IG Metall Küste hatte bereits im September 2018 auf der Messe WindEnergy in Hamburg vor den schwerwiegenden Folgen des Ausbaudeckels gewarnt. Ein Jahr zuvor, im September 2017, hatten die Energie-, Umwelt- und Wirtschaftsminister der fünf Küstenländer im »Cuxhavener Appell 2.0« gefordert, den bis heute bestehenden Ausbaudeckel für das Jahr 2030 von 15 GW auf mindestens 20 GW anzuheben.

Bei der Windforce mahnte nun die WAB-Vorstandsvorsitzende Irina Lucke: »Die Situation ist dramatisch. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 wird es keinen Zubau geben. Zahlreiche Firmen melden Insolvenz an, wertvolles Fachpersonal wandert in andere Märkte ab. Deswegen ist ein politisches Signal in Form eines Sonderbeitrages und die Anhebung der Ausbauziele auf 35 GW zum jetzigen Zeitpunkt überfällig. Dieser Sonderbeitrag wäre ein klares Bekenntnis zur Offshore-Windkraft.«

Etwa 180 Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus waren zur Konferenz in die Seestadt gekommen. In der Podiumsdiskussion diskutierten Experten über die Energiewende in nationaler und europäischer Perspektive. Hannah König, Leiterin Wind und Maritime Technik bei EnBW Energie Baden-Württemberg, betonte: »Das Großprojekt Energiewende braucht einen ganzheitlichen, verlässlichen Rahmen statt vieler regulatorischer Einzelmaßnahmen. Die Einführung eines CO2-Preises ist hier ein ebenso einfacher wie wirkungsvoller Hebel.« Am zweiten Tag folgten zwölf Sessions, die Entwicklungen wie schwimmende Fundamente, Internationalisierung, Sektorenkopplung oder die windenergiebasierende Produktion von Wasserstoff abdeckten. Erstmals gab es mit den Niederlanden ein Partnerland, das eigene Akzente durch Redner und Teilnehmer setzte.

In der Bremer Erklärung wird explizit auch auf die arbeitspolitische Bedeutung hingewiesen: »Insbesondere die Windindustrie ist für das Bundesland Bremen ein wichtiger Jobmotor und von hoher arbeitsmarktpolitischer Relevanz für den Standort Bremen/Bremerhaven. Die Deckelung des Ausbaus ist falsch. Der Deckel muss weg.«