Quelle: BSH
Print Friendly, PDF & Email

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) startet am 26. August die nächste Gesamtaufnahme der Nordsee – erneut am Süd-West Terminal in Hamburg. Zum Abschluss geht es nach Bremerhaven.

Auf der knapp 3.800 sm langen Forschungsfahrt werden zehn Wissenschaftler und Techniker aktuelle ozeanographische und meereschemisc[ds_preview]he Daten erfassen und das Seewasser auf die Konzentration ausgewählter künstlicher Radionuklide untersuchen, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie jetzt mit. Die Daten dienen einer aktuellen Zustandsbewertung der Nordsee und der Erfassung klimabedingter Veränderungen.

Die Reise mit dem irischen Forschungsschiff »Celtic Explorer« endet am 17. September in Bremerhaven. Das unter der wissenschaftlichen Leitung des Ozeanographen Holger Klein fahrende Schiff wird am 26. August auf seinem Liegeplatz am Süd-West Terminal für die Expedition beladen und eingerichtet. Am frühen Morgen des 27. August wird das Schiff ablegen und bereits eine gute Stunde später vor Stade die ersten Proben auf der Elbe nehmen.

BSH Vermessung Nordsee
Quelle: BSH

Das BSH fährt seit 1998 jedes Jahr im August/September ein Netz von ortsfesten Stationen ab, auf denen das Schiff für ozeanographische und chemische Profilmessungen und zur Entnahme von Wasserproben aufgestoppt wird. Die auf den über 100 Stationen erhobenen Daten dienen zur detaillierten Bestimmung der räumlichen Verteilung von Temperatur, Salzgehalt und Dichte des Seewassers sowie der Analyse von Nährstoffen und Metallen. Darüber hinaus werden die Sauerstoffsättigung, das Säurebindungsvermögen (Alkalinität) sowie der pH-Wert des Seewassers bestimmt.

Die Bestimmung der oberflächennahen Chlorophyll- und Trübstoffverteilung sowie der Sichttiefe des Meerwassers dienen unter anderem der Überprüfung und Validierung der Ergebnisse optischer Sensoren auf Satelliten, die vom BSH ganzjährig zur Zustandsbewertung von Nord- und Ostsee genutzt werden.

Ein Teil der Daten wird bereits an Bord für eine erste Bewertung analysiert, eine detaillierte Aus- und Bewertung, insbesondere vieler chemischer Parameter, ist erst nach Rückkehr auf Basis zusätzlicher Analysen im BSH-Labor in Sülldorf möglich. Das eingespielte wissenschaftlich-technische Team arbeitet während der Gesamtaufnahme in drei Schichten rund um die Uhr. Die erhobenen Daten dokumentieren den aktuellen Nordseezustand und dessen Entwicklung über die letzten 22 Jahre. »Damit liefern sie einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der deutschen Monitoringverpflichtungen im Rahmen der europäischen Meeresstrategie-Rahmen­richtlinie (MSRL) und helfen bei der Validierung von operationellen Ozeanmodellen«, heißt es seitens der Behörde.

Der Klimawandel spielt bei der Erhebung eine zentrale Rolle Die Langfristigkeit dieser Messungen zusammen mit der Kombination von physikalischen und chemischen Parametern sei von besonderer Bedeutung »für die Plausibilisierung von Klimaszenarien« und die Bewertung klimabedingter Veränderungen in der Nordsee. »Erst derartig lange Zeitreihen ermöglichen die Unterscheidung der eigentlichen Klimasignale von der hohen natürlichen Variabilität der Nordsee. Damit liefern die seit mehr als 20 Jahren erhobenen Daten auch einen wichtigen Beitrag für die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) und sind Grundlage für vielfältige Untersuchungen des BMVI-Expertennetzwerkes „Wissen – Können – Handeln“ zur Anpassung der Verkehrsträger an den Klimawandel«, schreibt das BSH.

Die Datensätze gibt das BSH – wie alle anderen Messdaten – auch an nationale und internationale wissenschaftliche Einrichtungen weiter. Fünf eigene Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffe operieren in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee. Das BSH arbeitet international in mehr als 12 Organisationen und etwa 200 dort angesiedelten Gremien unter anderem bei der Entwicklung internationaler Übereinkommen mit.