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Der SatCom-Großanbieter Marlink setzt beim Ausbau seiner Dienste auf etablierte und neue Partner – und auf Übernahmen. An Schiffsbetreiber gibt es eine deutliche Botschaft

Tore Morten Olsen, Präsident der Maritim-Sparte der Marlink-Gruppe, sieht ein stark ansteigendes Interesse am Thema Daten-Sicherheit – allerdings[ds_preview] nur zum Teil bei Reedern. Ein großer Treiber der Entwicklung sind die Ladungskunden, etwa große Energiekonzerne, die hohe Anforderungen an denjenigen stellen, der ihre Ladung transportiert. »Was die IMO reguliert ist das eine. Was der Kunde will, ist das andere, nämlich ein sicherer und effizienter Umgang mit seinen Daten. Und an dieser Stelle ist es noch ein weiter Weg zwischen dem Stand, auf dem die meisten Reeder heute sind und dem, auf dem die Kunden sie schon sehr bald sehen wollen«, sagt Olsen im Gespräch mit der HANSA.

Marlink hat 6.000 Schiffe mit VSAT—Breitband-Technologie ausgerüstet, weitere rund 20.000 mit klassischem MSS-Service. Die Tochter des Telekommunikationskonzerns Telenor – zu 59% im Besitz des norwegischen Staates – will weiter wachsen. Olsen erwartet eine weitere Konsolidierung, kleinere Akteure könnten vom Markt verschwinden, meint er und ergänzt: »Es wird M&A-Transaktionen geben. Auch wir werden aktiv sein.«

Daneben betont der Manager das organische Wachstum. Den Kern des Portfolios bilden Kommunikationsdienstleistungen via Satellit. Das will er jedoch nicht als Grenze verstanden wissen. Vielmehr ist Marlink dauerhaft auf der Suche nach Partnern, um Reedern auf dem IT-Netzwerk aufbauend Mehrwert zu bieten. Er will ihre Anforderungen verstehen, immer öfter auch im Gespräch mit ihren Kunden, um deren spezifische Bedarfe zu ermitteln.

Zum anderen kooperiert man mit etablierten Industriepartnern, etwa Wärtsilä oder Kongsberg. »Wir werden und wollen nicht die Experten für Sensoren oder Maschinen sein. Aber wir wollen gewährleisten, dass deren Daten sicher und kontrolliert verarbeitet werden«, sagt Olsen.

Skalierbarkeit als Argument

Von anderen Akteuren wie Sperry oder Furuno werden Produkte über die Lösungen der Schwester Marlink-Telemar angebunden. Olsen, wie anderen, geht es um die Operationalität auf der Brücke: »Man kann nicht mit 20 Displays von 20 Anbietern arbeiten, eine integrierte Lösung ist nötig.«

Nicht zuletzt setzt er auf das Knowhow von Start-ups, die spezifische Nischen-Lösungen entwickelt haben. In der Passagierschifffahrt geht es um Sicherheit, in der Handelsschifffahrt, der größte Markt für Marlink, um Betriebseffizienz. »Big Data bringt eine ganze Menge Möglichkeiten hervor, die wir mit neuen Partnern ausschöpfen wollen«, so Olsen weiter.

Spricht der Manager über die weltweite Reederei-Gemeinde, betont er, wie wichtig das Bewusstsein für digitale Dienste und deren Sicherheit ist: »Es geht darum, zu wissen, welche Daten man hat und die Kontrolle darüber zu behalten.«

Marlink hat eine eigene Umfrage unter 200 Eignern durchgeführt. Wenig überraschend gab es solche, die sich noch nicht wirklich mit dem Thema beschäftigt haben – das betrifft vor allem kleine Reeder mit maximal zehn Schiffen – und solche, die dabei sind. Selbst unter diesen seien jedoch noch einige, die Updates oder Dokumente mit USB-Sticks oder gar CD-Rom verschicken – ein beliebtes Einfallstor für Cyber-Kriminelle. »Außerdem wissen diese Reeder nicht, ob das, was sie verschicken, letztlich tatsächlich korrekt installiert wird. Es ist ein leichter Weg, dies elektrisch und automatisch zu machen«, sagt Olsen. Darüber hinaus seien natürlich maßgeschneiderte komplexe Lösungen möglich, »aber das wichtigste ist zunächst, das Bewusstsein beim Reeder zu schaffen.« Er hört oft das Argument, »das betrifft mich bestimmt nicht«, und hält das für gefährlich.

Zudem sieht er großes Potenzial zur Kostenreduzierung. Durchschnittlich gibt es in einer Reederei einen IT-Zuständigen für zwölf Schiffe. »Automatisiert man die Prozesse, kann man ein Verhältnis von 1 zu 80 erreichen. Nicht alles muss man von Land aus machen, mit aufwendigen Reisen, vieles geht mittlerweile über Fernzugriff.«