Print Friendly, PDF & Email

In der Ostsee ist der Start für ein großes Forschungsprojekt erfolgt, dessen Herzstück ein Unterwassertestfeld ist.

Das Leuchtturmprojekt wurde in den vergangenen sechs Jahren intensiv von Fraunhofer-Institut, der Hanse- und Universitätsstadt, Rostock Business, der Landesregierung und Industriepartnern vorangetrieben und geht nun in die Umsetzung. Herzstück des Projekts ist das sogenannte »Digital Ocean Lab« (DOL), ein Unterwassertestfeld. Der dazugehörige landseitige Neubau mitsamt Forschungsgruppe ist ebenfalls angelaufen.

Campus für Meeres- und Tiefseetechnologie

Forciert vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD entsteht auf dem Gelände des Rostocker Fracht- und Fischereihafens eine Forschungsumgebung rund um die Entwicklung und Erprobung von Hochtechnologie mit Meerestauglichkeit. Sie soll einmal das »Ocean Technology Campus« (OTC) werden, für das die Stadt Rostock seit langem eine Vision hat. Durch den engen Schulterschluss zwischen Industrie und Forschung, Lokalmatadoren und Neuansiedlungen soll sich hier ein Campus für Meeres- und Tiefseetechnologie etablieren.

Das »Digital Ocean Lab« dient unterschiedlichen Forschungszwecken
Das »Digital Ocean Lab« dient unterschiedlichen Forschungszwecken. © Fraunhofer IGD

Ausgangspunkt des neuen Unterwassertestfeldes in der Ostsee wird das künstliche Riff vor Nienhagen, das vor 16 Jahren für die Fischereiforschung erbaut wurde und seitdem von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern betrieben wird. Das Riff wird künftig vom Fraunhofer IGD im Rahmen des DOL genutzt, ein entsprechender Nachnutzungsantrag wurde dem zuständigem Ministerium in Schwerin bereits vorgelegt.

Ausgehend vom bestehenden Riff sollen weitere Flächen – unter Berücksichtigung des bestehenden Fischereischutzgebietes – zu dem neuen Unterwassertestfeld ergänzt werden. Welche genau das sein werden, wird im Rahmen des im Herbst 2019 startenden Genehmigungsverfahrens geklärt.

Unterwasserflächen dienen Forschungsprojekten

Ziel ist das dauerhafte Bereitstellen von Unterwasserflächen für Projekte: Verschiedene Unterwassergärten sollen Anwendungsgebiete der Unterwassertechnik wie etwa Kabelortung, Wartung an Offshore-Bauwerken oder Umgang mit Munitionsaltlasten abdecken. Dies gestattet sowohl der Forschung als auch der Industrie gleichermaßen, ihre Entwicklungen unter realen Bedingungen im Meer strukturiert zu testen.

Der Bedarf an solchen Testmöglichkeiten sei immens, heißt es. Die Möglichkeiten für effiziente Tests unter realistischen Bedingungen seien weltweit jedoch extrem begrenzt, weshalb internationales Interesse an den Plänen in Rostock bestehe.

Bereits im November 2018 kam ein Beschluss des Bundestages über 15 Mio. € für die technische Infrastruktur und Aufbauinvestitionen des DOL sowie der landseitigen Laborausstattung für die Operationszentrale. Von dort aus werden alle Unterwasser-Projekte vorbereitet und überwacht. Diese wird sich im Institutsneubau des Fraunhofer IGD auf dem Gelände des zukünftigen OTC befinden. In den Neubau des Instituts, das seinen Standort vollständig von der Südstadt in den Fischereihafen verlegen wird, investiert die Fraunhofer-Gesellschaft durch Baumittel des Bundes 12 Mio. €, das Land Mecklenburg-Vorpommern steuert denselben Betrag bei. Der Baubeginn ist im Frühjahr 2022 geplant.

Forschungsprojekte können schon starten

Die in diesem Areal schon heute ansässigen Akteure wie Baltic Taucher, AFZ (Aus- und Fortbildungszentrum Rostock), Thünen Institut und SLV (Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt) bilden die Basis für den Campus. Parallel zu den Neubauplänen des Forschungsinstituts setzt auch Kraken Power ihre Pläne zum Neubau ihres Firmensitzes auf dem Gelände der SAB Marina um: Ab Herbst 2019 beginnen die Bauarbeiten des ersten neuen Industrievertreters im »Ocean Technology Campus«.

Durch die Nutzung bestehender Infrastruktur am künstlichen Riff können bereits jetzt erste Forschungsarbeiten unter Wasser starten. Auch externe Projekte könnten schon umgesetzt werden, heißt es. Eine neu in Rostock aufzubauende Forschungsgruppe der Fraunhofer-Gesellschaft vertritt ab Herbst mit einem Team aus ca. zehn Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachrichtungen am Fischereihafen, zur Diskussion stehen auch hier die neuen Räume der SAB Marina. Mittelfristig sei der Ausbau auf über 25 Mitarbeiter vorgesehen, deren Forschungsschwerpunkte auf interdisziplinären Fragestellungen liegen würden.

Zum Aufbau der personellen Strukturen für die Forschungsarbeiten im DOL hat der Bund 8 Mio. € an Projektmitteln bewilligt, das Land weitere 5 Mio. €. Durch einen Beschluss des Landes erhält außerdem die Universität Rostock ein Budget von 4 Mio. € für Vorlaufforschung zur digitalen Unterwassertechnik.