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Dem Trockenfrachtmarkt fehlt es weiterhin an Schwung. Die Charterraten gaben diese Woche in allen Größenklassen nach.

Der Höhenflug der Frachtraten in der Bulkschifffahrt im dritten Quartal rückt in immer größere Ferne. Auch wenn der Markt noch auf einem relativ hohen Niveau ist, macht sich unter den Reedern zunehmend Unbehagen [ds_preview]breit. Diese Woche setzte sich der Rückgang am Spotmarkt in allen Segmenten fort. Bis gestern gab die Durchschnittsrate der Capesize-Bulker für Zeitcharter-Trips auf rund 24.100 $/Tag nach – ein Minus von 4% auf Wochensicht.

In allen wichtigen Regionen habe es an Charternachfrage gemangelt, berichteten Schiffsmakler. Für Ausreisen von der Skaw-Gibraltar-Range nach Fernost rutschte das Niveau von über 50.000 auf rund 48.400 $/Tag, Rundreisen ex China zu den Erzhäfen Brasiliens und zurück nach Fernost fielen noch stärker von 23.700 auf 21.100 $/Tag. Problem sei weiterhin, dass sich viel Tonnage im Pazifik konzentriere, weil die Reeder ihre Schiffe zwecks Scrubber-Nachrüstungen in Nähe der asiatischen Werften behalten wollten, hieß es.

Für die Panamaxe (82.500 tdw) ging es um über 6% auf rund 14.100 $/Tag hinunter. Sie erlitten somit die stärksten Einbußen unter allen Bulkertypen. Auch die kleineren Frachter mit eigenen Kränen, die sich vergangene Woche noch gut behaupten konnten, gerieten in den Abwärtssog. Die Durchschnittsraten der Supramaxe (58.000 tdw) und der Handysize-Frachter (38.000 tdw) drifteten um 2% und um 3% tiefer auf rund 13.300 und 11.800 $/Tag.

Erfreuliche Entwicklung für Shortsea-Reeder in Europa

Eine Ausnahme bildeten die Intra-Asien-Routen für Kohleverschiffungen ex Indonesien für Supramaxe, die gegenüber der Vorwoche leicht anstiegen – auf 12.928 $/Tag Richtung Ostindien (Index-Route S8) und auf 13.069 $/Tag Richtung Südchina (Index-Route S10). Die Raten der Handysizer standen im Atlantik auf breiter Front unter Druck – in Europa, dem US Golf und an der Ostküste Südamerikas. Für positive Nachrichten sorgte allerdings der für die kleineren Bulker wichtige Getreidesektor. So hob der International Grains Council (IGC) in London die Volumenprognose für den weltweiten Getreidehandel in der laufenden Saison 2019/20 um 3% auf 374 Mio. t an.

Erfreulich entwickelten sich die Geschäfte der Shortsea-Reeder in Europa. Der verstärkte Zustrom an Ladung von der Ostsee über die Nordseehäfen bis hinunter zur Iberischen Halbinsel habe diese Woche angehalten, berichtet der Branchendienst BMTI, dessen European Short Sea Index deutlich um 2,7% anzog. Im Schwarzen Meer ging es mit den Raten für Getreideverschiffungen von der Ukraine in die Türkei ebenfalls deutlich aufwärts, wie es hieß.

Tankerraten fallen wieder

Am Spotmarkt der Rohöltanker beruhigte sich die Lage diese Woche weiter. Bei gebremster Aktivität seitens der Charterer fielen die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC bis gestern um 21% gegenüber der Vorwoche auf knapp 83.000 $/Tag. Im Suezmax-Segment taumelten die Raten ebenfalls nach unten, sowohl in Westafrika als auch im Schwarzen Meer. Das Durchschnittsniveau sank um fast 30% auf rund 68.000 $/Tag. Die Abwärtsspirale sei in Gang gekommen, nachdem die ersten Relet-Schiffe der Ölkonzerne zu reduzierten Weltskala-Raten aus dem Markt gingen, war zu hören.

Die Aframaxe verzeichneten einen Rückgang von 26% auf 44.800 $/Tag. Sowohl in Nordeuropa als auch im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer habe die verfügbare Tonnage die Charternachfrage deutlich übertroffen. Trotz der Korrektur sei die Stimmung unter den Reedern aber nach wie vor gut, erklärte ein norwegischer Makler. „Die Raten sind bislang auf einem Level, von dem man vor ein paar Wochen kaum zu träumen wagte.“

Für die Charter-Reeder in der Containerschifffahrt hat der Druck auf die Raten etwas zugenommen. Der New ConTex sank um 1 Punkt (-0,2%) auf 442 Zähler – mit leichten Rückgängen für alle Größenklassen. Der Howe Robinson Containership Index rutschte um rund 0,8% ab. Vor allem für größere Panamaxe mit 5.000 TEU Kapazität verzeichnete Howe Robinson klare Einbußen. (mph)