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Die vorläufigen Schadenquoten für 2018 lassen keinen Überschuss in der Waren- und Seekaskoversicherung erwarten. Der Verband IUMI zeigt besorgt über neue Großschäden

Versicherer und ihre Kapitalgeber dürften im Transportgeschäft im vergangenen Jahr wieder Geld verbrannt haben. Darauf deuten neueste Branchendaten der International[ds_preview] Union of Marine Insurance (IUMI) hin, die auf dem Jahreskongress des Verbands veröffentlicht wurden. Die vorläufige Bruttoschadenquote (Verhältnis von Schäden zu Prämienvolumen) im globalen Seekaskogeschäft liegt für das Zeichnungsjahr 2018 bereits bei über 55%. Da viele gezeichnete Deckungen bis ins laufende Jahr reichen und die Schadensentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, steigt die Quote weiter an.

Auf ein Endergebnis von rund 90% stellt sich die IUMI nach den Erfahrungen der Vorjahre ein. Für die Branche würde das unterm Strich einen Milliardenverlust bedeuten. Für die Deckung von Provisionen, Verwaltungs- und Kapitalkosten im Transportgeschäft blieben demnach nur 10% des Prämienvolumens bei Seekasko übrig. Rund 30% wären hingegen erforderlich, rechnet man in Fachkreisen.

Insgesamt beliefen sich die Prämieneinnahmen in dem Segment im vergangenen Jahr auf rund 7Mrd. $ und damit genauso viel wie im Vorjahr. Die finanzielle Misere setzt sich damit fort. Seit 2005 habe die Seekaskosparte nur in drei Jahren einen Überschuss erwirtschaftet, heißt es bei der IUMI. Getrübt werden die Erwartungen für das Zeichnungsjahr 2018 durch vermehrte Großschäden seit Anfang dieses Jahres – vom Brand der »Yantian Express« im Nordatlantik im Januar bis zum Kentern der »Golden Ray« vor der US-Küste Anfang September. »Nach zwei bis drei guten Jahren zieht die Frequenz der Großschäden erneut an. Das wird die Kosten treiben«, warnte Rama Chandran, Vorsitzender des IUMI-Seekasko-Komitees und Leiter des Transportsegments beim Versicherer QBE in Singapur. Zu allem Überdruss sind seit vergangenem Jahr zusätzliche Milliardenschäden für frühere, noch offene Zeichnungsjahre eingetreten. Der größte Batzen entfällt auf den schweren Brand eines Yachtneubaus auf der Lürssen Werft vor einem Jahr. Das Projekt war offenbar durch eine Police aus dem Jahr 2014 gedeckt. Ergebnis: Die Schadensquote für das Jahr schoss steil um über 20% auf rund 95% hoch. Und für 2016 durchbrach die Quote sogar die 100%-Marke.

Nichtsdestotrotz sieht Chandran leise Hoffnungszeichen im Markt, die auf eine finanzielle Erholung des Seekaskosegments hindeuten, und verweist dabei auf eine Marktbereinigung, die im vergangenen Jahr eingesetzt hat. Rund zwanzig Anbieter zogen sich nach Branchenschätzungen wegen schlechter finanzieller Ergebnisse seither aus dem Geschäft mit Seekasko- oder Warentransportdeckungen zurück oder reduzierten ihr Engagement zumindest stark. Vor allem der britische Lloyd’s-Markt fuhr die Kapazität runter, was die Preise jetzt weltweit nach oben treibt. »Wir sehen Anzeichen dafür, dass das Prämienaufkommen anfängt zu wachsen«, konstatierte Chandran für das Seekaskosegment. Hält dieser Trend an, sei er zuversichtlich, dass der Markt 2019 einen Überschuss erzielen könne.

Ernüchternd fällt auch die vorläufige Jahresbilanz in der Warentransportversicherung aus, die die größte Säule der Transportversicherung vor Seekasko darstellt. Zwar sind die Prämieneinnahmen in der Sparte laut IUMI 2018 um 2,5% auf 16,6Mrd. $ angewachsen. Dieser Anstieg soll aber allein dem Wachstum des Welthandelsvolumens sowie Wechselkurseffekten geschuldet sein. Für einen Überschuss wird es auch hier nicht ausreichen, denn die Bruttoschadensquote liegt den Berechnungen zufolge bereits bei 70% und würde sich bei einem ähnlichen Trendverlauf wie in den Vorjahren wohl bei rund 80% einpendeln.

Sean Dalton, Vorsitzender des IUMI-Cargo-Komitees (Munich Re), beklagt eine zunehmende »Commoditisation« in der Warenversicherung. Das Produkt verliere seinen Spezialcharakter, wird zur Massenware degradiert. Gleichzeitig ist im Zuge der jahrelangen Niedrigzinsphase und Liquiditätsschwemme viel zusätzliches Risikokapital in den Markt geflossen. Diese Entwicklung hat eine Erholung der Prämien bislang vereitelt.

Indessen nehme der Druck zur Anpassung der Prämien aufgrund der Schadensentwicklung zu. Neben den immer größeren Wirbelsturm- und Flutschäden in Häfen und Logistik-Hubs sorgten Brände an Bord von Schiffen für erhöhte Warenverluste, unterstrich Dalton und warnte: »Der Markt wird dieses Jahr weiter auf die Probe gestellt durch neun verheerende Schiffsbrände seit Jahresanfang.«