Die Spreizung bei den Kraftstoffpreisen könnte gegensätzliche Trends bei den Schiffsgeschwindigkeiten zur Folge haben. Große Einheiten fahren schnell, kleine langsam.
Die Entwicklung der Bunkerpreise nächstes Jahr dürfte sich [ds_preview]positiv auf die Produktivität großer Containerschiffe auswirken, während die Effizienz kleinerer Tonnage eher leiden könnte. Diese Einschätzung vertritt die Research-Abteilung der Doehle Group in ihrem Maritime Overview-Report (TMO).
Große Frachter schneller unterwegs?
So sei denkbar, dass die Fahrtgeschwindigkeiten der großen Frachter in der Linienfahrt erhöht werden und die Carrier dadurch sogar Schiffe pro Fahrtgebiet einsparen. »Für kleinere Schiffe dürfte genau das Gegenteil der Fall sein: Ihre Fahrtgeschwindigkeiten werden verringert, um Treibstoffkosten zu sparen«, heißt es in dem Bericht.
Ausschlaggebend dafür seien gegenläufige Trends bei den Kraftstoffkosten für große und kleine Tonnage in der Containerschifffahrt. So werde ein hoher Anteil der ULCV, die auf den Ost-West-Routen fahren, mit Abgasreinigungsanlagen (Scrubber) ausgestattet. Diese System erlauben es, auch künftig das viel günstigere konventionelle Schweröl zu bunkern.
IMO 2020 sorgt für Preisdifferenz
Bei den kleineren Schiffstypen vom Panamax hinunter bis zum kleinsten Feeder ist der Anteil der mit Scrubber ausgestatteten Schiffe hingegen äußerst gering. Das bedeutet: Letztere müssen den teureren schwefelarmen Bunker (VLSFO) oder Gasöl (MGO) tanken, um die neuen IMO-Bestimmungen zu erfüllen.
An den Terminmärkten wird VLSFO zur Lieferung in Rotterdam nächstes Jahr mit bis zu 470 $/t gehandelt – das liegt rund 230 $/t über dem Preis für herkömmliches Schweröl. Damit würde sich die Treibstoffrechnung der kleineren Schiffe ohne Scrubber gegenüber heute verdoppeln, wenn nicht die Geschwindigkeiten und damit auch die Verbräuche reduziert werden.
Weniger Tempo, mehr Schiffe …
Sollten die Carrier die kleinen Einheiten tatsächlich langsamer fahren lassen, bräuchten sie allerdings zusätzliche Schiffe, um die gleichen Ladungsmengen wie heute zu befördern. Das wäre gut für den Chartermarkt und die Raten der kleinen Schiffe, die seit geraumer Zeit stagnieren.
Im Segment der ganz großen Containerschiffe würde es sich genau anders herum verhalten, wenn die Carrier auf die Tube drücken sollten. Dabei dürften die Anreize zur Anhebung der Fahrtgeschwindigkeit laut Doehle Research noch zunehmen, weil der Preis für herkömmliches Schweröl wahrscheinlich tiefer sinke, als es die Terminmärkte prognostizieren. Die Tendenz könnte Richtung 100 $/t gehen, heißt es.
Grund dafür sei ein zu erwartendes Überangebot an höher schwefeligem Schweröl, das nur dann alternative Abnehmer im Kraftwerkssektor finden werde, wenn es gegenüber der billigeren Kohle zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werde. (mph)