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Die jüngsten Piraten-Attacken und Geiselnahmen im Golf von Guinea bereiten der Gewerkschaft ITF große Sorgen. Nach den Reedern fordern jetzt auch Vertreter der Seeleute regionale und internationale Schutzmaßnahmen.

David Heindel, Vorsitzender der Arbeitsgruppe »See« bei der Internationalen Transportarbeitergewerkschaft ITF forderte jetzt die Schifffahrtsindustrie, Regierungen und Gewerkschaften[ds_preview] auf, gemeinsam an der Beseitigung der Piraterie im Golf von Guinea zu arbeiten: »Beunruhigend ist, dass die Häufigkeit und Schwere der Angriffe auf Schiffe im Golf von Guinea zunimmt, mit einer Flut von Entführungen und rücksichtslosen Gewalttaten in den letzten Monaten. Die gesamte Schifffahrtsindustrie muss dringend Maßnahmen ergreifen, um Prävention, Reporting und Reaktion auf Angriffe am Golf zu verbessern«, sagte Heindel.

Auslöser für die Forderung waren vor allem die schweren Angriffe auf die »Bonita« und »ElkaAristotle« vor einigen Tagen im Golf von Guinea. Die ITF spricht sich für eine Mischung aus globaler und regionaler Kooperation aus und nimmt dabei die Anrainerstaaten in Westafrika – nicht selten mit einer angemessenen Überwachung der eigenen Küsten- und Seegebiete deutlich überfordert – explizit mit in die Pflicht. Die »Bonita« war vor Benin attackiert worden, neun Besatzungsmitglieder wurden entführt, die »ElkaAristotle« traf es kurz darauf vor Togo, vier Seeleute wurden verschleppt. Zuvor waren in den letzten Monaten auch vor Kamerun und am »Hotspot« Nigeria Seemänner Opfer von Piraten.

»Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle sind seit langem Probleme im Golf von Guinea, aber die Häufigkeit der Angriffe nimmt zu. Berichten zufolge wurden in diesem Jahr 62 Seeleute vor den Küsten Nigerias, Guineas, Togos, Benins und Kameruns gefangen genommen«, moniert die ITF.

Von politischer Seite wird immer wieder beteuert, das man sich des Problems bewusst ist. Allerdings gilt der Einsatz von Kriegsschiffen oder eine internationale Militärallianz, wie sie etwa vor Somalia sehr erfolgreich im Kampf gegen Piraten war und ist, als wenig realistisch. Im Unterschied zu Somalia handelt es sich bei den westafrikanischen Ländern wie Nigeria, Benin, Togo oder Kamerun nicht um sogenannte »failed states«. Es gibt Regierungen und staatliche Strukturen. Auch wenn diese zu oft mit der eigentlich nötigen Arbeit überfordert sind und die zum Teil grassierende Korruption die Piraterie weiter befeuert, handelt es sich um souveräne Staaten. Ein Einsatz von ausländischen Marine-Einheiten wird von den dortigen Regierungen mitunter als Einmischung in innere Angelegenheiten empfunden und daher prinzipiell abgelehnt.

Er erkenne das schwierige internationale regulatorische Umfeld an, sagte Heindel jetzt. Man müsse jedoch weiterhin Kapazitäten schaffen und eine Zusammenarbeit aufbauen. Schließlich gehe es um die Sicherheit und das Leben einer großen Anzahl von Menschen, die durch die Gewässer Westafrikas fahren. Auch unter Reedereien wird die Kritik an der Politik lauter. So hatte etwa der europäische Branchenverband ECSA unlängst Maßnahmen eingefordert und dabei den Einsatz von Kriegsschiffen ins Spiel gebracht.