Schutzverein Kurt Klemme
Kurt Klemme (Foto: Schutzverein Deutscher Deutscher Rheder)
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Die versicherte Flotte und das Beitragsvolumen sind erneut gesunken. Dennoch hat der Rechtsschutzversicherer das Ergebnis kräftig gesteigert.

Trotz vielen rechtlichen Unsicherheiten für[ds_preview] die Schifffahrt aufgrund von Sanktionen und der bevorstehenden Umstellung auf neue Treibstoffe (IMO 2020) bleiben die Rechtsschutzprämien für die deutschen Tramp-Reeder nächstes Jahr konstant. Wie der Schutzverein Deutscher Rheder, der einen Großteil der deutschen Flotte gegen Rechtsschutzrisiken absichert, gestern auf seiner Jahresmitgliederversammlung beschloss, bleiben die Beiträge unverändert in einer Spanne von 440 bis 1.800 € abhängig von der Schiffsgröße.

Obwohl Flotte und Beitragsvolumen seit Jahren sinken, hat sich die Kapitalausstattung des 1901 gegründeten Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit nicht verschlechtert. Im Gegenteil: Aus dem Geschäftsjahr 2018 konnte ein Überschuss von fast 157.000 € zu den Rücklagen gebucht werden. Im Vorjahr hatte das Plus bei nur rund 17.000 € gelegen. Geschäftsführer Michael Wester begründete den Anstieg gegenüber der HANSA mit signifikanten Einsparungen bei den Schadensbearbeitungskosten (u.a. für externe Anwälte) sowie mit steuerlichen Effekten. Für 2019 rechne der Verein mit einem verringerten, aber nach wie vor positiven Ergebnis.

IMO 2020: Probleme in der Anfangsphase

Dieses Jahr drehe sich der Großteil der Streitigkeiten und Probleme, bei denen der Schutzverein aktiv wird, um Sanktionen und die Vorbereitungen auf die neuen Brennstoffvorschriften (Marpol 2020) für Schiffe ab kommendem Jahr. Mit der Ausweitung von US-Sanktionen (Iran, Venezuela etc.) sei die rechtliche Lage im Seefrachtgeschäft sehr unübersichtlich geworden. »Es lässt sich immer schwerer abschätzen, was für Geschäfte unsere Mitglieder ausführen können und ob schon ein Sanktionsbruch vorliegt«, sagte Wester.

Für die Umstellung auf schwefelarme Treibstoffe hätten sich sehr unterschiedliche vertragliche Regelungen herauskristallisiert, was den Prüfungs- und Beratungsaufwand erhöht habe. Neben den Standardklauseln von Schifffahrtsverbänden wie BIMCO und Intertanko hätten die einzelnen Linienreedereien völlig eigene Bestimmungen in ihre Charterverträge geschrieben, so Wester. In der Anfangsphase werde es sicher zu verstärkten Problemen kommen. »Die Charterer dringen darauf, bis zur letzten Minute den alten billigeren Treibstoff zu verbrennen.« Sollten dadurch am 1. Januar Restmengen von altem höher schwefeligem Bunker in den Tanks verbleiben, fielen zusätzliche Kosten für die Tankreinigung und Entsorgung an. Darüber hinaus seien Sonderfälle denkbar, wenn z.B. ein Schiff wegen eines Schadens kurzfristig in die Werft müsse und die Restmengen Bunker deshalb nicht wie geplant verbrannt werden könnten.

Versicherte Flotte schrumpft weiter

Unterdessen hat sich der Rückgang der versicherten Flotte dieses Jahr noch einmal beschleunigt fortgesetzt. Aktuell liegt die Zahl der Schiffe beim Schutzverein noch bei 1.116 Einheiten – fast 13% weniger als vor zwölf Monaten. Im Vorjahr war die Anzahl um 4% gesunken. Grund für die Schrumpfung waren anhaltend hohe Abverkäufe von deutschen Schiffen – teils auf Druck der finanzierenden Banken.

Der Vorsitzende des Schutzvereins, Dr. Kurt Klemme (Reederei Nord), schlug dennoch einen optimistischen Ton an. »Ich glaube, dass wir jetzt den Boden erreicht haben und dass es wieder aufwärts geht.« Aufgrund der Besserung an den Chartermärkten könnten Reedereien ihre Finanzen wieder aufbessern oder neue Schiffsprojekte mit interessierten Eigenkapitalinvestoren auflegen. Der Reedereistandort Deutschland sei nach wie vor gut gerüstet für neue Projekte. »Wir haben immer noch viel Knowhow bei Befrachtung und Crewing«, unterstrich Klemme. (mph)