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Weil die Akteure vom Wasserbau alleine nicht existieren können, strecken sie zunehmend die Fühler nach zusätzlichen Geschäftsfeldern aus. Eines davon ist die Offshore-Branche,

in der es immer größere Projekte in immer mehr Ländern gibt. Von Thomas Wägener

Die beiden wesentlichen Tätigkeiten, die Offshore-Unternehmen in Windparks leisten, sind die Verlegung der Kabel sowie die Installation der Windkraftanlagen[ds_preview]. Dafür werden Spezialschiffe eingesetzt. War in der Vergangenheit vor allem Europa für die Errichtung von Offshore-Windparks bekannt, orientieren sich heute immer mehr Länder in diese Richtung. Staaten wie die USA stehen hier zwar noch am Anfang, doch die Entwicklung geht stetig voran.

Die Projekte sind riesig: Vor wenigen Wochen haben das dänische Unternehmen Ørsted und der US-amerikanische Energiekonzern Eversource den Zuschlag vom Staat New York erhalten, drei Windparks mit einer Gesamtleistung von 1.714 MW zu bauen. Es ist die bislang größte Offshore-Ausschreibung in den Vereinigten Staaten. Das Projekt umfasst den Windpark »Sunrise Wind«, der rund 50km vor der Küste von Montauk Point im Osten von Long Island entsteht. Die Inbetriebnahme ist 2024 vorgesehen, die Leistung mit 880 MW angegeben. Knapp 25km vor Rhode Island entsteht der Windpark »Revolution Wind«, der eine Leistung von 704 MW hat. Ab 2023 soll er Strom für Rhode Island und Connecticut erzeugen. »South Fork«, mit 130 MW Leistung der kleinste der drei Windparks, soll 56km vor Rhode Island errichtet werden und bereits Ende 2022 in Betrieb gehen. Siemens Gamesa liefert sämtliche Windenergieanlagen für die drei Offshore-Windparks. Jede von ihnen hat eine Leistung von 8 MW.

Auch in Asien gibt es Anstrengungen für den Bau von Offshore-Windparks. Das Unternehmen Wood Mackenzie Power & Renewables weist die Asien-Pazifik-Region in seinem Report über den Windkraftmarkt als ein Kerngebiet für künftige Offshore-Windenergie aus. Die gesamte Kapazität in der Region werde von 111 MW Ende 2018 auf fast 19 GW ansteigen, heißt es in dem Bericht. Grund dafür seien vor allem Projekte in Japan, Taiwan und Südkorea.

Die Jan de Nul Group hat sich kürzlich bereits den dritten Offshore-Großauftrag in Taiwan gesichert. Das jetzt unterzeichnete Geschäft umfasst Engineering, Procurement, Construction and Installation (EPCI) von Fundamenten und Unterwasserkabeln für den Offshore-Windpark »Formosa 2« (OWF). Der von Macquarie Capital Ltd. und Swancor Renewable Energy Company Ltd. entwickelte Windpark mit 376 MW Leistung wird 47 von Siemens gelieferte 8-MW-Turbinen auf Jacket-Fundamenten in bis zu 55m Wassertiefe haben. »Formosa 2 OWF« wird mehr als die dreifache Kapazität des »Changhua OWF« und des »Formosa 1 Phase 2 OWF« haben. Die Bauarbeiten sollen 2020 beginnen, der Windpark soll bis Ende 2021 in Betrieb gehen.

In Europa werden ebenfalls unverändert Windparks gebaut. Vor der niederländischen und belgischen Küste gibt es ebenso neue Projekte wie vor der britischen.

Die Wasserbaufirmen sehen zunehmend Potenzial für das Geschäftsfeld Offshore-Wind. So hat Jan de Nul mit der »Voltaire« ein Windkraftanlagenschiff der nächsten Generation bestellt, das Anfang 2022 abgeliefert werden soll. Es soll Anlagen mit einer Höhe von bis zu 270m installieren.

In Europa steigen Umfang und Leistung der Windparks. Kürzlich bekam Boskalis von Ørsted Wind Power den Auftrag für Kabelinstallationen im Windpark »Hornsea 2«. Die Arbeiten umfassen drei Exportkabelstrecken mit einer Gesamtlänge von rund 380km. Nach Fertigstellung umfasst »Hornsea 2« vor der Küste von Yorkshire, UK, 165 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,4 GW, damit sollen bis zu 1,6Mio. Haushalte versorgt werden.

Auch van Oord ist in Kabelinstallationen involviert. Vor Kurzem hat das Unternehmen rund 40km Kabel im Windpark »Deutsche Bucht« verlegt. Sie sorgen für die Verbindung der Windturbinen mit dem Offshore-Umspannwerk. Das Installationsschiff »Aeolus« kümmerte sich derweil um die Anlagenmontage. Jede Turbine hat drei 80m lange Rotorblätter und eine Nennleistung von 8,4 MW.

DEME berichtete jüngst vom Abschluss der Installation von 85km Unterwasser-Exportkabel für das modulare Offshore-Netz von Elia, einem belgischen Stromnetzbetreiber. Es verbindet die Offshore-Schaltanlage von Elia mit der Landstation Stevin in Zeebrugge sowie mit dem Windpark Rentel Offshore Substation. Das Kabelverlegeschiff »Living Stone« holte die Leitung beim Hersteller Hellenic Cable in Griechenland ab, transportierte sie nach Belgien, um sie schließlich zu installieren.

Schwimmende Solartechnologie

Doch es gibt auch gänzlich andere neue Aktivitäten der Wasserbauer. So haben Jan de Nul und DEME im Konsortium mit Tractebel, Soltech und der Universität Gent ein Projekt begonnen, bei dem sie schwimmende Solartechnologie in Küstengewässern entwickeln wollen. Die Partner sind davon überzeugt, dass dies eine der künftigen »grünen« Energiequellen wird. In Kombination mit Aquakultur und Offshore-Windenergie am gleichen Standort ermögliche diese Technologie eine effizientere Raumnutzung, so die Unternehmen.

Um die Solartechnologie in eine raue Offshore-Umgebung zu bringen, müssten die vorhandenen Module so angepasst werden, dass sie salzhaltigem Wasser, starken Strömungen und Wellen widerstehen könnten. Darüber hinaus sollte ein kostengünstiges Konzept für die Schwimmkörperstruktur erarbeitet werden. Ferner werde von Anfang an untersucht, inwiefern sich die schwimmenden Solarzellen in das Ökosystem integrieren ließen, um die Auswirkungen so weit wie möglich zu reduzieren, so die Partner.

Das Konsortium wird von der belgischen Agentur für Innovation und Unternehmertum (VLAIO) unterstützt. Für das Projekt werden rund 2Mio. € bereitgestellt. Mit diesen Mitteln will man neue Konzepte entwickeln und Forschungs- und Feldversuche durchführen, um die ersten Schritte zur Kommerzialisierung der Technologie zu unternehmen. Ein weiteres Ziel sei es, die ersten Offshore-Solarparks in der belgischen Nordsee zu realisieren.


Thomas Wägener