Baggerflotten werden modernisiert

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    Um künftig im Wasserbau kostengünstiger und umweltfreundlicher aufgestellt zu sein, investieren führende Akteure in neue Schiffe. Von Thomas Wägener

    Insgesamt gibt es nur wenige im Bereich Wasserbau tätige Unternehmen, zwischen denen ein umso härterer Wettbewerb herrscht. Die Marktführer haben[ds_preview] teils umfangreiche Flottenerneuerungen geplant.

    Die Jan de Nul Group geht davon aus, dass in Zukunft diejenigen Unternehmen Aufträge erhalten, die maximale Qualität, minimale CO2-Emissionen und einen fairen Preis bieten. Die Firma hat sich jüngst verpflichtet, die CO2-Emissionen während der Wartungsarbeiten im belgischen Küstenhafen Nieuwpoort um 15% pro Jahr zu verringern. Dadurch habe man den Auftrag gewinnen können, so der Wasserbauspezialist. In Zusammenarbeit mit der flämischen Regierung will das Unternehmen bis 2020 auch eine CO2-Reduzierung von mindestens 15% bei etwa 80% der Unterhaltsbaggerverträge in Flandern einführen.

    Jan De Nul konzentriert sich in Sachen Umweltfreundlichkeit insbesondere auf Drop-in-Biokraftstoffe. Dies ist ein hochwertiger, nachhaltiger Ersatz für fossilen Diesel aus Pflanzenölen oder Abfallströmen. Das Besondere an Drop-in-Biokraftstoff sei, dass Motoren nicht angepasst werden müssten, um ihn zu nutzen, so die Wasserbauer. Das flämische Pilotprojekt beginnt im September 2019 und dauert bis September 2022.

    Im Mai hat Jan de Nul den bei Keppel Offshore & Marine gebauten Hopperbagger »Sanderus« erhalten. Dem Schiff mit einer Kapazität von 6.000m3 folgt eine Schwester, die sich derzeit auf derselben Werft in Bau befindet.

    Dredging, Environmental and Marine Engineering (DEME) hat jüngst den Hopperbagger »Bonny River« in die Flotte integriert. Er ist Teil des über mehrere Jahre laufenden Flotteninvestitionsprogramms. Das Schiff hat eine Kapazität von 15.000m3 und kann in Tiefen von bis zu 100m arbeiten. Damit ist der Neubau fast doppelt so groß wie die Anfang 2017 abgelieferte »Scheldt River«.

    Gebaut wurde die »Bonny River« auf der Werft COSCO Guangdong in China, Partner von Royal IHC, dem Auftragnehmer von diesem sowie drei weiteren Baggerschiffen, die sich derzeit in Bau befinden. Darunter ist auch die »Spartacus«, der nach Auskunft von DEME stärkste Schneidkopfsaugbagger der Welt. Bei den beiden übrigen Schiffen handelt es sich um Hopperbagger, die die Namen »Meuse River« und »River Thames« erhalten.

    Unterdessen hat Van Oord die Option für einen dritten Saugbagger gezogen. Wie seine beiden Vorgänger entsteht der Neubau bei Keppel Fels in Singapur. Jedes der Schiffe ist 138m lang, 28m breit und hat ein Fassungsvermögen von 10,500m³. Ziel sei es, die Flotte auf den neusten Stand der Technik zu bringen und sie überdies energieeffizienter zu machen. Beispielsweise wird das Klima­steuerungssystem die vorhandenen Kühl- und Heizquellen des Schiffes nutzen, um Energie so effizient wie möglich wiederzuverwerten. Ein weiterer innovativer Faktor sei der hohe Automatisierungsgrad. Die ersten beiden Schiffe mit den Namen »Vox Ariane« und »Vox Apolonia« werden 2021 abgeliefert. Der nun georderte dritte Bagger folgt 2022.

    Koninklijke Boskalis Westminster aus den Niederlanden erwartet noch in diesem Jahr die »Krios«, eine Schwester des Dredgers »Helios«. Der Neubau, der bei Royal IHC entsteht, ist 152m lang und 28m breit. Er kann in Tiefen von bis zu 35m eingesetzt werden. Die Pumpkapazität ist mit 15.600 kW angegeben, die Antriebsleistung mit knapp 24.000 kW. Für das Zerteilen großer Steine stehen 7.000 kW zur Verfügung. Die Schneideplatte hat ein Gewicht von mehr als 2.000t. Der Neubau soll Mitte 2020 in Betrieb gehen.

    Schwieriges Marktumfeld

    Die Wasserbaubranche ist weiter umkämpft. Die Projekte werden zwar größer und umfangreicher, insgesamt werden aber weniger Aufträge vergeben. Wie Van Oord kürzlich meldete, war der Baggermarkt 2018 von Überkapazitäten geprägt und insgesamt durch sinkende Investitionen gekennzeichnet. Ferner sei das Seetransportvolumen aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China gesunken, dies wirke sich auch auf die Hafenentwicklung aus. Entsprechend sei das Ausschreibungsvolumen geringer ausgefallen. Auch habe sich die Vergabe sowie der Start von Projekten verzögert.

    Neben mehreren mittelgroßen Vorhaben ist Boskalis in ein großes Projekt im Oman eingebunden. Es geht unter anderem darum, Liegeplätze für Massengutschiffe im Hafen von Duqm und eine Raffinerie zu bauen. Die Arbeiten begannen schon im Jahr 2017 und beinhalten den Bau von Liegewannen und einer seewärtigen Zufahrt mit einer Tiefe von 18m. Die vielen großen Felsen seien eine ziemliche Herausforderung für den Bagger »Helios« gewesen, berichtet Boskalis.

    Darüber hinaus werden eine kilometerlange Ufermauer und zwei 400m lange Jetties errichtet. Mit der zweiten Phase der Landgewinnung wurde in der erste Hälfte dieses Jahres begonnen. Dem Wasserbauunternehmen zufolge ist das Projekt in Größe und Komplexität in etwa vergleichbar mit der Maasvlakte 2, dem 2015 eröffneten Hafengebiet in Rotterdam. Nachdem die Ingenieurarbeiten abgeschlossen waren, wurde das Becken im Januar dieses Jahres geflutet. Die Fertigstellung ist für April 2020 geplant.

    Van Oord hat im vergangenen Jahr hauptsächlich Zuschläge für mittelgroße Projekte erhalten. Die Niederländer führen beispielsweise im georgischen Hafen Anaklia Bagger- und Rückbauarbeiten durch. Darüber hinaus hat die Van-Oord-Tochter Wick 3.000.000m vorgefertigte Vertikaldrainagen installiert, um die Abwicklung des Projekts zu beschleunigen.

    Anaklia soll mit einer Wassertiefe von 16 m der größte Hafen in der Schwarzmeerregion werden und Schiffe mit Kapazitäten von bis zu 10.000 TEU bedienen können. Massengutschiffe sollen dort ebenfalls abgefertigt werden. 2021 sollen die ersten Container umgeschlagen werden.

    In der ersten Ausbaustufe ist ein jährlicher Umschlag von rund 900.000 TEU geplant, bis 2030 soll er auf 1,5Mio. TEU steigen. Kerry Logistics beteiligt sich an der Entwicklung des 340 ha großen Tiefwasserhafens nördlich von Poti sowie an der angeschlossenen 400ha großen Sonderwirtschaftszone.

    Vorsichtig optimistischer Ausblick

    Die Wasserbauunternehmen erwarten insgesamt, dass das Baggergeschäft dieses Jahr auf einem ähnlichen Niveau verlaufen wird wie bereits im Vorjahr, während allerdings die Umsätze leicht steigen sollen. Insgesamt wird längerfristig mit steigenden Umsätzen und umfangreichen Aktivitäten gerechnet, wenn beispielsweise Projekte wie die feste Fehmarnbeltquerung zwischen Dänemark und Deutschland, das Landgewinnungsprojekt in Angola und Pluit City in Indonesien realisiert würden. Somit erwartet etwa Van Oord künftig eine positivere Marktentwicklung.