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Nur sechs Monate nach der Investitionsankündigung für das Offshore-Installationsschiff »Voltaire« bestellt die Jan De Nul Group ein weiteres Kranschiff. Finanziert wurde es über einen »Green Loan« – ein wachsender Markt.

Zusammen mit der »Voltaire« etabliert das[ds_preview] neue Schiff eine eigene »Übergrößenklasse«. Die Schiffe sollen in der Lage sein, die neueste Generation von Offshore-Windparks zu bauen. Die bei CMHI Haimen in China in Auftrag gegebene »Les Alizés« (»die Passatwinde«) soll 2022 fertig sein.

Jan De Nul Group - Offshore Installation Crane Vessel Les Alizes
Quelle: Jan de Nul Group

Die »Les Alizés« ist speziell für das Verladen, Transportieren, Heben und Installieren von Offshore-Windkraftanlagenfundamenten konzipiert. Hauptmerkmale sind ein Kran mit 5.000 t Kapazität, eine Decksbelastbarkeit von 61.000 t und eine Decksfläche von 9.300 m². So kann das Schiff die schwereren Fundamente – mehrere pro Fahrt – zum Offshore-Installationsort transportieren, »mit direkten Vorteilen bei der Planung, dem Kraftstoffverbrauch und der Emissionsreduzierung«, wie Jan de Nul anmerkt.

Im Gegensatz zur »Voltaire« hat die »Les Alizés« keine Beine, um sich über die Meeresoberfläche zu heben. Es handelt sich um ein Kranschiff für die schwimmende Installation, d.h. das Schiff ist unabhängig von den Wassertiefen und den Bedingungen am Meeresboden und ist mit einem DP2-System ausgestattet. So könne der Neubau die Fundamente auch unter schwierigeren Bodenverhältnissen einubauen als bisherige Einheiten heute dazu in der Lage sind.

Grüne Technologie und Innovationen an Bord

Bei der Konstruktion des Schiffes achtete Jan De Nul Group nach eigener Aussage insbesondere auf die Umweltauswirkungen. Die neueste Generation der Schiffe von Jan De Nul ist mit einer Abgasfiltertechnologie ausgestattet, die den europäischen EURO-STAGE-V-Richtlinien für Emissionen auf Land- und Binnenwasserstraßen entspricht. Das werde auch bei der »Les Alizés« der Fall sein.

Durch Abgasfiltersysteme sollen die »Les Alizés« und »Voltaire« die ersten seetüchtigen Installationsschiffe der Welt mit extrem niedrigen Emissionen (Ultra-Low-Emission Vessel, kurz ULEV) und mit EURO-STAGE-V-Zertifizierung sein. Das Doppelabgasfiltersystem entferne bis zu 99% der Nanopartikel aus den Emissionen mit einem Dieselpartikelfilter (DPF), gefolgt von einem selektiven katalytischen Reduktionssystem (SCR) zur NOx-Entfernung, heißt es. Der Neubau soll auch ein Cleanship-NDO7-Label und ein Green-Passport-EU-Label bekommen.

Erster »Green Loan« für Jan De Nul Group und KBC Bank

Anfang Juli 2019 schloss die Jan De Nul Group mit einem Konsortium von fünf Banken (KBC Bank, BNP Paribas Fortis, ING Luxembourg, Rabobank und Belfius Bank) unter der Führung der KBC Bank einen Vertrag über einen »Green Loan« zur Finanzierung beider Investitionen. Für die Jan De Nul Group ist dies der erste »grüne« Kredit, für die KBC der erste syndizierte grüne Kredit innerhalb des Schifffahrtssektors.

Luc Popelier, CEO International Markets Division KBC Group: »Wir haben auf der Grundlage unseres vorhandenen Wissens und unserer Erfahrung mit grünen Anleihen diesen grünen Konsortialkredit strukturiert und koordiniert. Unter anderem war die KBC auch für die Ausarbeitung des Green Financing Framework verantwortlich, der die Kriterien beschreibt, die diese nachhaltigen Schiffe erfüllen müssen, um für das Green Loan in Frage zu kommen.«

Ausschlaggebend war, dass die beiden neuen Schiffe hauptsächlich für den Bereich der erneuerbaren Energien eingesetzt werden und beide mit einem fortschrittlichen Abgasbehandlungssystem ausgestattet werden.

Markt für nachhaltige Finanzierungen wächst

Der Green Loan wurde nach den von der Loan Market Association (dem Branchenverband, in dem Banken, Anwälte und andere Finanzparteien vertreten sind) ausgearbeiteten »Green Loan Principles« strukturiert und zielt darauf ab, Investitionen in grüne Projekte zu fördern, indem Banken und Unternehmen Leitlinien für die Merkmale eines Green Loans zur Verfügung gestellt werden.

sustainable and green loan market 2019
Quelle: KBC Bank

Seit 2017 wächst der Markt für nachhaltige Finanzierungen rasant, wobei die EMEA-Zone die treibende Kraft ist. Dieser Trend setzt sich 2019 mit einem Anstieg von 47% im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fort.

Auf dem Markt für nachhaltige Finanzierungen entfällt jedoch der größte Anteil (84%) auf so genannte Nachhaltigkeitskredite, bei denen die Kreditkonditionen teilweise von der Leistung des Kreditnehmers im Hinblick auf die Nachhaltigkeit abhängen. Umweltkredite selbst stellen einen kleinen Teil des Gesamtmarktes dar (16%), da diese Umweltkredite strengeren Kriterien unterliegen. Ein grünes Darlehen sollte in seiner Gesamtheit zur Finanzierung grüner Projekte verwendet werden.

Reaktion auf den globalen Trend im Offshore-Windenergiesektor

Diese Schiffsinvestition sei eine Reaktion auf den globalen Trend im Offshore-Windenergiesektor hin zu immer größeren Windturbinen. Die Turbinen der neuesten Generation können mehr als 270 m hoch sein, mit bis zu 120 m langen Rotorblättern und einem Fundament von bis zu 2.500 t Gewicht. Die derzeit auf dem Markt erhältlichen Offshore-Installationsschiffe haben nach Angaben vom Jan de Nul »große Schwierigkeiten« bei der Installation dieser neuen Turbinen und ihrer schwereren Fundamente.

Philippe Hutse, Offshore Director: »Wir investieren weiterhin in die Zukunft der erneuerbaren Offshore-Energie. Wenn wir die ›Les Alizés‹ heute bestellen, werden wir ab 2022 nicht nur ein, sondern zwei Offshore-Installationsschiffe haben, die in der Lage sein werden, die neueste Generation von Offshore-Windparks zu installieren. So bieten wir unseren Kunden die effizienteste Installationsmethode.«

»Wollen ein wichtiger und dauerhafter Akteur in diesem Bereich sein«

»Ähnlich wie bei der ›Voltaire‹ haben wir diese Investition durch einen Green Loan finanziert, dank der Technologie zur Reduzierung der grünen Emissionen an Bord des Schiffes. Während der Entwurfsphase haben wir, wie bei allen unseren neuen Schiffen, die Umweltauswirkungen und die Lösungen zur Minimierung dieser Auswirkungen sehr sorgfältig untersucht«, so Hutse weiter.

Peter De Pooter, Manager Offshore Renewables: »Mit der »Les Alizés« wollen wir unsere Vision und unseren Glauben an die Zukunft der Offshore-Windenergie weiter stärken. Wir wollen ein wichtiger und dauerhafter Akteur in diesem Bereich sein. Deshalb investieren wir weiterhin in den weiteren Ausbau unseres Bereichs Offshore-Renewables.«