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Mit dem Defence-Konzern Northrop Grumman im Rücken und potenziellen externen Partnern arbeitet Sperry Marine an einer »neuen« Brücke

Eine erste, noch nicht vollständige Version von »Sperry Sphere« könnte bis zum Jahreswechsel fertig sein, sagt Michiel Meijer, Head of[ds_preview] Digital Transformation beim Spezialisten für Navigationsequipment, im Gespräch mit der HANSA.

Ein mehr oder minder kooperativer Ansatz ist zentraler Bestandteil des Projekts. Sperry will eigene Ausrüstung mit der anderer Dienstleister unter ein Dach bringen. Übernahmen sind dafür explizit nicht vorgesehen, zumindest nicht derzeit. Vielmehr strebt man ein neues Vertriebsmodell an: Sperry vertreibt auch die Anlagen der Partner, womit diese einen zusätzlichen Verkaufskanal hätten, und bekommt dafür eine Gebühr.

Vereinfacht gesagt soll die Vielzahl an Bildschirmen, die heute eine Schiffsbrücke charakterisieren, auf ein großes Display zusammengefasst werden. So soll der Schiffsführung die Arbeit erleichtert und die Sicherheit verstärkt werden. Für letzteres sieht man sich mit dem Knowhow der Mutter Northrop Grumman – zu der man seit 2001 gehört – gut aufgestellt. »Eine Reihe von Firewalls und Sicherheitsbausteinen« soll integriert werden, »das ist Teil unserer DNA«, sagt Meijer. So soll auch das Eindringen von Viren oder Malware über USB-Sticks oder Service-Updates von Zulieferern verhindert werden. Sperry Sphere selbst soll mittelfristig ohne physische Elemente aktualisiert werden können, von Land aus.

Ausgangspunkt für das Projekt waren Ziele wie Bedienerfreundlichkeit auf der Brücke, Konnektivität zum Flottenmanager an Land und Optimierungen im Schiffsbetrieb, bezogen etwa auf Routenplanung oder Maschinenraum-Kontrolle.

Gerade angesichts der immer größeren Schiffe und der steigenden Zahl an Monitoring-Ausrüstung ist es zunehmend schwierig, den Überblick zu behalten. »Der Markt für all das ist sehr fragmentiert, wir wollen die Akteure zusammenbringen«, so der Digitalchef. Interessenten könnten nach einem Sicherheitscheck in das Portfolio eingebaut werden, dass Sperry den Reedereien zur Auswahl anbieten. Sperry agiere letztlich als Plattform, auf der bei weitem nicht nur die eigenen Produkte stehen, die vorrangig aus den Segmenten Remote Maintenance, Radar und Navigation kommen, idealerweise bis hin zur vorausschauenden Wartung.

»Großes Interesse«

Etablierte Akteure sind ebenso willkommen wie Startups, die sich mit Risikomanagement befassen, zum Beispiel für Kollisionsvermeidung und Situational Awareness. Es dürfte laut Meijer aber noch »drei bis vier Jahre« dauern, bis man solche Elemente marktreif integrieren könne.

Der Fokus liegt auf (E-)Navigation und Performance des Schiffs sowie Sicherheit. Kamera-Technologie und künstliche Intelligenz könnten gleichfalls für eine teilweise Automatisierung des Schiffsbetriebs dienen. »Wir wollen die Schiffsführung aber nicht ersetzen, sondern Impulse geben. Wie weit man dabei geht, ist Sache des Kunden«, betont Meijer.

Ein Aspekt der Unterstützung für die Crew soll eine Art Knowhow-Plattform werden. Bestandteil wären auch Video-Manuals für bestimmte Technologien. »Das ist besser als dicke Bedienungsanleitungen zu lesen. Mittelfristig wollen wir auch Online-Training für ECDIS anbieten«, erläutert er.

Losgehen soll es in der ersten Phase idealerweise mit Elementen für Monitoring, ECDIS-Updates, einem Sicherheitstool von Northrop Grumman und eventuell einem Assistenten zum Kraftstoffverbrauch. Geplant ist, pro Teilbereich jeweils mehr als einen Anbieter im Portfolio zu haben, um eine Auswahl zu bieten. »Wir sprechen mit diversen Zulieferern und sehen ein großes Interesse daran«, bestätigt Meijer.

In der Reedereibranche findet das Projekt laut dem Manager ebenfalls Anklang. Vor allem die Containerlinienschifffahrt scheint offen zu sein. So laufen Tests von einigen Komponenten auf einem Schiff eines »Top-5-Carriers«, das derzeit in China gebaut wird, bestätigt er ohne den Namen preiszugeben. Weitere Gespräche laufen.