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Alternative Antriebe und attraktive Nischenmärkte stehen bei Schifffahrt, Schiffbau und Zulieferern stark im Fokus, zeigt der SMM Maritime Industry Report. Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft steht 2020 unter dem Motto »Driving the maritime transition«.

Das Jahr 2020 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der internationalen Schiff[ds_preview]fahrt: Von Jahresbeginn an gilt weltweit ein niedrigerer Grenzwert für den Schwefelanteil im Schiffsbrennstoff: Statt bisher 3,5 % werden nur noch 0,5 % erlaubt sein. Ein weiterer Meilenstein der International Maritime Organization (IMO) ist die Halbierung der CO2-Emissionen bis 2050. Mit ihrem Leitmotiv »SMM 2020 – Driving the maritime transition« spannt die Messe den Bogen weiter: Gezeigt werden sämtliche Trends und Innovationen der Branche im Kontext von Digitalisierung und Umweltschutz.

Report bestätigt technologisches Wettrennen

LNG-Antrieb, Batterietechnik, Brennstoffzelle, synthetische Kraftstoffe, Power-to-X-Technologie: Zahlreiche vielversprechende Lösungen sind bereits auf dem Markt oder in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. »Der Wettbewerb um die besten Konzepte hat gerade erst begonnen«, sagt Uwe Lauber, Chef von MAN Energy Solutions und Vorstandsvorsitzender VDMA Motoren und Systeme.

Welche Technik liegt in der Gunst der Reeder vorn? Auf welche Brennstoffe bauen sie? Wie steht es um die Investitionsbereitschaft? Um das herauszufinden, hat SMM-Veranstalter Hamburg Messe und Congress (HMC) zum zweiten Mal Verantwortliche in Reedereien, Schiffbauunternehmen und Zuliefererbetrieben aus aller Welt nach ihren Einschätzungen zur wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung gefragt. Am SMM Maritime Industry Report (MIR) nahmen insgesamt mehr als 1.400 Akteure teil – der Großteil bekleidet führende Positionen in den Unternehmen.

Retrofit statt Neubau, LNG als Favorit

Eines der Ergebnisse: Beim Brennstoff favorisieren die Reeder LNG (45 %). Eine Vorreiterrolle nehmen hier die Kreuzfahrtreedereien ein, die sich damit ihrer Verantwortung für die Umwelt stellen. Laut Kreuzfahrtverband CLIA stehen derzeit 26 Schiffe mit LNG-Antrieb in den Auftragsbüchern.

Auch Hybridlösungen kommen für immer mehr Reeder in Frage – insbesondere Batterietechnik in Kombination mit Marinediesel (48 %) und LNG (39 %). Beides sind geeignete Optionen, um den immer strengeren Umweltauflagen gerecht zu werden. Insgesamt gaben über zwei Drittel der Reeder an, ihre bestehende Flotte entsprechend umrüsten zu müssen. Lediglich 29 % haben vor, die Schiffe durch Neubauten zu ersetzen. Generell ist die Baubereitschaft der Reeder eher gering: So plant weniger als ein Drittel bis zum Ende des nächsten Jahres neue Schiffe zu ordern. Auf der Einkaufsliste ganz oben stehen LNG-Tanker (15 %).

Boom-Branchen bescheren Auftragsplus

Scrubber, Ballastwassermanagement, Antriebstechnik: Laut SMM MIR sind die Werften in der Handelsschifffahrt vor allem mit umfangreichen Schiffsüberholungen, Reparaturen, Nachrüstungen oder Umbauten erfolgreich. Bis Ende 2020 rechnen 53 % der Werft-Betreiber bei Tankern mit einem höheren Instandsetzungsbedarf, bei Containerschiffen sind es 48 %. Der Markt für Neubauten wächst hingegen an anderer Stelle: So glauben 64 % der Schiffbauer bei RoPax-Fähren und Expeditionscruisern an ein Auftragsplus, bei Marineschiffen erwarten 59 % mehr Aufträge.

Von den vollen Orderbüchern profitierten auch die Zulieferer. Sie blicken von allen Teilnehmergruppen am positivsten in die Zukunft: Über ein Drittel der Lieferanten sieht sehr gute Absatzmöglichkeiten. 74 % geben an, ihre Innovationen zumindest gelegentlich verkaufen zu können. Das beeinflusst auch den Maritime Industry Score: Die gegenüber 2017 verbesserte Stimmung der Branche (56,8 zu 54,6 Zähler) fußt vor allem auf den guten Geschäftserwartungen der Zulieferer.

Messe als Innovationsplattform

In Zeiten des globalen Umweltschutzes und digitaler Transformation sei die maritime Industrie besonders gefordert, der Strukturwandel gewaltig, heißt es. Die SMM zeigt vom 8. bis 11. September 2020 was technologisch alles möglich ist, um langfristig erfolgreich und ressourcenschonend zu wirtschaften. Ob Hardware oder Software: Mehr als 2.200 Aussteller aus allen Bereichen der maritimen Wirtschaft werden dem Fachpublikum ihre Technologien und Dienstleistungen präsentieren.

Über 90.000 m² Fläche stehen dafür zur Verfügung. Das Thema Green Shipping spiele dabei bereits seit Jahren eine besonders große Rolle, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der HMC: »Ob gmec, grüne Themenroute oder die Sonder-Halle A5 zum Thema nachhaltige Antriebstechnologien – als Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft liefern wir der Branche alle zwei Jahre die wichtigsten Impulse und präsentieren sämtliche State-of-the Art-Lösungen für eine grünere Schifffahrt.«

Eigene Messe für Kreuzfahrt

Mit dem neuen SMM-Ableger Marine Interiors Cruise & Ferry Global Expo geht HMC auf aktuelle Trends ein. Die auf die Inneneinrichtung von Kreuzfahrtschiffen spezialisierte Messe findet parallel zur Seatrade Europe vom 11. bis zum 13. September 2019 statt. Damit reagiert die SMM auf den boomenden Markt und das große Interesse an den darauf spezialisierten Zulieferern, die 2018 bereits Teil der neuen Cruise & Ferry Route auf der SMM waren.

Die große Nachfrage spiegelt sich zudem in den Ergebnissen des SMM MIR, der erstmals um das Themenfeld Interieur erweitert wurde: So gab mehr als ein Drittel der Befragten an, Bedarf an Produkten und Dienstleistungen für die Schiffsinnenausstattung zu haben. Schlüsselfertige Angebote liegen dabei besonders hoch im Kurs. »Mit der Marine Interiors haben wir eine neue Messe, die hervorragend in das Profil der Hamburg Messe und Congress passt. In Kombination mit der SMM 2020 stehen der Schifffahrtsmetropole Hamburg spannende und aufschlussreiche zwölf Monate bevor. Ich bin mir sicher, dass viele Marktteilnehmer enorm davon profitieren werden – gerade auch in Hinblick auf den Weg in eine klimaneutrale Schifffahrt«, so Selbach.