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Im Golf von Guinea wurden erneut zivile Seeleute von Piraten entführt. Bei der jüngsten Attacke traf es den Ankerziehschlepper »Pacific Warden« relativ weit östlich: vor [ds_preview]der Küste von Aquatorial Guinea.

Die in Singapur ansässige Reederei Swire Pacific bestätigte den Vorfall jetzt. Demnach war das Schiff bereits am Mittwoch von einer Gruppe Piraten angegriffen worden.

Das 69 m lange Schiff mit verhältnismäßig flachem Deck und viel freier Fläche hat Platz für maximal 30 Personen. Zur Zeit des Überfalls waren 15 Besatzungsmitglieder an Bord.

Swire Pacific Offshore (SPO) teilte mit, dass »Pacific Warden« um etwa 05 Uhr Ortszeit bei Arbeiten vor Äquatorialguinea angegriffen wurde. Acht Männer sind demnach sicher an Land und unversehrt. »Sieben Besatzungsmitglieder wurden von den Angreifern entführt und werden vermisst. Die lokalen Behörden und die Marine von Äquatorialguinea haben schnell auf den Vorfall reagiert«, so das Statement. Man werde »alles in unserer Macht Stehende tun, um die sichere und rechtzeitige Rückkehr der vermissten Besatzungsmitglieder in Abstimmung mit den zuständigen Behörden zu gewährleisten«.

Es ist der jüngste von zuletzt wieder vermehrt auftretenden Piraten-Überfallen vor Westafrika. Laut dem Branchendienst sogar der dritte in der Region der Bioko-Insel. Dort sollen sich nigerianische Piraten aufhalten, die durch die intensiveren Aktivitäten der Behörden aus den Gewässern Nigerias verdrängt wurden.

In der Branche wächst die Sorge vor einem noch stärkeren Aufflammen der Piraterie im Golf von Guinea. Erst vor wenigen Tagen hatte die internationale Transportarbeitergewerkschaft ITF Alarm geschlagen. Nach den Reedern forderten auch Vertreter der Seeleute regionale und internationale Schutzmaßnahmen.

Auslöser waren vor allem die schweren Angriffe auf die »Bonita« und »ElkaAristotle« vor einigen Tagen im Golf von Guinea. Die ITF spricht sich für eine Mischung aus globaler und regionaler Kooperation aus und nimmt dabei die Anrainerstaaten in Westafrika – nicht selten mit einer angemessenen Überwachung der eigenen Küsten- und Seegebiete deutlich überfordert – explizit mit in die Pflicht. Die »Bonita« war vor Benin attackiert worden, neun Besatzungsmitglieder wurden entführt, die »Elka Aristotle« traf es kurz darauf vor Togo, vier Seeleute wurden verschleppt. Zuvor waren in den letzten Monaten auch vor Kamerun und am »Hotspot« Nigeria Seemänner Opfer von Piraten.

Von politischer Seite wird immer wieder beteuert, das man sich des Problems bewusst ist. Allerdings gilt der Einsatz von Kriegsschiffen oder eine internationale Militärallianz, wie sie etwa vor Somalia sehr erfolgreich im Kampf gegen Piraten war und ist, als wenig realistisch. Im Unterschied zu Somalia handelt es sich bei den westafrikanischen Ländern wie Nigeria, Benin, Togo oder Kamerun nicht um sogenannte »failed states«. Es gibt Regierungen und staatliche Strukturen. Auch wenn diese zu oft mit der eigentlich nötigen Arbeit überfordert sind und die zum Teil grassierende Korruption die Piraterie weiter befeuert, handelt es sich um souveräne Staaten. Ein Einsatz von ausländischen Marine-Einheiten wird von den dortigen Regierungen mitunter als Einmischung in innere Angelegenheiten empfunden und daher prinzipiell abgelehnt.

Auch unter Reedereien wird die Kritik an der Politik lauter. So hatte etwa der europäische Branchenverband ECSA unlängst Maßnahmen eingefordert und dabei den Einsatz von Kriegsschiffen ins Spiel gebracht.