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Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) baut ihr Schifffahrtsgeschäft wieder aus. Im ersten Halbjahr wurde Neugeschäft im Wert von 0,5 Mrd. € geschlossen.[ds_preview]

»Wir sind froh, dass wir nicht wie andere aus der Schiffsfinanzierung ausgestiegen sind«, sagt HCOB-Vorstandschef Stefan Ermisch. Die sei ein interessantes Geschäftsfeld, auch in der Nische. Neu im Fokus stehen zum Beispiel »Vintage Ships«.

Dabei geht es für die ehemalige HSH Nordbank um die Refinanzierung von älteren Schiffen während der Restlebenszeit bis zur Verschrottung. »Eine Nische, die für uns interessant ist«, so Ermisch. Bei Neubauten bleibt die privatisierte Bank dagegen, wie insgesamt auch, »sehr zurückhaltend«. Man habe jetzt viel Qualität im Portfolio, »die wollen wir in jedem Fall bewahren«.

Insgesamt wurden im Bereich Shipping in den ersten sechs Monaten Transaktionen im Wert von 0,5 Mrd. € abgeschlossen, 200 Mio. € mehr als bis Juni 2018. Bis Jahresende könnte es 1 Mrd. € werden, so lautet zumindest das Ziel. »Ich bin auch ganz optimistisch, dass wir das schaffen«, sagt Ermisch.

Auch auf der Ertragsseite hat sich das einstige Sorgenkind der Bank berappelt. Das Ergebnis vor Steuern für ein Portfolio von jetzt noch 5,2 Mrd. € (Ende 2018: 5,4 Mrd. €) lag mit 111 Mio. € deutlich höher als bei den weitaus größeren Segmenten Immobilien (Portfolio: 14,5 Mrd. € / 56 Mio. €) und Unternehmenskunden (12,9 Mrd. € / -12 Mio. €). Anders als so oft in der Vergangenheit, als Schiffskredite für ein immenses Ausfallrisiko und steigende Wertberichtigungen gesorgt hatten, konnte die Risikovorsorge nicht nur reduziert, sondern in Höhe von 87 Mio. € sogar zurückgeführt werden.

Zugute kommt der HCOB, dass sie mit dem Verkauf an ein Investorenkonsortium um Cerberus und J.C. Flowers im November vergangenen Jahres nahezu sämtliche Altlasten losgeworden ist. Derzeit umfasse das Volumen der »non-performing loans« in der Gesamtbank rund 800 Mio. € (1,7%), darunter seien so gut wie keine Schiffskredite mehr, so Ermisch.

Auch sonst sei er mit dem eingeschlagenen Privatisierungskurs sehr zufrieden. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber wir kommen mit der Transformation zügig voran«, betont der Vorstandschef. »Alle Maßnahmen zur Kostensenkung, Margenerhöhung und zum Bilanz- und Risikomanagement sind gesetzt.«

Das Konzernergebnis vor Steuern lag bei 96 Mio. € (Vorjahreszeitraum: 6 Mio. €). Das entspricht einer Eigenkapital-Rendite vor Steuern von 4,4 % (Ende 2018: 2,2%). Die forcierten Kosteninitiativen und Effizienzgewinne resultierten in einen auf -190 Mio. € gesunkenen Verwaltungsaufwand (-207 Mio. €). Die Bilanzsumme wurde von 55 Mio. € auf 50 Mrd. € gedrückt und soll auf 45 Mrd. € abgesenkt werden. Die für das Rating der Bann und die Aufsichtsbehörden wichtige Kernkapitalquote liegt bei 17%.

Der große Aderlass bei den Mitarbeitern folgt noch: Derzeit gibt es noch 1.630 Beschäftigte, die Zahl soll bis 2022 um 42% auf 950 Vollzeitstellen abgebaut werden. Angesichts derzeit geringer Margen in nahezu allen Geschäftsfeldern soll durch eine Verringerung der Kosten die erhoffte Rentabilität (RoE) von 8% erreicht werden, heißt es. Derzeit liegt der Wert erst bei 4,4%.