Michael Vinnen (r.) ist die siebte Generation und leitet die Reederei seit 2001 zusammen mit dem weiteren Geschäftsführer Bernd Hein (l.). (Foto: Vinnen)
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Die Bremer Reederei F. A. Vinnen feiert in diesem Jahr ihr 200. Jubiläum mit einem Festakt im Rathaus der Hansestadt an der Weser. Dabei blickt das Management auch nach vorn.

»Ein Jahr wie dieses[ds_preview], indem wir auf 200 Jahre Firmengeschichte zurückblicken können, ist immer auch ein guter Anlass einmal kurz innezuhalten und dieses Ereignis mit allen, die an diesem Erfolg beteiligt waren, zu feiern«, so Reedereichef Michael Vinnen. »Aber wir lassen bei all diesen Rückblicken die Zukunft nicht aus den Augen. F. A. Vinnen & Co. ist eine moderne, vielseitig aufgestellte Reederei und wir planen, auch in den kommenden Jahren weiterhin erfolgreich die Schifffahrtsbranche mitzugestalten.«

Der Festakt findet am 25. Oktober zusammen mit Geschäftspartnern, Mitarbeitern, Freunden und Familie in der Oberen Rathaushalle statt. Mit 200 Jahren ist F. A. Vinnen & Co. nach eigenen Angaben die zweitälteste Reederei Deutschlands.

Ein Rückblick

1819 ist das Gründungsjahr der Reederei Vinnen. Damals allerdings noch unter dem Namen des Gründers Ernst Christian Schramm. E. C. Schramm & Co. übernimmt im Jahre 1828 dann die schon 1797 gegründete Firma seines Schwiegervaters C. C. Hucke, die bereits seit 1827 ihr erstes eigenes Schiff besaß. Somit könnte man eigentlich sogar von einem 222-jährigen Jubiläum sprechen. Die Firma geht in den kommenden zwei Generationen auf Schwiegersöhne über. Neben dem Handel mit Tabak erwerben diese 1896 mit dem Schoner »Susanne« ihr erstes Segelschiff. Es kommen hölzerne Vollschiffe, oft an der Weser gebaut, hinzu, sie werden schon früh in weltweiter Fahrt eingesetzt.

sedov Vinnen
Die heutige »Sedov« wurde als »Magdalene Vinnen« gebaut, das größte Frachtsegelschiff der Welt

Im Verlauf weitet sich das Geschäft auf den Transport und Handel mit Petroleum in Fässern aus den USA aus. Ende des 19. Jahrhunderts werden die ersten Segelschiffe aus Eisen und Stahl erworben und in der vierten Generation übernimmt 1896 Friedrich Adolf Vinnen die Reederei von seinem Vater. 1912 erfolgt dann die Umbenennung in F. A. Vinnen & Co. und der Umzug in das neue Kontorhaus am Altenwall. »Zwei Entscheidungen, für die ich meinem Ur-Großvater bis heute noch sehr dankbar bin«, so der jetzige Geschäftsführer Michael Vinnen.

Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg bedeutet einen Neuanfang, da die vorhandenen Schiffe entweder versenkt wurden oder als Kriegsreparationen an die Siegermächte gehen. Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts versucht es F. A. Vinnen erneut mit Segelschiffen. So wird etwa die »Magdalene Vinnen« gebaut, das größte Fracht-Segelschiff der Welt. Sie ist bis heute unter russischer Flagge als »Sedov« für Ausbildungszwecke im Einsatz. Nach dem Tod von Friedrich Adolf Vinnen im Jahr 1926 folgt der Übergang zu Dampfern und Motorschiffen durch seinen Sohn Werner Vinnen. Ende des zweiten Weltkrieges ist von dieser Flotte außer Schulden nichts mehr vorhanden, auch von dem Firmensitz am Altenwall steht nur noch die Fassade.

Merkur Ocean Vinnen
»Merkur Ocean« (3.900 TEU) ist seit 2013 im Dienst der Reederei unterwegs (Foto: Vinnen)

Durch das Verbot der Seeschifffahrt mit großen Schiffen steigt Werner Vinnen Anfang der fünfziger Jahre mit Binnenschiffen wieder ins Geschäft ein und kann so auch das Kontorhaus wieder aufbauen. Als erster Neubau eines Seeschiffs nach dem Krieg wird 1955 auf der Rickmerswerft in Bremerhaven ein modernes Motorschiff erbaut und unter dem Namen »Adolf Vinnen« in den Dienst gestellt. Hauptaufgabe dieses und der ihr folgenden Schiffe ist das Fahren von Stückgut in Zeitcharter bei den großen Linienreedereien. In den 1980er-Jahren bestellt die Reederei unter Geschäftsführer Christel Vinnen unter anderem neun Semi-Containerfrachter bei der Neptun-Werft in Rostock. Alle diese Schiffe erhalten den »Merkur«-Namen, eine Tradition, die bis heute fortgeführt wird.

Seit 2001 ist Michael Vinnen in 7. Generation der Familie in der Leitung der Reederei tätig. Viel hat sich auch in diesen letzten achtzehn Jahren getan. 2016 kann er alle Anteile der Firma von dem Hamburger Handelshaus Wünsche zurückkaufen, welche diese seit den achtziger Jahren innehatte und wird so Inhaber von F. A. Vinnen & Co.

PM 200 Jahre Reederei F. A. Vinnen Co.
»Adolf Vinnen« war 1955 eines der ersten Frachtmotorschiffe die nach dem Krieg von Vinnen bestellt wurden. Sie wird in der Reederei als ein »wahres Bremer Schiff« bezeichnet, da sie von der Rickmers-Werft in Bremerhaven gebaut wurde, immer unter Vinnen-Flagge fuhr und 1979 an der AG Weser in Bremen abgewrackt wurde. (Foto: Vinnen)

Heute betreibt F. A. Vinnen & Co. eine Flotte von neun Containerschiffen, die meisten in der Größenklasse 5.000 TEU. Bedingt durch die Krise Schiffahrtsbranche seit 2008 entscheidet man sich für eine schrittweise Erneuerung der Flotte und Entwicklung neuer Geschäftsfelder. So werden Bereederungsdienste für Schiffe angeboten, die nicht im Eigentum der Reederei sind, zum Beispiel für die US-börsennotierte Costamare aus Griechenland.

Ein weiteres Geschäftsfeld initiierte Bernd Hein, weiterer Geschäftsführer von Vinnen, im Jahr 2011 mit dem Start von F. A. Vinnen Philippines Inc. in Manila, »einem mit Vinnen eng verbundenen Unternehmen«. Es bietet die Auswahl und Betreuung für philippinische Seeleute an, die an Bord der Vinnen-Schiffe beschäftigt werden. Zusätzlich wurden bereits über 60 Kadetten ausgebildet. Seit diesem Jahr werden diese Crewing-Dienstleistungen auch erfolgreich an andere deutsche Reedereien vermarktet.