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Ein Förderprogramm des Bundes in Höhe von 140 Mio. € soll ab 2020 den Bau von Landstrom-Anlagen forcieren. Außerdem soll die EEG-Umlage auf 20% gesenkt werden.

Schiffe sollen künftig in Häfen nicht mehr fossile Kraftstoffe verbrennen, um an Bord Strom zu erzeugen, sondern erneuerbare Energien von Land aus beziehen. Maßnahmen zur Förderung von Landstrom will die Bundesregierung nun auf den Weg bringen. [ds_preview]Sie sehen ein Förderprogramm in Höhe von 140 Mio. € und die Senkung der EEG-Umlage auf 20% vor.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bekräftigte dieses Vorhaben gemeinsam mit den Regierungschefs von Schleswig-Holstein und Hamburg sowie Vertretern der Landesregierungen von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen. In Kiel unterzeichneten sie eine Vereinbarung, die die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Landstrom festlegt, wodurch sich die Luft in deutschen Hafenstädten verbessern soll.

»Wir wollen deutsche Hafenstädte sauberer machen. Mit den Maßnahmen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung und zur Reduzierung von CO2 und Lärm in den Hafenstädten an der Nord- und Ostseeküste«, sagte Bundesminister Altmaier. Zugleich soll Häfen und Reedern Planungssicherheit gegeben werden, um den Ausbau der Anlagen und die Ausrüstung der Schiffe voranzutreiben. Deutschland sei als Exportnation auf den Seetransport angewiesen. »Und auch immer mehr Menschen zieht es in Kreuzfahrtschiffen auf das Meer. Daher legen wir großen Wert auf die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit unserer Häfen und Schifffahrt«, unterstrich Altmaier.

EEG-Umlage wird abgesenkt

»Eine Landstromversorgung als Alternative zum Betrieb von Schiffsdieseln ist ein messbarer Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz. Das gilt für den Hafen in Kiel und für alle anderen Hafenstädte an Nord- und Ostsee«, so Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Das Memorandum sei ein erster wichtiger Schritt, um die Wirtschaftlichkeit von Landstrom zu verbessern. »In dem Papier ist die von Schleswig-Holstein favorisierte Absenkung der EEG-Umlage auf 20% enthalten. Bis Mitte 2020 sollen die notwendigen Gesetzesregelungen auf den Weg gebracht sein. Meine Erwartung ist, dass die dann vorliegenden Ergebnisse auch zügig umgesetzt werden«, so Günther weiter.

Die Handelswege über das Wasser seien schon heute die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Transportart im weltweiten Warenverkehr. Mit der umfassenden Nutzung von Landstrom während der Liegezeiten im Hafen werde die maritime Logistik insgesamt noch klimafreundlicher, pflichtete Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher bei. Die Nutzung von Landstrom aus erneuerbaren Energien könne Emissionen von Schiffen während ihrer Liegezeit in den deutschen Seehäfen erheblich senken. Derzeit werde Landstrom von Schiffseignern kaum nachgefragt, weil die Kosten im Vergleich zur konventionellen, auf Verbrennung von Schiffsdieseln beruhenden Eigenstromversorgung zu hoch seien.

Kostensteigerung für Seeschiffe unausweichlich

Das Maßnahmenpaket sieht vor, dass unter anderem für Kreuzfahrt-, Fähr- und Containerschiffe Regelungen zur Reduzierung von Umlagen sowie gesonderten Netzentgelten auf den Weg gebracht werden. Im Vergleich zur Binnenschifffahrt müssten die Seeschiffe aber mit deutlich höheren Kosten rechnen, weil sie während längerer Hafenliegezeiten deutlich größere Strommengen verbrauchen würden, hieß es. Diese könnten sie zurzeit nur mit sehr ungünstigen Stromabnahmeprofilen erwerben.

Die Vorschläge gehen auf die Arbeiten der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft »Landstrom« zurück, die Bundeswirtschaftsminister Altmaier bei seinem Besuch in Kiel im August 2018 gemeinsam mit Ministerpräsident Günther eingerichtet hatte. Regelungsvorschläge sollen zügig Bundestag und Bundesrat vorgelegt werden.

Die Seehäfen Hamburg, Kiel und Rostock planen bereits umfangreiche Ausbaumaßnahmen. Zuletzt wurde im Mai in Kiel eine Landstromanlage für den Fährverkehr in Betrieb genommen. Mit den angekündigten Maßnahmen sollen die Anlagen künftig auch wirtschaftlich betrieben werden können.

Mit Blick auf die heutige Absichtserklärung der Küstenländer sowie der Bundesregierung erklärte Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler: »Der ZVDS begrüßt die aktuelle Entwicklung ausdrücklich, insbesondere die Einsicht, dass es für eine flächendeckende Nutzung von Landstrom auch konkurrenzfähiger Preise bedarf. Daher ist die geplante Absenkung der EEG-Umlage auf 20% ein Schritt in die richtige Richtung und wir hoffen, dass die Umsetzung zeitnah erfolgt. Bedauerlich ist, dass diese Einsicht so lange gedauert hat, man hätte hier schon weiter sein können.«