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Rostock, Kiel, Lübeck und Sassnitz-Mukran sowie Cuxhaven zählen zu den wichtigsten deutschen Fährhäfen. Weil die Entwicklung positiv ist, werden Verbindungen sowie Umschlagplätze ausgebaut – die Umwelt stets im Blick.

Der Hafen Rostock konnte bei der rollenden Ladung 2018 erneut zulegen (+4%). Drei Fähr- und vier RoRo-Verbindungen von und[ds_preview] nach Dänemark, Schweden und Finnland werden von den Reedereien Scandlines, Stena Line, TT-Line, Finnlines und Transfennica angeboten.

Um künftig Schiffe mit einer Länge von 250m im Fähr- und RoRo-Bereich abfertigen zu können, hat der Hafen 2018 mit dem Aus- und Umbau mehrerer Liegeplätze begonnen. Durch die Erneuerung des Querkais im Hafenbecken A können ab 2020 Schiffe dieser Größenordnung an zwei Abfertigungsrampen festmachen. Zudem werden am vorhandenen RoRo-Terminal die Liegeplätze 62 und 63 an die wachsenden Schiffsgrößen angepasst.

Um den steigenden Anforderungen an den Umweltschutz gerecht zu werden, bereitet das Unternehmen Rostock LNG die Errichtung einer Small-Scale LNG-Anlage im Universalhafenbereich vor. Darüber hinaus würden Landstromanschlüsse zur Reduzierung der Schadstoff- und Lärmemissionen erwogen und in Abhängigkeit von der Nachfrage der Reedereien auch umgesetzt, sagt Jens A. Scharner, Geschäftsführer Rostock Port.

Im Hafen Kiel macht das Fährgeschäft 85% des Gesamtumschlags aus. Die von der Color Line bediente Linie Kiel–Oslo wurde seit Jahresbeginn durch den Einsatz der Frachtfähre »Color Carrier« verstärkt. Zudem verkehren Fähren von DFDS, Stena Line und SCA.

Die Kieler rechnen langfristig mit einem steigenden Frachtverkehr und investieren deshalb ebenfalls. Das Vorfeld im Ostuferhafen wurde im Sommer fertiggestellt. Durch die neue Einfahrtsituation wurden Fahrwege verkürzt sowie Vorstaubereiche zusammengefasst und vergrößert. Am Kreuzfahrtterminal Ostseekai entsteht derzeit ein zweites Abfertigungsgebäude, bis zum Sommer 2020 werden Landstromanlagen an Ostseekai und Schwedenkai installiert, nachdem im Mai am Norwegenkai bereits die erste Landstromanlage eröffnet worden war. Ziel sei es, künftig 60% des Energiebedarfs der im Hafen liegenden Schiffe mit Landstrom zu decken, so die Norddeutschen.

Lübeck bereit für größere Schiffe

Darüber hinaus können ab November Züge mit einer Länge von 750m am Rangierbahnhof Kiel-Meimersdorf abgefertigt werden (bisher 550m). Dazu erhält das KV-Terminal am Schwedenkai ein drittes Rangiergleis. Ferner bemüht sich Port of Kiel um den Ankauf des ehemaligen Kieler Kraftwerkgeländes, um den Ostuferhafen mittelfristig erweitern zu können.

In Lübeck gibt es 44 Fährverbindungen pro Woche nach Schweden, 25 nach Finnland sowie zehn nach Russland und in die baltischen Staaten. Trotz den Sanktionen sehen die Lübecker auch in Russland großes Potenzial. St. Petersburg wird zweimal wöchentlich angefahren, hier unterhält European Cargo Logistics (ECL), Tochtergesellschaft der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), ein eigenes Büro.

Um für Wachstum und die nächsten Schiffsgenerationen gerüstet zu sein, wird in Lübeck das größte Fährterminal, der Skandinavienkai, aus- und umgebaut. Hier steht dann auch das Thema Landstrom beziehungsweise neuartige Kraftstoffe im Fokus. Der Hafen verfügt bereits über eine Landstromanlage am Nordlandkai.

In Mukran Port sind die Reedereien Stena Line und Molslinjen im Einsatz. Der Ausbau von Liegeplätzen ist aktuell nicht vorgesehen, denn in Mukran könnten bereits die größten Schiffe an- und ablegen, heißt es. Bezüglich der Ausstattung der Liegeplätze mit umweltfreundlichen Anlagen hat der Hafen nach eigenen Angaben LNG und Landstrom im Blick. Hier müssten allerdings noch »einige Herausforderungen bewältigt werden.« Im November 2018 erfolgte die erste mobile LNG-Betankung. Seitdem gebe es eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit Titan LNG. Bis Jahresende wird am Liegeplatz 1 eine Tankanlage für Marine Gas Oil (MGO) errichtet, die rund um die Uhr für Betankungen zur Verfügung steht, also künftig auch nachts.

Brexit bietet Cuxhaven Chancen

Im Gegensatz zu den Ostsee-Standorten werden über den Cuxport in Cuxhaven von den Reedereien DFDS, UECC und Mann Lines und LD Seaplane hauptsächlich Verkehre nach Nord- und Westeuropa abgewickelt. Laut Roland Schneider von Cuxport kommt am Jahresende eine wöchentliche Abfahrt nach Pitea in Schweden für Projektladung hinzu.

Verkehre von und nach England würden besonders gut angenommen. Schneider führt dies auf die hohe Abfahrtfrequenz zurück, die für Lkw-Speditionen attraktiv sei. Auch der Umschlag von Schwergut-Lkw nehme zu.

Vor gut einem Jahr wurde der 290m lange Liegeplatz 4 eröffnet. Mit 14m Tiefgang und einem Rampeneinschnitt für Quarterrampen ist er besonders für RoRo-Schiffe im Überseeverkehr geeignet. Darüber hinaus seien die übrigen Liegeplätze lang genug, um die neusten Schiffsgrößen abzufertigen.

In Cuxhaven wurde vor einem Jahr zudem ein erster Landstromanschluss geschaffen. Weitere Entwicklungen seien geplant, wenn eine Vereinheitlichung der technischen Standards und Systeme erfolgt sei und dies der Markt erfordere.

Unterdessen rechnet Schneider mit erheblichen Auswirkungen durch den Brexit für den bilateralen Güterverkehr. Da alle Sendungen vor Aus- oder Eingang über eine EU-Außengrenze beim Zoll angemeldet werden müssten, habe man eine IT-Schnittstelle zum Zollsystem Atlas aufgebaut und zum anderen die Mitarbeiter für Zoll-Dienstleistungen geschult.

Darüber hinaus seien große Vorstauflächen geschaffen worden, da man davon ausgeht, dass der begleitete Trailerverkehr, also der Transport eines Aufliegers mit Zugmaschine und Fahrer, in den Kanalhäfen und über den Eurotunnel zurückgehen wird. Gleichzeitig wird der unbegleitete Verkehr von Aufliegern und Containern zunehmen, meint der Manager. Die unbegleiteten Transporte von Trailern hätten den Vorteil, dass sich im Falle des Brexit beim Ablauf im Hafen trotz dann fälligen Zollformalitäten nichts grund­legend ändern werde.

Cuxhaven bietet nach Ansicht der Verantwortlichen im Gegensatz zu den Kanalhäfen und zum Eurotunnel die Kapazität, um durch Zollkontrollen verursachte Verzögerungen ohne Auswirkungen auf den laufenden Verkehr abzufeedern. Unplanmäßig verlängerte Transportzeiten für Lkw und Fahrer seien hier somit nicht zu erwarten…
Thomas Wägener