Print Friendly, PDF & Email

Dass die »Seute Deern« ein »konstruktiver Totalschaden« ist, stand bereits fest. Nun folgt die logische Konsequenz: Sie wird abgewrackt.

Der Stiftungsrat des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) hat heute beschlossen, dass [ds_preview]die »Seute Deern« sach- und fachgerecht zurückgebaut werden soll. Grund sei »Gefahr im Verzug«. Das Dirketorium wurde beauftragt, eine fachgerechte Demontage einzuleiten. Die Hafengesellschaft bremenports soll dafür ein Konzept erstellen.

Damit folgt der Stiftungsrat der Empfehlung des Gutachterkonsortiums, das die Dreimast-Bark nach der jüngsten Havarie als »konstruktiven Totalschaden« bewertet hatte. Das hölzerne Traditionsschiff war nach einem Wassereinbruch gesunken. Es konnte zwar gehoben werden, allerdings zeigten sich danach die gravierenden Schäden.

Demnach sind die Außenhaut, der Kiel und der Unterraum zu 100% zerstört, Spanten und Decksbalken zu 82,5% und Ruderraum und Betriebsgang zu 75%. Bei einer Sanierung müssten drei Viertel der »Schiffsmasse« ersetzt werden – und das wäre einem Neubau gleichzusetzen.

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum bedauert, von der »Seute Deern« Abschied nehmen zu müssen. »Die ›Seute Deern‹ hat einen besonderen Platz in den Herzen vieler Bremerhavener«, sagt Sunhild Kleingärtner, Geschäftsführende Direktorin des DSM.  Wichtige Objekte von Bord, wie beispielsweise der Anker, das Steuerrad und die Galionsfigur, sollen gesichert und erhalten werden. »So bleibt wenigstens ein Teil der Bark erhalten.«

Noch im Juni war der 100. Geburtstag der »Seute Deern« in Bremerhaven gefeiert worden, die erst wenige Wochen zuvor nach einem Feuer an Bord gerettet schien. Im Mai waren 1,4 Mio. € für die Sanierung des Traditionsseglers bewilligt worden – anteilig finanziert vom Bund, dem Land Bremen und der Stadt Bremerhaven. Für die Behebung der Schäden nach dem jüngsten Wassereinbruch hatten das Land Bremen und die Stadt nochmals Geld in Aussicht gestellt.

Bewegte Geschichte

Die »Seute Deern« ist europaweit der einzige noch erhaltene, rein zivil genutzte hölzerne Großsegler und hat eine bewegte Geschichte. 1919 wurde der Segler als Viermastgaffelschoner »Elizabeth Bandi« auf der US-Werft Gulfport Shipbuilding gebaut worden. Das ursprünglich 53,50 m lange Schiff (767 BRT) war für die Holzfahrt bestimmt. 1938 erwarb die Hamburger Reederei John T. Essberger das Schiff und ließ es auf der Werft von Blohm+Voss zu einer 75 m langen Dreimastbark umbauen. Als »Seute Deern« startete sie anschließend eine neue Karriere als frachtfahrendes Schulschiff für die Hamburger Reederei – bis sie schließlich Ende der 1960er Jahre in Bremerhaven landete.

Das DSM will sich nun verstärkt um die anderen Museumsschiffe kümmern. Sie alle werden mit Hilfe des Fördervereins gutachterlich bewertet, um den künftigen finanziellen Aufwand einschätzen zu können und eine tragfähige Perspektive für den Museumshafen zu erarbeiten, heißt es.