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Der Hamburger Senat hat heute die Pläne für die künftige Nutzung des Kleinen Grasbrook veröffentlicht. Es geht um Wohnen und Erholen – aber auch künftig um Hafenbetrieb.

Wie Bürgermeister Peter Tschentscher zu den nächsten Schritten sagte, soll es eine Verbindung von Wohnen und Arbeiten gehen. »Gleichzeitig haben wir für die ansässigen Hafen-Unternehmen eine langfristige Perspektive für ihre Investitionen auf dem Grasbrook eröffnet«, so der SPD-Politiker. Der neue Stadtteil Grasbrook solle die Erneuerung von Hamburgs Elbufer fortführen und die HafenCity mit der Veddel verbinden.

Insgesamt 64 Hektar Fläche soll das neue Quartier umfassen, davon mit dem Moldau- und Saalehafen ein großer »Wasser«-Teil. Ursprünglich sollten hier große Teile der Olympia-Infrastruktur stehen, doch weil die Pläne zur Ausrichtung der Spiele hinfällig wurden, war ein neues Konzept nötig. In der Hafenbranche gab es dabei durchaus Sorgen, dass ihr Geschäft von der Stadtentwicklung betroffen oder beeinträchtigt werden könnte, es gab zudem Befürchtungen vor Umsiedlungen.

Der Senat um Bürgermeister Tschentscher sieht in den aktuellen Planungen nun einen guten Kompromiss zwischen Wohnungsbau – rund 3.000 Wohnungen sollen entstehen –, Einkaufsmöglichkeiten, Erholungsgebieten und Wirtschaft. Ein Schwerpunkt soll zwar auf nachhaltiger Entwicklung liefen. Der bisher auf dem Kleinen Grasbrook ansässige Hafensektor – unter anderem die HHLA und Unikai – soll aber offenbar nicht »vertrieben« werden.

Senator Michael Westhagemann sagte: »Hamburg erhält einen neuen Stadtteil, der auch für Unternehmensansiedlungen mehr als attraktiv ist. Wir sichern den Hafenunternehmen ihren Standort, wie wir es versprochen haben.« Die Überlegungen für einen neuen Stadtteil hätten schon vor einigen Jahren in enger Abstimmung mit der Hafenwirtschaft begonnen. Der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH), der Industrieverband Hamburg und die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation hatten bereits am 1. August 2017 einen Letter of Intent zur zukünftigen Entwicklung der Flächen des Überseezentrums zwischen Norderelbe und Moldauhafen und der angrenzenden Flächen auf dem Grasbrook unterzeichnet, der die Rahmenbedingungen und Eckpunkte konkretisierte.

Details

  • Der Hauptstandort des Deutschen Hafenmuseums samt Liegeplatz der »Peking« soll am Holthusenkai auf dem Grasbrook entstehen.
  • Das Hafentorquartier wird mit der grundsätzlichen Bindung an Hafenzwecke als urbanes gewerbliches Quartier den emissionsarmen hafenwirtschaftlichen Nutzungen vorbehalten sein. Dazu gehören Forschung und Entwicklung sowie Flächen für Startups. Mit der Entwicklung des Hafentorquartiers sollen Nutzungskonflikte zwischen der Hafennutzung in den verbleibenden Teilen des Kleinen Grasbrooks und dem neuen Stadtteil Grasbrook, mit Wohnen und Arbeiten, gelöst werden. Die östlich des Saalehafens und Moldauhafens gelegenen Flächen sind auf Grund von Emissionen aus dem Verkehr der östlich gelegenen Bahntrasse und der Straße Am Saalehafen nicht für Wohnnutzungen geeignet.
  • Das Moldauhafenquartier und das Freihafenelbquartier werden künftig in eine gemischt genutzte Fläche für Wohnen und Arbeiten umgewidmet »und sukzessive aus dem Hafengebiet entlassen«, wie es heißt. Das Hafentorquartier verbleibt im Hafengebiet. Der Bereich des Kleinen Grasbrooks außerhalb der drei neuen Quartiere wird entsprechend des Letter of Intent zwischen Hafenwirtschaft, Industrieverband und Senat weiter hafenwirtschaftlich genutzt.
  • Der Mietvertrag mit der HHLA wird laut dem Senat »mit Blick auf die beabsichtigte Entwicklung des neuen Stadtquartiers verlängert mit dem Ziel, der Firma eine langfristige wirtschaftliche Entwicklungsperspektive unter Berücksichtigung der Intensivierung der Nutzung am Standort zu sichern«. Auch der Firma Edeka Handelsgesellschaft Nord mbH soll am Standort eine langfristige Entwicklungsperspektive gegeben werden. Da die heute genutzten Gebäude den künftigen Anforderungen des Betriebes nicht mehr entsprechen würden, werde Edeka auf dem O’Swaldkai auf einem anderen Grundstück neu bauen.

Reaktionen

Gunther Bonz, Präsident des UVHH, begrüßte es jetzt, »dass die auf dem Kleinen Grasbrook und im Umfeld ansässigen Unternehmen mit dem heutigen Senatsbeschluss nun endlich eine verbindliche Planungsgarantie erhalten« und bedankte sich bei Tschentscher und Senator Westhagemann für die Unterstützung. Er gehe davon aus, dass die im Letter of Intent (LoI) vereinbarten Rahmenbedingungen sowohl für die Unikaifläche (HHLA) als auch für die weiteren umliegenden Betriebe umgesetzt werden. »Diese sehen neben einer Verlängerung der Mietverträge für die Unternehmen auch keinerlei betriebliche Einschränkungen aufgrund der auf dem Überseezentrum geplanten Wohnbebauung durch Lärm- und andere Emissionen vor«, so Bonz.

Aus der Opposition kommentierte der Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse: »Es ist gut, dass der Senat nun endlich für Klarheit auf dem Grasbrook sorgt, denn die vergangenen Jahre haben zu enormen Investitionshemmnissen bei Hafen-Unternehmen geführt.«