HTG: »Wir unterstützen den Kulturwandel«

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    Nicht selten kommt es bei der Umsetzung großer Bauprojekte auch im Hafen- und Wasserbau zu Streitigkeiten und gelegentlich auch juristischen Auseinandersetzungen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Hafentechnische Gesellschaft beschäftigt sich damit

    Wir öffnen uns verstärkt Themen, die möglicherweise nicht sofort mit uns in Verbindung gebracht werden. Eines davon ist, den Dialog[ds_preview] zwischen öffentlichen Auftraggebern und Auftragnehmern vor allem auf Großbaustellen zu verbessern«, sagt HTG-Geschäftsführer Michael Ströh im Gespräch mit der HANSA. Man setze sich für einen schrittweisen Prozess- und Kulturwandel ein, der auf mehr »Miteinander« aller Beteiligten abziele.

    »Dieses Thema wird für uns immer wichtiger und wir haben uns daher entschlossen, unter der Überschrift »Dialog am Bau« der Thematik erstmals einen eigenen Schwerpunkt auf dem diesjährigen HTG-Kongress in Lübeck einzuräumen. Dazu haben wir führende Experten als Referenten eingeladen«, so Ströh weiter. Künftig wolle man aber noch weiter gehen und auch eigene Schwerpunkte setzen. Dazu wurde eigens eine Arbeitsgruppe in der HTG gebildet.

    Mehrwert will Veränderungen

    Auf die Frage, warum die HTG das tue, verweist er darauf, dass mittlerweile eine deutliche Mehrheit der Beteiligten sagt: »Wir müssen an Veränderungen arbeiten.« Wenn man merke, dass man mit bisherigen Methoden an Grenzen stößt und man mit neuem Verhalten Verbesserungen erzielen kann, hat das einen sehr hohen Stellenwert. »Das spüre ich auch bei den Prozessbeteiligten, die bei uns am Tisch sitzen«, berichtet Ströh.

    Allzu große Sorgen vor Skepsis bei Auftraggebern und in der Industrie hat er nicht. Viele Beteiligte sind HTG-Mitglieder bei den Gesprächen dabei. »Und alle haben ein Interesse, sich damit auseinanderzusetzen, weil der Druck inzwischen sehr hoch ist. Weil die Voraussetzungen für einen reibungslosen Bauablauf immer häufiger nicht mehr gegeben sind, weil aufgrund der Klärung von Streitfragen Bauverzögerungen von nicht kalkulierbarer Länge und Kosten in nicht kalkulierter Höhe auftreten.«

    Branche steht noch am Anfang

    Ströh erläutert die Ausgangslage: »Wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, uns von liebgewonnenen Denkmustern wie z. B. der »so billig wie möglich«- Mentalität zu lösen. Wie in vielen anderen Branchen gilt auch hier immer noch: Ein günstiges Angebot ist von Vorteil.« Günstig heiße jedoch nicht zwingend auch »bestes Angebot«. Die möglichen Folgen: Es dauert länger als geplant, es wird am Ende teurer als geplant, und die Qualität der abgelieferten Arbeit ist womöglich nicht zufriedenstellend.

    »Das erzeugt ungesunden Druck und der schlägt natürlich auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts insgesamt, aber auch auf die beteiligten Mitarbeiter direkt durch. Bauherr, Projektplaner und ausführende Unternehmen müssen mit dem Druck umgehen können. Viele können oder wollen das nicht (mehr)«, sagt der HTG-Vertreter.

    Dieses Gefühl, dass sich etwas ändern muss, habe sich mittlerweile so stark durchgesetzt, dass die HTG eine entsprechende Initiative startete. Sie soll den Prozess- und Kulturwandel unterstützen.

    Hierzu zählt Ströh vor allem die Entwicklung pragmatischer und kurz- bis mittelfristig umsetzbarer Ansätze, aber auch die Sammlung und Weitergabe von aktuellen Informationen zu gängigen Methoden der Streitschlichtung oder die Beschäftigung mit komplexen Ansätzen wie der integrierten Projektabwicklung mit Mehrparteienverbindungen.

    Die Branche stehe diesbezüglich aber noch am Anfang. »Es gibt erste Projekte der integrierten Projektabwicklung mit Mehrparteienvereinbarung in Deutschland, etwa die Planung und den Bau des Kongresshotels Hafencity Hamburg oder einzelne Bauprojekte in Finnland, aber das sind Pilot-Projekte. Eine flächenhafte Durchsetzung, einen flächendeckenden Kulturwandel, sehe ich eher mittel- bis langfristig«, sagt Ströh.

    Die fortschreitende Digitalisierung im Bau werde zusätzlich und unweigerlich alle Parteien näher zusammenrücken lassen. »Aber das ist auch die ganz hohe Schule«, gibt er zu bedenken, »es gibt viele andere Möglichkeiten, viele kleine Stellschrauben, um den Dialog zwischen Auftraggebern und -nehmern deutlich zu verbessern. Hieran arbeiten wir.«

    »Wollen selbst Ideen entwickeln«

    Mit der Initiative will die HTG deutlich machen, dass ein Umdenken alternativlos ist. Ströh ist der Meinung, alle Auftraggeber und Unternehmen müssen sich über kurz oder lang mit neuen Ansätzen des Projektmanagements auseinandersetzen, weil der bisherige Kurs bei großen Bauvorhaben Projekte an den Rand des Scheiterns bringen kann, wie prominente Beispiele zeigen würden. »Wir wollen das über die HTG transportieren, aber auch selbst Ideen entwickeln. Damit stehen wir jedoch noch ganz am Anfang.«

    Sobald erste Ergebnisse der Arbeit vorliegen, will die HTG diese in einem geeigneten Rahmen präsentieren .