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Das Schicksal der »Harrier« beschäftigt weiter Behörden und Justiz. Jetzt wurde in Norwegen eine sechsstellige Strafe für den Schiffseigner wegen illegaler Verschrottungsaktivitäten bzw. Umweltvergehen fällig. 

Das Unternehmen Wirana[ds_preview] Shipping aus Singapur hat eine Geldstrafe von umgerechnet rund 770.000 $ akzeptiert und bezahlt, teilte die norwegische Schifffahrtsbehörde NMA heute mit. Grund für die Strafe ist ein »Verstoß gegen den Pollution Control Act und das Allgemeine Zivilstrafgesetzbuch als Folge eines Versuchs, die »Harrier« illegal zur Verschrottung zu exportieren«.

Der Hintergrund des Falls liegt schon eine Weile zurück. Im Jahr 2017 hatte der Eigner bzw. Cash Buyer versucht, den vormals unter dem Namen »Tide Carrier« fahrenden Frachter, illegal aus Høylandsbygd in Norwegen nach Pakistan zu bringen, wo es an einem Strand in Gadani verschrottet werden sollte. Das Schiff lag erst lange an der norwegischen Küste auf, wurde dann verkauft, zweimal umbenannt und umgeflaggt. Nach einer Beinahe-Havarie vor Norwegen und nicht gezahlten Hafengeldern wurde das Schiff mit zwei Besatzungsmitgliedern an Bord für über ein Jahr an die Kette gelegt bevor es 2018 die Genehmigung für die Verschrottung in der Türkei gab.

Die ursprünglich geplante illegale Ausfuhr nach Pakistan wurde aufgedeckt, als das Schiff einen Motorschaden erlitt und anfing, vor Jæren in Rogaland zu treiben. Inspektoren der Norwegischen Schifffahrtsbehörde (NMA) hielten das Schiff aufgrund seines Zustands fest. Darüber hinaus wurde ein ungültiges Zertifikat der Komoren sowie ein falsches Klasse-Zeugnis von Union Marine Class Society vorgelegt.

»Das Unternehmen täuschte die norwegischen Behörden absichtlich, indem es falsche Unterlagen vorlegte, aus denen hervorging, dass das Schiff alle Anforderungen der internationalen Übereinkommen erfüllte, die in den Vorschriften über die Hafenstaatkontrolle enthalten sind. Wir nehmen dies sehr ernst und freuen uns, dass die Strafverfolgungsbehörden eine so deutliche Antwort gegeben haben«, sagte jetzt Kjetil Sørensen, Senior Adviser bei der NMA.

Wirana Shipping Corporation Pte. Ltd. war laut der NMA als Betreiber verantwortlich für die Schiffsroute, den Zweck der Reise und deren Durchführung. »Wirana Shipping Corporation ist ein Unternehmen, das ausgediente Schiffe kauft und an Schrottplätze an Stränden in Indien und Pakistan verkauft«, heißt es. Die Eigner-Gesellschaft ist in Saint Kitts and Nevis registriert.

Als die »Harrier« anfing, vor Jæren zu treiben, erlaubten die norwegischen Behörden dem Schiff nicht, die Gewässer ohne Erlaubnis zu verlassen. »Infolgedessen traf der Chief Financial Officer der Wirana Shipping Corporation eine fiktive Vereinbarung, in der er erklärte, dass das Schiff außerhalb Afrikas in Betrieb genommen werden solle, und bezog sich dabei auf zwei Erklärungen von Dritten, die das Afrika-Abkommen unterstützen. Dies war nicht korrekt, da das Schiff zum Abwracken exportiert wurde«, erläutert die Behörde jetzt. Die Geldbuße umfasst zwei Fälle von falschen Erklärungen gegenüber den Behörden, da diese Dokumente dem Ministerium für Klima und Umwelt vorgelegt wurden.

Darüber hinaus beinhaltet die Strafe einen Verstoß gegen das Umweltschutzgesetz, der sich auf das Risiko der durch die Reise verursachten Verschmutzung stützt. So sollte eine notwendige Wartung des Motors bei Feistein vor Klepp durchgeführt werden, ohne dass ein Schlepper im Stand-by war. Nach Ansicht der Küstenverwaltung bestand die unmittelbare Gefahr einer akuten Verschmutzung, da das Schiff zu driften begann. Wie in der Geldbuße angegeben, befanden sich 1.500 Kubikmeter ölige Flüssigkeiten in den Tanks des Schiffes. »Eine Ölpest außerhalb der Strände von Jæren würde sich äußerst schädlich auf die Flora und Fauna in der Region auswirken. Die damit verbundenen Reinigungskosten hätten recht hoch sein können«, begründete die NMA.

Die Geldbuße wurde bereits bezahlt, zumindest insofern, als Wirana Shipping im Juli 2018 eine Sicherheit beim Bezirksgericht Oslo hinterlegt hatte.