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Der von der Bundesregierung geplante Kohleausstieg bis 2038 alarmiert die Hafenwirtschaft in Wilhelmshaven. Bis zu 600 Arbeitsplätze sieht sie bedroht.

Vom Ausstieg aus der Kohleverstromung [ds_preview]seien in Wilhelmshaven nicht nur die beiden Kohlekraftwerke von ENGIE und UNIPER betroffen, sondern in erheblichem Maße auch Rhenus Midgard mit der Umschlaganlage am Rüstersieler Groden. Dort werden jährlich bis zu 8 Mio. t über die Niedersachsenbrücke umgeschlagen.

Wo bleibt die Förderung?

Direkt und indirekt seien mindestens 600 hochqualifizierte Arbeitsplätze gefährdet, heißt es bei der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV e.V.). Sie fordert deshalb Ausgleichsmaßnahmen der Politik. Sowohl im Strukturstärkungsgesetz als auch im Kohleausstiegsgesetz seien aber keine konkreten Fördermöglichkeiten erkennbar, kritisieren WHV-Vorstand Heiner Holzhausen und Matthias Schrell, Geschäftsführer bei Rhenus-Midgard Wilhelmshaven.

Zuletzt hatte erst vor wenigen Tagen die TaskForce »Wilhelmshaven« im Wirtschaftsministerium in Hannover getagt. Sie soll wertschöpfende Konversionsprojekte, die umsetzbar und förderungswürdig sind, untersuchen. So müsse es gelingen, ein LNG-Terminal an der Jade zu errichten, heißt es bei der WHV.

LNG und Kälterückgewinnung

So könnte Kälterückgewinnung aus LNG für einen umweltfreundlichen Kälteeinsatz (Strom/Wärme/Kälte) in Gewerbegebieten, Kühlhäusern, bei Kühl-Transporten, einer CO2-Vereisung oder beim Trockeneiseinsatz als Strahlmittel in Werften oder in der Meerwasseraufbereitung entwickelt werden. Wilhelmshaven konkurriert mit den Plänen für ein LNG-Terminal allerdings mit Stade, Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) und Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).

Landesminister Bernd Althusmann hatte bei der konstituierenden Sitzung bekräftigt, dass der durch den Kohleausstieg bedingte Umstrukturierungsprozess durch die Stadt und das Land frühzeitig begleitet sowie unterstützt werden müsse. Wilhelmshaven und die Region dürften beim Kohleausstieg nicht allein gelassen werden, so Althusmann. »Die Region hat das Potential, ihre Position als eine der großen Energiedrehscheiben im Nordwesten Europas weiter auszubauen.«

Task Force soll Alternativen entwickeln

Althusmann plant demnach ein vom Land gefördertes Regionalmanagement. So sollen beispielsweise Möglichkeiten erarbeitet werden, wie die bestehende Infrastruktur auch künftig genutzt werden kann. Die Gewerkschaften und lokalen Energieunternehmen sind nun aufgefordert, ihre Vorschläge für den anstehenden Strukturwandel vorzubringen. Diese sollen bei der nächsten Sitzung der Task Force im ersten Quartal 2020 diskutiert werden.

Die Region Wilhelmshaven habe mit dem einzigen deutschen Tiefwasserhafen, den Anlagen und Flächen im Inneren Hafen wie auch mit den nahegelegenen Kavernen große Chancen, die Energiewende mit innovativen Ideen voranzutreiben, so die WHV.

Durch den Kohleausstieg ist geplant, die Steinkohleverstromung am Standort Wilhelmshaven zu beenden. Mit dem aktuell im Bundesrat verhandelten Entwurf des Strukturstärkungsgesetzes soll Niedersachsen für den Standort Wilhelmshaven 157 Mio. € an Strukturhilfen erhalten.